Bereitet die FOS-Mathematik gut auf ein Studium vor?

4 Antworten

Im Bereich Wirtschaft in NRW für ein naturwissenschaftliches Studium eher nur sehr bescheiden. Das mag aber im Bereich Technik natürlich schon wieder ganz anders aussehen.

Meine Tochter ist gerade in der 11. Klasse der FOS für Sozialwesen und ich bin selbst Mathematiker. Ich maße mir daher an, das einigermaßen beurteilen zu können :-).

Das was ich bisher an Mathematik von ihr gesehen habe, ist durchaus ausreichend. Insbesondere, und das ist meiner Meinung nach das wichtigste, ist der Abstraktionsgrad hinreichend hoch. Es werden nicht nur dauernd (wie es in den letzten Jahren in Mode gekommen ist) konstruierte und fadenscheinige Anwendungsbeispiele geliefert, sondern vor allem auch die theoretische Basis und das abstrakte Rechnen eingeübt.

Probleme in Mathematik im Studium entstehen nämlich meiner Meinung nach nicht, weil Grundlagen in Mathematik fehlen, sondern weil die Studentinnen und Studenten nun zum ersten Mal auf das abstrakte mathematische Rechnen stoßen. Mit Termrechnungen mit mehr als 3 Variablen, Mehrfachbrüchen, der abstrakten Anwendung von Logarithmus-, Potenz- und Wurzelregeln sind viele überfordert. Dann kommt das beliebte "Was bedeutet das eigentlich", "was kann man damit anfangen", "Das hat doch keinen Bezug zur Praxis" und diese Scheinargumente sind der Weg in "Mathematik liegt mir halt nicht" und schließlich in "Wegen Mathematik bin ich durchgefallen".

Es gibt inzwischen einige Bücher in denen gerade das mathematische Formulieren beschrieben wird. Wenn dir daher der Stoff in der FOS nicht tief genug geht, dann schau da doch mal rein, z.B. in

https://www.amazon.de/Das-ist-trivial-mathematischer-Studienanfänger-ebook/dp/B00PFTZVB4

RitterToby08  19.04.2020, 09:51

Ich finde sogar, dass die FOS (in Bayern) bis zur 13. mehr Inhalte abdeckt als das normale Abitur an einem Gymnasium. In der FOS werden Themen wie partielle Integration und die Substitutionsregel behandelt, welche man im G8 in Bayern nicht antrifft. Dazu kommt noch der wichtige Gauß-Algorithmus, den ich in der Schule genauso wenig gesehen habe.

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Julian4465 
Fragesteller
 19.04.2020, 10:25

Vielen Dank für deine Einschätzung.... Das hilft mir bei der Frage, wo es nach der FOS hingehen soll, ungemein :).

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Julian4465 
Fragesteller
 19.04.2020, 11:20

Eine Sache würde ich dich gerne noch fragen...

Es hat (wie dir sicher klar ist) schon seinen Grund, warum ich hier so eine Frage stelle :,D... Mache momentan FOS-Wirtschaft in Hessen und meistere das auch gut. Außer in Englisch bisher in jedem Fach über 13 Punkte... Mir ist klar, dass das nicht aussagekräftig für ein Studium ist, soll dir einfach nur zeigen, dass ich kein fauler Mensch bin...

Weniger dazu...

Ich spiele, seitdem ich die FOS angefangen habe mit dem Gedanken, Richtung NaWi zu gehen. Hatte vorher schon immer sehr viel Interesse daran, leider nur bis dahin einen anderen Berufswunsch.

Jetzt zu meiner Frage an dich: Hätte man mit dem Wissen von der FOS-Mathematik eine "gute Grundlage", was die Basics angeht, für ein Physikstudium? Hier in Hessen ist es möglich, mit der FH-Reife grundständige Studiengänge an allen Unis zu belegen. Darunter würde auch Physik fallen.

Ich interessiere mich wirklich enorm dafür und ich starte mitlerweile in keinen Tag mehr, wo ich nicht an diesen Konflikt momentan denken muss.. "Würde ich das wirklich schaffen" ; "Bin ich dafür intelligent genug"... etc...

Ist momentan für mich eine große Sache...

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DerRoll  19.04.2020, 11:28
@Julian4465

Hmmm. Vom mathematischen her sollte es reichen, wenn du die Fehler die ich in meiner Antwort beschrieben habe vermeiden kannst. Ich möchte dich aber dringend vor der Vernachlässigung von Englisch warnen. Gerade Fachliteratur ist auch in Physik häufig nur in englischer Sprache verfügbar, wenn du Veröffentlichungen in Fachzeitschriften lesen möchtest oder später mal selbst verfassen willst erst recht. Am Ende mußt du selbst eine Entscheidung für dich treffen. Mein Rat ist, denke nicht zu lange darüber nach. Das wichtigste im Studium ist Leidenschaft. Ohne Leidenschaft für das Fach wirst du es nicht ertragen. Studium soll Spaß machen und keine Mühsal sein. Wie sagte doch mein Informatik Prof im ersten Semester: "Das Studium ist die letzte freie Zeit ihres Lebens. Nutzen Sie sie!". Und er hatte Recht!

