Bin ich ein Agnostiker oder Atheist?

5 Antworten

Diese Frage ist kinderleicht zu beantworten, wenn man weiß, was "Atheismus" und "Agnostizismus" eigentlich sind.

Der Atheismus verneint die unbewiesene Behauptung, es würden irgendwelche "Götter"-figuren existieren.

Der Agnostizismus sagt aus, dass es Dinge gibt, über die man als Mensch keine 100%ige Gewissheit erlangen kann.

Du sagst:

Ich bin seit mehr als 5 Jahren aus der Kirche ausgetreten und glaube nicht an einem Gott oder mehrere Götter.

Herzlichen Glückwunsch, du bist Atheist!👏😊

Der Glaube an "Übernatürliches" ändert daran nichts. Man kann sogar Atheist und zugleich "religiös" sein, wie das etwa bei vielen Buddhisten der Fall ist. Im Atheismus geht es wirklich nur um die Frage: glaube ich an irgendwelche "Götter", oder nicht?

Ja: du bist Theist. Nein: du bist Atheist.

ReneVIE 
Fragesteller
 10.04.2023, 13:45

Okay danke. ☺️

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Grüß Dich ReneVIE

Vorweg soll erklärend dies dazu beitragen. Von der Vorstellung von Gott gibt es in zwei Variationen:

Ersten:

Ein Gott (mit Artikel) und der meint einen Schöpfer des Universums, ein persönlich gedachtes Wesen und obersten Richter dem man sich zu verantworten hat.

Zweitens:

Nur Gott (ohne Artikel) und das meint das Geheimnis des Seins, der Grund warum etwas ist und nicht nichts. Er wird als ES gedacht, als das Eine oder als unpersönliche schöpferische Kraft.

Ein Agnostiker weiß nicht ob es einen Gott gibt oder nicht. Die Frage nach dem Grund des Seins ohne einen Gott bleibt offen. Sie sollte aber irgendwie vernünftig mit der untrennbaren Trias von Wissenschaft, Philosophie und eigenem Erleben beantwortet werden, um die eigene Stellung als erlebendes Wesen im All zu verifizieren. Die Fragen nach dem Sinn des Lebens, woher komme ich, wohin gehe ich, warum gibt es das Leid auf Erden, warum muss ich sterben usw. usw. ist eine dem Menschen angeborene Religiosität und Wesensart der er auf den Grund gehen muss.

Ich z.b. bin Atheist, aber ich bin religiös und bezeichne mich als monistischen Pantheisten.

Erklärung am Ende ganz unten.

* * *

Nun komme ich dazu Deine Verwirrung aufzulösen. Ich bitte aber um Entschuldigung, denn das ist keinesfalls mit zwei drei Zeilen auflösbar. Falls Du dazu weiterführenden Bedarf der Diskussion darüber hast, dann sende mir eine Freundschaftanfrage und ich nehme sie an und wir können uns außerhalb der Öffentlichkeit darüber unterhalten. 😊

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Immer wieder muss ich mit dem falschem Verständnis von Religion aufräumen.

Was ist Religion überhaupt?

Es gibt eine sehr schöne Definition die ich sehr gut finde. Und zwar ist das die von Gustav Mensching einem verstorbenen Religionswissenschaftler. Sie erklärt wohl am ehesten den Begriff und gilt am klassischsten.

Religion ist erlebnishafte Begegnung mit dem Heiligen und antwortendes Handeln des vom Heiligen bestimmten Menschen“.

Von einem Gott ist nicht die Rede.

Da wäre aber noch zu klären, was heilig bedeutet:

Wikipedia:

Heilig bezeichnet etwas Besonderes, Verehrungswürdiges und stammt wortge-schichtlich von Heil ab, was sich abgeschwächt noch in heil („ganz“) wiederfindet. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist heilig ein im Zusammenhang mit Religion gebrauchter Begriff mit der zugedachten Bedeutung „einer Sphäre des Göttlichen, Vollkommenen oder Absoluten angehörig“.

Auch hier spielt ein Gott keine Rolle

Heiligkeit muss aber keineswegs auf einen alleinigen Gott oder irgendwelche Götter, Engel oder Dämonen oder allein auf Tiere bezogen sein.

Es darf auch das Leben selbst sein, mit all seiner Vielfalt, mit seinen erhabenen und ergreifenden Seiten, aber auch mit seine Härten, Grausamkeiten und Widersprüchlichkeiten. Das Leben an sich kann als besonders verehrungswürdig erlebt und angesehen werden. Woran soll man sich sonst orientieren? Dazwischen führt unser Weg, um uns orientieren zu können.

Zwischen diesen Seinsweisen, Konstruktivität (Aufbauendes) und Destruktivität, (Zerstörerisches) führt nämlich unser Weg, um Orientierung zu finden und um zu dem Menschen zu werden, den man sich wünscht und sein will. Beide Seiten sind absolut notwendig, damit Schöpfung stattfinden kann. Und sie findet ständig statt und ist nicht abgeschlossen.

Mit einem Gott hat das aber nichts zu tun!

Der Inhalt des Glaubens bedient den angeborenen Drang des Menschen nach Selbstverwirklichung und aus dem Glauben heraus handeln zu wollen (jeder Mensch glaubt etwas) und das nennt man Spiritualität (früher Frömmigkeit genannt). Beides zusammen ist dann Deine Religion. Damit wird Religion ganz anders interpretiert. Damit ist klar, das ein Glaube der einem Vorschriften macht, das geistig-seelische Erleben normiert, einengt und erzwingt, sich an Vorschriften, an Heiligen Schriften, an Priestern und an Dogmen zu orientieren, dann auch das eigene Leben auf diese Weise negativ massiv beeinflusst und sogar Religion bzw Religiosität beschädigen kann.

