BIO GENETIK AUFGABE?

1 Antwort

Moin,

ja, die Merkmalsausprägung kann auch zwischen denen der Eltern liegen. Früher bezeichnete man diese Form des Erbgangs als „intermediär” (in der Mitte liegend).

Heutzutage präzisiert man derartige Ereignisse durch Begriffe wie „unvollständige Dominanz” oder „Kodominanz”. Das mag nämlich phänotypisch gleich sein, genotypisch ist es das aber nicht.

Bei einer unvollständigen Dominanz hast du zwei Allele, die sich beide nicht gegenüber dem jeweils anderen dominant verhalten können. Deshalb versieht man sie mit Kleinbuchstaben.
Bei einer Kodominanz sind dagegen beide Allele so stark, dass sie sich beide voll ausdrücken wollen und es so zu einer Art „Mischung” kommt.

Den Unterschied kannst du immer ganz gut an der Japanischen Wunderblume einerseits und dem AB0-Blutgruppensystem andererseits nachvollziehen.

Bei der Wunderblume ist es so: wenn du reinerbig weißblühende und reinerbig rotblühende Pflanzen kreuzt, haben die Nachkommen rosafarbene Blüten. Das kommt daher, dass hier die Allele a: mache etwas roten Blütenfarbstoff und b: mache keinen Blütenfarbstoff vorkommen. Der Genotyp „aa” führt dann zu roten Blüten, weil zweimal etwas Farbstoff hergestellt wird. Der Genotyp „ab” führt zu rosafarbenen Blüten, weil nur einmal etwas Farbstoff hergestellt wird. Und die Kombination „bb” führt zu weißen Blüten, weil kein Farbstoff hergestellt wird.
Da sich beide Allele also nicht durchsetzen können, spricht man von einer unvollständigen Dominanz und beide Allele erhalten einen eigenen kleinen Buchstaben wie bei einem rezessiven Allel.

Bei den Blutgruppen ist es dagegen so: Hier gibt es die dominanten Blutgruppen A und B. Wenn reinerbige Eltern mit den Genotypen „AA” und „BB” aufeinandertreffen und Nachkommen zeugen, dann haben die die Blutgruppe „AB”, weil sich sowohl die Merkmale der Blutgruppe A als auch die der Blutgruppe B nebeneinander ausbilden. Hier sind die Allele A und B also kodominant. Deshalb erhalten sie in einem Erbgang auch beide einen Großbuchstaben, weil sie beide dominant sind. Die Blutgruppe AB ist dann im Grunde auch eine Mischung...

Doch nun zu deinem eigentlichen Erbgang...

Du hast es hier mit einem Erbgang zu tun, in dem zwei Merkmale betrachtet werden, nämlich einmal die Blütenfarbe (blau oder weiß) und einmal die Blütengröße (groß, mittel, klein).
Die Blütenfarbe wird offensichtlich in einem dominant-rezessiven Modus vererbt. Blaublühend ist dabei gegenüber weißblühend dominant. Deshalb kannst du diese Allele wie folgt definieren:

A: bilde blaue Blütenfarbe
a: bilde keine Blütenfarbe

Bei der Blütengröße gibt es aber offensichtlich drei Phänotypen. Das kann also kein einfacher dominant-rezessiver Modus sein. Hier liegt eine unvollständige Dominanz vor. Die Allele definierst du so:

b: bilde etwas Blütenwuchsstoff
c: bilde keinen Blütenwuchsstoff

Dann gibt es folgende Genotypen

AAbb (blaue große Blüte)
AAcc (blaue kleine Blüte)
AAbc (blaue mittelgroße Blüte)
Aabb (blaue große Blüte)
Aacc (blaue kleine Blüte)
Aabc (blaue mittelgroße Blüte)
aabb (weiße große Blüte)
aacc (weiße kleine Blüte)
aabc (weiße mittelgroße Blüte)

Dein Punnett-Kreuzungsschema sieht dann genotypisch so aus:

.........Ab........Ac.......ab........ac
Ab..AAbb...AAbc...Aabb...Aabc
Ac..AAbc...AAcc...Aacc....Aabc
ab...Aabb...Aabc...aabb....aabc
ac...Aabc...Aacc....aabc...aacc

und die Keimzellen dementsprechend
Ab, Ac, ab oder ac

Der Erbgang ist also dihybrid, teilweise dominant-rezessiv und teilweise intermediär (mit unvollständiger Dominanz).

Die P-Generation hatte folgende Genotypen:

Entweder
AAbb (blaublühend mit großer Blüte) x aacc (weißblühend mit kleiner Blüte)
Keimzellen Ab und ac

oder
AAcc (blaublühend mit kleiner Blüte) x aabb (weißblühend mit großer Blüte)
Keimzellen Ac und ab

Die Individuen der F1-Generation hatten in jedem Fall alle folgenden Genotyp mit entsprechendem Aussehen:

Aabc (blaublühend mit mittelgroßer Blüte)

So viel zu den Fragen...

Vielleicht fragst du dich noch, warum der intermediäre Teil des Erbgangs nicht kodominant ist?!

Nun, das geht eher aus praktischen Überlegungen hervor. Ein Allel ist ja eine konkrete Ausführungsvorschrift eines Gens. Na ja, und da kann ich mir sehr wohl vorstellen, dass es die Anweisung gibt: „Stelle etwas Wuchsstoff her” Und ich kann mir vorstellen, dass das andere Allel mutiert ist und folglich keinen Wuchsstoff herstellen kann. Das lautet dann quasi „Stelle keinen Wuchsstoff her”.

Wenn dann etwas Wuchsstoff mit etwas Wuchsstoff zusammentrifft, kommen eben große Blüten heraus.
Wenn dagegen kein Wuchsstoff und kein Wuchsstoff zusammen kommen, dann entstehen kleine Blüten.
Und wenn schließlich etwas Wuchsstoff auf keinen Wuchsstoff trifft, werden mittelgroße Blüten ausgebildet.

Ein kodominanter Erbgang müsste dagegen zwei Allele haben, die sich beide dominant verhalten. Das könnte aber nur „Mache große Blüten” und „Mache kleine Blüten” sein (oder ähnliche Formulierungen). Doch woher weiß eine Pflanze wie groß große und wie groß kleine Blüten sind?
Und wenn du für B: stelle Wuchsstoff her und für C: stelle keinen Wuchsstoff her verwenden würdest, dann würde B im Genotyp ausreichen, um große Blüten zu erzeugen (es wäre ja ein dominantes Allel).

Darum kannst du von einem Erbgang mit unvollständiger Dominanz ausgehen, bei der die Menge an „etwas Wuchsstoff” über die Blütengröße entscheidet...

Alles klar?

LG von der Waterkant

JOJOOJJO 
Fragesteller
 07.06.2023, 10:48

Ja alles klar, danke das ist eine sehr sehr hilfreiche Antwort

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