Chemiestudium: Periodensystem auswendig lernen?

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Natürlich muß man im Chemiestudium zu jedem Element die Gruppe und die Nachbarn oben, unten, links und rechts wissen. Sonst kommt man durch keine Anorganik-Prüfung (die Lanthanoiden kann man auslassen, außer die Vor­tragenden haben ein Faible dafür).

Soweit die schlechte Nachricht. Es gibt aber auch eine gute: Das gehört zu den einfachsten Dingen, die man im Chemie­studium lernt.

Du brauchst als Chemiker eine hübsche Portion Mathematik, damit Du die abstrakten partiellen Differenziale in der Thermo­dynamik und die ziemlich haarigen Formalismen the Quanten­mechanik verstehst, ganz zu schweigen von der Fourier-Trans­formation, die immer dann auftaucht, wenn Licht mit Materie wechsel­wirkt (also überall in der Spektroskopie).

Du brauchst ein ziemliches Gedächtnis für Detailwissen, wenn Du zu jedem chemischen Element seine diversen typischen Reaktionen lernst (das Perioden­system, gelernt an einem halben Nach­mittag, wird Dir dabei eine ziemliche Hilfe sein). Oder die unzähligen Namens­reaktionen und verzwickten Reaktions­mechanis­men der Organischen Chemie, die zwar grob einigen wenigen Mustern folgen, aber im Detail immer wieder Über­raschun­gen präsentieren. Von der Bio­chemie red ich gar nicht erst.

Im Chemiestudium haben Knallen und Stinken durchaus ihren Platz. Aber da gibt es noch viel, viel mehr.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik
lumi2000  08.08.2014, 18:53

Man sollte sich davon aber nicht abschrecken lassen. Das alles, was hier erwähnt wird, musst du nicht schon nach zwei Semestern beherrschen. Das wird dir alles Stück für Stück beigebracht und wenn man am Ball bleibt, ist es gut schaffbar.

Mit Auswendiglernen allein kann man das Studium nicht schaffen. Verständnis ist ein muss. Und das sture Auswendiglernen, wie das PSE, hält sich in Grenzen.

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Gaiwa  28.02.2015, 20:22

Hallo, eine kurze Zusatzfrage:

Ich habe momentan ein bisschen Zeit, und wollte fragen welche Werte ausser der Position (Gruppe, Nachbarn, ect) denn sonst noch sinnvoll oder notwendig zu lernen wären? Also Zeug wie Atommasse, Massezahl, Ionisierungsenergie, Elektronenkonfiguration (also halt stumpf auswendig lernen, im Gegensatz zu "jedes Mal nachdenken"), Oxidationszahlen, ect.?

Mit sinnvoll/notwendig mein ich, gibts einen Punkt wo man diese Infos denn wirklich exakt auswendig kennen muss oder wo das nützlich wäre (ala Mangan, 54.938049, etc)?

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indiachinacook  28.02.2015, 23:03
@Gaiwa

Oxidationszahlen und Aggregatzustand sind sinnvoll, den Rest sieht man nach.

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also bei uns in der uni mussten wirs nach den ersten 4 wochen praktikum in höchstens 5 min aufschreiben können...ohne Lanthanide, Actinide und der 7. Periode.

Im 2. Semester mussten wir dann auch noch die Lanthanide können!

Aber das lernt man echt schnell, das sind vllt 10 Merksätze (Hallo Lieber Nachbar, komm rüber Caesar friert etc pp)... in den Prüfungen muss man dann auch auf anhieb wissen, was in welcher gruppe steht, was rechts links daneben steht, elektronenkonfiguration etc. pp... aber nach nen paar monaten hat man das drin, das ist gar kein problem...da hat man echt andere sorgen, wo indianacook es geschieben hat!

?? Das Periodensystem im Kopf zu behalten wäre noch die einfachste Anforderung.

In einem Chemiestudium wird weit mehr verlangt. Natürlich sollte man sich auch mit stöchiometrischen Berechnungen leicht tun usw.

Vor allem sollte sich sich aber im klaren sein, was ein späterer Chemiker im Beruf tut und ob sie das wirklich gern tun will.

turalo  08.08.2014, 08:18

Ein Chemiker hat ein breites Auswahlfeld für seine spätere Berufswahl.

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Geooekologe  08.08.2014, 08:50
@turalo

Unnötiger Kommentar. Die Tatsache, daß Chemiker in sehr vielen Bereichen tätig sind, rechtfertigt keineswegs den Schluß, daß man nach Studienabschluß die freie Wahl hat und nur zugreifen braucht.

Eine Studienberatung in der Art "jetzt halte bloß mal das Studium durch, nachher kannst Du machen, was Dir Spass macht" ist ganz schlecht und gefährlich.

Jemand, der schon Probleme hat, sich das Periodensystem im wesentlichen zu merken, ist für den Studiengang ziemlich zweifelhaft.

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deletedname  08.08.2014, 11:15
@Geooekologe

Ich studiere momentan eine der eine der Ingenieurswissenschaften mit Schwerpunkt Chemie. Bei uns haben wir dem entsprechend auch einige Chemie Absolventen Lehramt und Bachelor die sich doch um entschieden haben. Und ich kann dir sagen, dass ich mir bei zwei von denen sicher bin, dass sie nicht wissen wie das PSE aufgebaut ist, höchstens schemenhaft. Von den Chemieabbrechern die bei uns sind, glaube ich auch nicht, dass die das drauf haben.

Der Hinweis, dass es später ein großes Auswahlfeld gibt, scheint mir ganz vernünftig, denn oft weiß man erst im Studium was man möchte. Niemand geht hin und sagt ich möchte jetzt Glaschemiker werden, mich auf Polymerchemie spezialisieren, in die Pharmaindustrie, oder irgendwo ins Management. Ob man dann eine Chance erhält seinen Wunsch dann auch im Berufsleben zu verwirklichen ist eine andere Geschichte. Jedoch ist bei guten Noten und Motivation, sowie Promotion alles möglich.

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Wie alt ist denn die Freundin? Hat sie ihr Abitur bereits in der Tasche?

Chemie ist einer der schwersten Studiengänge überhaupt. Da muss man weitaus mehr beherrschen als das Periodensystem....

Ich würd mal den folgenden Vergleich vorschlagen:

Muss ich als Koch wirklich zig Fleisch- und Fischsorten und -stücke kennen? Und Gemüse, Nudeln, Süßspeisen und und und ?

Inner Frittenbude eher nicht. Aber einen studierten Chemiker musst du mit einem Sternekoch vergleichen.

Und wenn du die richtigen Zutaten ausgesucht hast, dann beginnt ja erst die eigentliche Kunst.

Ansonsten hast du ja schon viele gute und richtige Antworten erhalten. Und ich kann bestätigen, dass man im Lauf der Jahre fast alle Elmente "einfach" kennt". So Exoten wie Rhenium (und die inneren Übergangsmetalle) oder die Reihenfolge der leichten Platintetalle (Ruthenium, Rhodium, Palladium) lernt man vielleicht irgendwann wirklich auswendig, weil einen die Wissenlücken stören, immer wieder ;-)