Castellano - Catalán-Zweisprachigkeit in Katalonien

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Zweisprachigkeit, also Katalanisch und Kastilianisch, ist ja immer positiv, nicht umsonst sagt man: zwei Sprachen - zwei Welten; also man bekommt den Reichtum von zwei Kulturen mit. Was ich schade finde, ist, dass sich Katalanen öfters weigern, Spanisch zu sprechen. Sie tun dann so, als würden sie es nicht verstehen. Ist mir öfter passiert. Ansonsten war früher vielen Katalanen Katalanisch auch zu "ländlich"; eine Freundin von mir spricht es, wenn sie auf dem Markt einkaufen geht, doch in der Universität nur Spanisch. Was Ireneboa von der Universität beschreibt, kenne ich so nicht; allerdings gibt es ja auch viele spanische und lateinamerikanische Studenten und da gebietet es eigentlich die Höflichkeit, die Vorlesung in der Sprache zu halten, die alle verstehen.

IRENEBOA  06.12.2011, 19:03

Das sehe ich mittleriweile anders: Viele Zugezogene weigern sich entgegen jeglicher sprachlicher und kultureller Realität, Katalanisch zu lernen. Es zwingt sie ja niemand, gerade in Katalonien Fuß fassen zu wollen. Und wenn ich als Ausländerin es geschafft habe, sowoh Kastilisch als auch Katalanisch zu lernen und mich mit meinen katalanischen und nichtkatalanischen Freunden auf Katalanisch unterhalte, der Sprache unserer Wahl für die Verständigung, dann geht mir der Hut hoch, wenn plötzlich 10 Leute ganz selbstverständlich und möglichst auf unbegrenzte Dauer die Sprache wechseln und sich am besten auch noch rechtfertigen sollen. Ich rede hier von einem illustren Grüppchen, das aus Leuten aus Deutschland, England, Frankreich, Teilen Spaniens, Brasilien, China, Korea, Japan besteht, von denen alle primär auf Katalanisch kommunizieren, auch wenn sie Kastilisch sprechen. Vielleicht kannst du jetzt verstehen, was ich meine - diese Leute haben nicht nur eine, sondern zwei Fremdsprachen erlernt - und Leute aus nicht-katalanischsprechenden Regionen fühlen sich überfordert, sich mit genau einer Fremdsprache vertraut zu machen? Überhaupt ist das alles kein Drama - in der Schweiz gibt es VIER offizielle Sprachen. Wer aus Bern (deutschsprachiger Teil) nach Fribourg (französischsprachig) zieht, muss ab seinem Umzug die gesamte Verwaltung auf Französisch bewältigen. Und bei einem neuerlichen Umzug nach Ancona muss er sich mit den Ämtern auf Italienisch auseinandersetzen.

Warum bitte ist die EINE Sprache in Katalonien also ein Problem, während das in der Schweiz offenbar ganz reibungslos klappt? Sind die Schweizer intelligenter? Oder sprachbegabter? Oder liegt es einfach daran, dass es keine Raum zur Diskussion gibt und die Schweiz da einfach kompromisslos ist?

Ich haben übrigens in den über 10 Jahren in Katalonien noch nie mitbekommen, dass sich jemand geweigert hätte, mit mir auf Kastilisch zu reden. Auseinandersetzungen hatte ich aber sehr wohl mit zentralistischen Ewiggestrigen - einem Taxifahrer aus Andalusien, der mich gleich 4mal in einem einzigen Satz beleidigte (als Frau, als Deutsche, als Blondine, als Katalanisch sprechende Person) und ein Flugbegleiter aus Madrid, der meinte, er müsse mich belehren. Das sind aber Ausnahmen.

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bountyeis  06.12.2011, 20:06
@IRENEBOA

das Katalanen nicht Kastilisch sprechen wollen, habe ich leider öfter erlebt; sogar in Geschäften. Fand ich immer Schwachfug, weil so eine Kommunikation überhaupt nicht stattfinden konnte. Ich spreche nur Spanisch; ich lebe aber auch nicht in Katalonien, sondern war als Touristin dort. Wie gesagt, ich finde Zweisprachigkeit immer positiv. Ich meine nur, dass sich Katalanen, die kein Kastilisch sprechen (wollen?), sich freiwillig auf eine 6- Millionen- Einwohner- Region beschränken und ihre spanische Umgebung vernachlässigen.

