Braucht das Pferd einen Maßsattel?

6 Antworten

Dazu müsste man wissen, was das ist, was als "Maßsattel" verkauft wird, denn das sind Konfigurationen. Es gibt von jedem Sattelhersteller die normale Linie, die man als Marken Sommer, Passier, Prestige und wie sie alle heißen, kennt und es gibt die Linien für die Kunden, die damit immer Sorge haben, nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben und sich einfach schlecht fühlen, wenn sie nur so einen normalen Sattel kaufen. Die haben dann eben die Namen der Maßsattelhersteller, werden aber im Prinzip aus denselben Teilen (Baum, Kissen, Blatt u.v.m.) zusammengebaut, bekommen einen anderen Knopf und andere Ziernähte oder Punzierungen und kosten das Doppelte.

Jeden Sattel von den Marken bestellt man nämlich auch in Individualkonfiguration über den Sattler. Der lässt einen verschiedene Sitzausführungen probereiten, sieht sich an, wie der Reiter einen Sattel benutzt, beurteilt dabei auch das Pferd und bestellt dann den für den Reiter passenden Sitz mit für dem Reiter passendem Blatt und dazu eben Baum und Kissen etc., was dem Pferd passt. Der Modellname richtet sich dann nach der Reiterseite und dem Verwendungszweck, also was weiß ich ein Dressursattel "tollername" und dann schreibt er in seine Bestellung, Baum A, in Kammerweite xy konfiguriert, mit dieser Kissenform ... und dann hast genau dasselbe wie beim Maßsattel nur zum halben Preis.

Es gibt dann natürlich auch noh die Einzelanfertigungen, wo einem ein Sattlermeister noch einen Baum gezielt für das Pferd aus Holz baut. Aber im Vergleich zu den modernen Polybäumen nimmt man sich damit halt die Möglichkeit, den Baum ändern zu lassen. Ok, weg stemmen kann er natürlich etwas, wenn das helfen würde, aber dazu pappen kann er am Holz nicht. Entsprechend ist der Polybaum, der bei heutigen Sattelherstellern üblich ist, das langlebigere Teil, denn in gewissem Rahmen lassen sich die ändern.

Sei nur vorsichtig mit den Sätteln, die ein schnelles Ändern der Kammerweite versprechen. Das passiert durch Tauschen des Kopfeisens oder dieses ist gar gleich flexibel. Aber in den seltensten Fällen wird am Kopfeisen was gemacht, ohne dass der Baum geändert werden muss und das geht bei all diesen Sätteln nicht oder kaum. Dazu kommt, dass noch viel öfter an der Polsterung gearbeitet wird. Solche Sättel haben aber in aller Regel keine lose Polsterwatte drin, sondern ein Stück Schaumstoff oder ähnliches Material, an dem man null anpassen kann.

Sollte es bei Dir an die Bestellung gehen: Bitte unbedingt darum, alle Pauschen mit Klett zu bestellen. Kostet zwischen 0 und 50 Euro Aufpreis und ist es absolut wert, da man auf eine Veränderung seiner reiterlichen Gewohnheiten oder Bedürfnisse einfach mit Umkletten reagieren kann, wohingegen sonst eine größere Änderung nötig ist. Mir hat beispielsweise von allen Sätteln weit und breit eine "Sitzprothese" am besten gepasst, aber mit Pauschen kann ich nicht, also mit Sitzprothesen. Da war nur der Sitz absolut gut für mein Becken, die Steigbügelaufhängung so, dass ich keine blauen Flecken bekomme (zum ersten Mal in meinem Leben) - und dann hab ich die Pauschen einfach genommen, vom Klett gezogen und fertig. Die Ausformung, die der Sattel da hat, juckt mich nicht, die weicht aus, wenn ich mit meinem Knie dorthin komme. Sollte ich irgendwann doch mal wieder eine Pausche haben wollen, nehme ich sie und klette sie dorthin, wo ich sie haben möchte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

Das kommt darauf an. Bei den meisten Pferden wird es ein Sattel von der Stange der vom Sattler entsprechend nochmal individuell aufs Pferd angepasst wurde, tun. Es gibt aber durchaus auch Pferde, die sog. "Problemrücken" haben und daher vll. tatsächlich eine Maßanfertigung brauchen.

Gleichzeitig gibt es aber auch eine Menge Reiter die eben gerne einen Sattel hätten, der sowohl aufs Pferd aber auch auf die individuellen körperlichen Bedürfnisse des Reiters angepasst sind. Da wird man dann bei den Standardmodellen schon schnell an die Grenzen stoßen. Ich bin z.B. selbst nur etwas über 1,50 groß und hatte riesen Probleme einen Dressursattel zu finden in dem ich gut sitzen konnte. Die meisten waren einfach vom Sattelblatt zu lang sodass ich nicht mehr "ans Pferd" kam, oder die Pauschen haben für meine Beinlänge einfach nicht gepasst etc. Nach jahrelangem rumprobieren habe ich inzwischen einen Sattel mit "Standard"-Baum fürs Pferd, aber mit für mich angepasster Sitzfläche, Pausche und kürzerem Sattelblatt. Das ganze hat mich dann rund 3.500€ gekostet - würde ich auch immer wieder so machen.

Preislich gibt es bei Sätteln fast keine Grenzen und ich tue mir auch schwer da Pauschalpreise für einen "normalen" Sattel zu nennen. Mit ein bisschen Glück findet man einen guten gebrauchten für ein paar hundert Euro der Pferd und Reiter passt, genauso gut können aber auch schnell mal 2.000€ weg sein wenn es eben vll. gerade nichts gebrauchtes gibt. Prinzipiell würde ich mal sagen dass man für unter 2.000 € in jedem Fall fündig werden sollte wenn man keine Sonderwünsche hat.

Für die meisten Pferde reicht ein angepasster Sattel von der Stange oder auch gebraucht.

Ich habe einen gebrauchten Sattel gekauft und lediglich an den Rücken meines Pferdes anpassen lassen. Kosten beliefen sich dabei auf etwa 650€. (500 für den Sattel, 150 fürs aufpolstern).

Ich denke einen Maßsattel wirst du nicht unter 2000 bekommen.

Ich hatte eine stute mit einer “unmöglichen“ sattellage. Ich probierte über 20 (!!!) Sättel aus, nix war sinnvoll: lag er passabel auf dem roß, saß ich höchst unglücklich und umgekehrt.

Ich fand in England einen genialen dressursattel, den der sattler über ein halbes Jahr perfekt für uns beide anpassen konnte - PERFEKT !!!!

Meine Bekannte hatte das gleiche Problem: hat sich einen maßsattel bauen lassen- ebenso genial, nur eben 2000€ teurer als meine Lösung.

Fazit: wenn Du ein beinahe passendes Modell nur noch etwas anpassen lassen müßtest, warum nicht....

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Reiten-Haltung-Zucht-Ausbildung n.LTJ u.ä.

Ich habe für mein Pferd und mich einen maßsattel in der Schweiz anfertigen lassen. Habe für meinen Sprig St. Gallen 4700€ bezahlt und 5 Monate drauf gewartet. Das sitzgefühl ist einfach unglaublich toll, überhaupt nicht mit einem von der Stange zu vergleichen. Mein Oldenburger läuft auch mega zufrieden damit obwohl ihm auch einer von der Stange gepasst hätte. Ich würde es immer wieder machen vor allem weil ich echt jeden Tag reite.