Ist aber der Glaube an der Vielfalt des Lebens orientiert, dann wird dieser Glaube zu einem Glauben, der aus der eigenen Tiefe des Menschen kommt und nicht aufgezwungen ist. Man ist ja selbst auch Leben und der Glaube an sich selbst (ohne Überheblichkeit und Arroganz) ist ein bedeutender Baustein für das Selbstbewusstsein.. Die Freiheit der eigenen Seele und des Geistes macht den Menschen aus, der ja selbst Natur und ein Teil dieser Vielfalt des Lebens ist. Wenn das internalisiert (verinnerlicht) wird, dann wird Religion zu etwas Befreiendem und eint uns mit dem Leben und dem All. Wir Menschen, wie alle Organismen sind letztlich Kinder des Universums, geboren aus unvorstellbar riesigen Supernovaexplosionen im All. Das lässt sich wissenschaftlich nachweisen.

Es ist entscheidend, ob der eigene Glaube wirklichkeitskompatibel ist, also von der Vernunft überprüft wird. Und der Vernünftige ist jeder selbst, jedenfalls sollte es jeder sein. Wenn man das nicht ist, wird auch langfristig die Spiritualität scheitern. Viele verdrängen dass und glauben weiterhin an Dinge, die nicht aus der Realität, aus der Wissenschaft und aus dem eigenen Erleben ableiten lassen. Sowas nennt man dann Entfremdung, von der Welt und natürlich dann auch von sich selbst.

Kurzformel:

Religion = Glaube + Spiritualität

Was ich schrieb ist ein ganz anderer religiöser Ansatz als es in den Offenbarungsreligionen gelehrt wird wie beim Islam, beim Christentum oder beim Judentum oder auch beim Polytheismus (Vielgötterei).

Entscheidend ist:

Die Überwindung des Dogmas und der Indoktrinierung ist der Beginn der Befreiung hin zu einer der Freiheit verpflichteten Internalisierung.

Frei und ohne Zwang sei der Glaube.

Was heißt das genau?

Es zeigt sich aus der Erklärung der folgenden drei Begriffe:

Dogma

https://de.wikipedia.org/wiki/Dogma

Indoktrination

https://de.wikipedia.org/wiki/Indoktrination

Internalisierung

https://de.wikipedia.org/wiki/Internalisierung_(Sozialwissenschaften)

Herzlichen Gruß

Rüdiger

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Nachtrag:

Monismus

Der Monismus (vonaltgriechisch μόνοςmónos – „allein“, „einzig“, „ein“) ist eine philosophische bzw. metaphysische Position. Ihre Hauptthese ist, dass sich alle Phänomene der Welt auf ein einziges Grundprinzip zurückführen lassen, z.B. Werden, Wandel, Sichentwickeln und Vergehen. Die Gegenpositionen zum Monismus sind der Dualismus und der Pluralismus, die zwei bzw. viele Grundprinzipien annehmen.

Panentheismus

Panentheismus (nach griechisch πᾶν „alles“ und ἐν θεῷ „in Gott“) ist ein 1828 von Karl Christian Friedrich Krause geprägter Begriff, der die Auffassung bezeichnet, „daß das Eine in sich und durch sich auch das All sei“

Bei späteren Autoren wird der Begriff als Bezeichnung für eine Auffassung gebraucht, nach der „Gott der Welt immanent (darin enthalten) und zugleich zu ihr transzendent (die Grenzen der Erfahrung und der sinnlich erkennbaren Welt überschreitend) ist, insofern die Welt ihrerseits Gott immanent (darin enthalten), in Gott, von Gott umfasst ist“. Das bedeutet, aus Sicht des Panentheismus, dass die Welt in Gott enthalten ist, Gott selbst übersteigt die Welt jedoch. Darin unterscheidet sich die panentheistische von der pantheistischen Auffassung, die Gott als identisch mit der Welt betrachtet. Dies ist meine Vorstellung und ich schließe mich der an.

Gott ist hier nicht im christlichen Sinne gedacht als Person und Schöpfer der Welt und des Universums oder als oberster Richter, sondern als Es, als Geheimnis des Seins wie viele indianische Stämme in Nordamerika glauben, oder als das Eine.

Daraus ergibt sich dieser Spruch:

Eines in Allem

Alles aus Einem.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
ReneVIE 
Fragesteller
 10.04.2023, 14:09

Ich denke, die Frage hat sich schon bereits beantwortet, ich bin eindeutig ein Atheist. ☺️ Danke trotzdem

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Agnostiker sind Leute, denen es mehr oder weniger egal ist, ob es einen Gott gibt. Sie glauben nicht daran, schließen es aber auch nicht aus. Sie befassen sich einfach mit Themen, die nützlicher sind und die relevant sind für ihr Hier und Jetzt.

Atheisten sind Leute, die absolut davon überzeugt sind, dass es keine höheren Mächte gibt.

Ein Atheist glaubt an nichts, weil er sicher ist, dass es da nichts gibt. Der Agnostiker glaubt auch an nichts, aber weil er meint, wir könnten dergleichen nicht erkennen. Wer an spirituelle Dinge glaubt, ist weder das eine noch das andere. Demnach hast du einen Glauben. Aber einen, der scheinbar undefiniert ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.

Agnostiker, das sind Menschen die nicht genau wissen (Gnosis) was es mit Gott, Kirche und Co. auf sich hat.

ReneVIE 
Fragesteller
 10.04.2023, 13:34

Okay, dann bin ich wohl ein Atheist, danke 😊

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