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IRENEBOA  07.12.2011, 13:35
@bountyeis

Ich finde die Erwähnung von Zahlen nicht ganz passend - wenn man den „Wert“ einer Sprache und Kultur danach beurteilt, wie viele Muttersprachler sie hat, dann müsste man Luxemb(o)urgisch doch direkt abschaffen. In der EU (Parlament und Kommission) sind durchaus Sprachen mit WENIGER Sprechern vertreten - und zwar vollzeitmäßig mit Dolmetschern etc.: Übrigens gibt es um die 12 Millionen Muttersprachler, nicht 6 Millionen. Valencia grenzt sich selbst zwar aus Katalonien aus, gehört aber zu den Països Catalans und Valencià zählt sprachwissenschaftlich zur katalanischen Sprachfamilie.

Wie ich bereits sagte, ich persönlich hatte nie Probleme. Manche Freunde von mir schildern Ähnliches wie du. Ich gehe davon aus, dass es überall Deppen gibt, die über den eigenen Tellerrand nicht hinausschauen. Generell sind gerade die Katalanen sehr weltoffen und neugierig, aber wenn es um ihre Sprache und Kultur geht, hört der Spaß auf. Das ist nicht nur historisch begründet, sondern meiner Meinung angesichts der aktuellen Politik verständlich. Den Ultraextremen kann ich aber auch rein gar nichts abgewinnen.

Generell, um endlich auf den Punkt zu kommen, ist das Problem Folgendes: Die Nicht-Minderheiten Spaniens, d. h. alle Spanier AUSSER Galizen (Galegen), Basken, Katalanen haben unter Franco kaum Einschränkungen erlebt. Franco wollte jedoch ein Einheitsspanien erschaffen - das NIE existiert hat und nur ein Hirngespinst war und ist, sozusagen eine „Kunstform“ des vermeintlich Urspanischen. Ein Einheitsspanien mit einer Einheitskultur und einer Einheitssprache. Diejenigen, die an ihrer Sprache/Kultur festhielten und sie offen lebten und sprachen, wurden kurzerhand in Konzentrations- und Arbeitslager im Nordwesten oder Hinterland gesteckt - oder kurzerhand füsiliert. Das Bild von Spanien, das viele Menschen, nicht nur Deutsche, aber im Hinterkopf haben, ist genau das, das von Franco gepflegt, propagiert und exportiert wurde: Flamenco Olé, Pata Negra, Stierkämpfe, Tapas, Paella, Sangría ... im Norden, Süden, Osten, Westen. Das hat aber NIE der Realität entsprochen. Tapas sind im Süden (Andalusien) üblich, nicht aber im Baskenland (dort isst man Montaditos bzw. Pintxos) und auch nicht in Katalonien. Im Norden Kataloniens ist die Paella ein Importgericht; typisch ist die Fideuà (mit Nudeln). Erst ab dem Umland des Ebrodeltas ist Paella üblich. Überhaupt ist Paella im Binnenland (Madrid) gar nicht heimisch. Die schwarzen Schweine sind in der Extremadura beheimatet, denn dort herrscht auch das notwenige Klima für den Trockenprozess. Auf Mallorca oder Menorca oder Ibiza lassen sich diese Schinken nicht zubereiten, weil es zu feucht isst - dafür genießt man dort die Sobrassada. Und der Katalog könnte beliebig erweitert werden.

Du schreibst: „Ich meine nur, dass sich Katalanen, die kein Kastilisch sprechen (wollen?), sich freiwillig auf eine 6- Millionen-Einwohner- Region beschränken und ihre spanische Umgebung vernachlässigen.“ Meine Frage: MÜSSEN sie sich denn auf die spanische Umgebung konzentrieren? Katalonien ist ja wie ein Land im Land. Warum sollen sich die Leute nicht selbst genügen? Diejenigen, die Interesse an Spanien haben, leben das in der Regel schon aus. Nur: Spanien hat sehr häufig kein Interesse an Katalonien. Außerhalb Kataloniens (in den Regionen, in denen ausschließlich Kastilisch gesprochen wird) habe ich schon häufiger saftige Kommentare abkassiert, wenn ich zwar auf Kastilisch bestellt, aber mit meinen Freunden auf Katalanisch geredet habe, oder bin teils gar nicht bedient (und einmal sogar des Lokals verwiesen worden). Irgendwann fragt man sich da, warum soll man das Interesse beibehalten, wenn einem umgekehrt teils Genervtheit, teils regelrechte Feindseligkeit entgegenschlägt? Von der Seite aus sollte man das auch mal betrachten, das wird nämlich sehr, sehr gern ignoriert, runtergespielt, vergessen.

Nun kommen aber die Leute zum Urlaub oder aus wirtschaftlich motivierten Beweggründen nach Spanien, lassen sich in Katalonien nieder und klagen, dass Katalonien ja so gar nicht dem Spanien entspricht, wie sie es vorzufinden wünschen - was ja von Anfang an ein Hirngespinst war. Vielleicht habe ich die Situation jetzt etwas deutlicher gemacht. Das ist doch, als käme jemand nach Hamburg und würde sich beklagen, dass es dort Meer hat, windig ist, kein Oktoberfest gibt, keine Weißwürste zum Zutzeln zu bekommen sind und die Alpen fehlen. Naja, würde man sagen, musst du halt nach Bayern gehen. Genau. Nur werden im Falle Kataloniens eben die gesamte Sprache und heimische Kultur (und ihre Existenzberechtigung) hinterfragt - und nicht nur ab und zu, sondern quasi konstant.

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Prinzipiell wird hauptsächlich Katalanisch gesprochen. In Barcelona Capital (also der Stadt, nicht der Region) wird des starken Zureise von Ausländern aus dem inner- und außereuropäischen Ausland und dem Zuzug von Spaniern aus nicht-katalanischsprachigen Regionen, die sich häufig gegen das Erlernen der katalanischen Sprache wehren, sehr viel mehr Spanisch gesprochen als in den übrigen Teilen Kataloniens, aber längst nicht ausschließlich. Zu verstehen gibt es an dem Thema nicht viel: Katalonien (und damit schließe ich Valencia vorerst aus, obwohl Valezianisch zur katalanischen Sprachfamilie zählt) ist der spanischen Zentralregierung ein Dorn im Auge, auch die sprachliche und kulturelle Autonomie. Die Katalanien versuchen, ihre Sprache und Kultur beizubehalten und zu fördern, was aber von der Zentralregierung immer wieder untergraben wird. Wenn 100 Studierende an der Freien Universität von Barcelona die Vorlesung auf Katalanisch wünschen und nur eine Person auf Spanisch, so muss die Stunde auf Kastilisch abgehalten werden. Pech für die anderen 100 Personen. So geht das leider ständig - bei den Steuern, der Arbeitslosenunterstützung usw.

Was genau hast du nicht verstanden? Das Problem der Zweisprachigkeit ist eigentlich ein von der Zentralregierung verursachtes. Natürlich beherrschen die meisten Leute die kastilische Sprache (Ausnahme: Pensionäre, die entweder NUR mit der katalanischen Sprache im Hinterland aufgewachsen sind, und Pensionäre, die unter Franco gelebt haben und aus denen man die katalanische Sprache und Kultur rausgeprügelt hat, wie das eben bei einer Diktatur so der Fall ist), aber es nicht ihre Muttersprache. Das Einzige, was die meisten Leute (ausgenommen: Extremisten) wollen, ist einfach, ihre Bücher, Zeitungen, Fernsehsender, ihren Unterricht, kurz und gut: ihr Leben in ihrer eigenen Muttersprache zu leben. Und die ist eben Katalanisch, nicht Kastilisch.

Der Generalisimo Franisico Franco, Caudillo de España por la Gracia de Dios hat mal gesagt das alle Katalanisch sprechende Gebiete auf Spanischen Boden sollte alle vier Jahre bombardiert werden damit das Katalanische ausradiert wird. Das kommt daher das in Kastillen behauptet wird das Gott Kastillisch spricht.

Peñón de I'Fach in Calp. - (Spanisch, katalonien, Zweisprachigkeit)
IRENEBOA  06.12.2011, 18:54

Dabei ist Kastilisch auch nur ein Dialekt ...

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bountyeis  07.12.2011, 17:13
@IRENEBOA

Dafür wird es von 500 Mio Erdenbewohner gesprochen. Nicht schlecht für einen Dialekt ;)

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in catalunya spricht man HAUPTSÄCHLICH Catalán und Nebensächlich spanisch. merk dir das :D