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Julian4465 
Fragesteller
 19.04.2020, 11:33
@DerRoll

Da hast du wohl recht... Die Leidenschaft ist bei mir für dieses Fach aufjedenfall zu finden... Nur der Gedanke daran, an Mathe zu scheitern und dann "mit nichts" dazustehen, ist für mich einfach unerträglich. Deshalb denke ich jeden Tag darüber nach, obwohl ich noch über 1 Jahr Zeit habe...

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Kristall08  19.04.2020, 11:38
@Julian4465
Ich interessiere mich wirklich enorm dafür und ich starte mitlerweile in keinen Tag mehr, wo ich nicht an diesen Konflikt momentan denken muss.. 

Die meisten Unis bieten Vorkurse in Mathe an.

Die kannst du auch besuchen. Und mit den heutigen Möglichkeiten (Vorlesungen online mehrfach ansehen, Hilfe bei Youtube oder Online-Lerngruppen suchen) solltest du dir da keine Gedanken machen.

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DerRoll  19.04.2020, 11:38
@Julian4465

Glaube mir, das viele Nachdenken schadet! Übrigens habe ich mit einem Informatik Studium angefangen, u.a. weil ich mir ein Mathematikstudium nicht zugetraut habe. Im Verlauf des Vorstudiums habe ich aber festgestellt dass ich die Mathematik viel zu sehr liebe um von ihr zu lassen. Konsequenterweise habe ich das Studienfach gewechselt und es hat mir nicht geschadet. Ich möchte aber noch mal betonen wie wichtig Englisch im naturwissenschaftlichen Studium ist. Das ist nichts was dich abschrecken soll, sondern soll nur Motivation sein hier besser zu werden.

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Julian4465 
Fragesteller
 19.04.2020, 11:43
@DerRoll

Vielen, vielen Dank für deine Antworten... Das beruhigt mich ein wenig.

Englisch sollte kein Problem werden... da liege ich zwischen 11 und 10 Punkten. Dabei sollte es auch bleiben... Aber da ist es natürlich auch wichtig, am Ball zu bleiben, da hast du Recht.

Wie gesagt, ich danke dir nochmal...

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Julian4465 
Fragesteller
 19.04.2020, 11:44
@Kristall08

Danke für deine Antwort... Davon habe ich auch schon gehört.

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RitterToby08  19.04.2020, 11:52
@Julian4465

Ich war nach dem Abi in der selben Situation wie du. Ich habe lange überlegt, ob ich mir ein Studium in Mathe/ Physik zutraue. Es gab sogar einen Moment, an dem ich beschlossen habe, es nicht zu probieren. Es lag daran, dass ich mich von irgendwelchen komplizierten Formeln und Sätzen verunsichern lassen habe, welche man ohne Hintergrundkenntnisse nicht versteht.

Letztendlich habe ich mich dann doch dafür entschieden, da man den Studiengang immer noch wechseln kann, falls es einem nicht liegt. Hätte ich jedoch nicht direkt angefangen, dann bin ich mir sicher, hätte ich es nie getan.

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Julian4465 
Fragesteller
 19.04.2020, 12:02
@RitterToby08

Gerade vor dem, was du in deinem letzten Satz erwähnt hast, habe ich Bedenken... jetzt habe ich halt noch die Möglichkeit und bin am Ende der Fachoberschule gut "im Stoff drin", was Mathe angeht... Die Tatsache, dass ich es, bedingt durch meine Schulform, nicht schaffen könnte, und die Tatsache, dass ich es jetzt noch in der Hand habe, was ich machen werde, stehen sich momentan bei mir gegenüber...

Vielen Dank für deine Antwort... schön, dass ich nicht der erste in so einem Konflikt bin :,D.

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RitterToby08  19.04.2020, 12:26
@Julian4465

Da bist sicher nicht der erste. Und deine Schulform sollte eigentlich nicht der Grund für zukünftige Probleme sein. Nicht schaffen kann man es nur sicher, falls man es nicht mal probiert.:)

Wenn du mal wissen willst was auf dich zukommt, kannst du ja mal nach Skripten im Internet suchen.

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Julian4465 
Fragesteller
 19.04.2020, 12:27
@RitterToby08

Ja, da hast du vollkommen Recht :).

Werde mich mal auf die Suche machen.

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Meine Töchter haben beide das Fachabi Technik gemacht. Eine studiert an der Fachhochschule den Patentingenieur... und da ist verdammt viel Mathe dabei!

Sie war bis zum Fachabi in Mathe eher Durchschnitt, und hatte im ersten Semester ordentlich zu kämpfen... nachdem sie aber den Bogen raus hatte, WIE man mit dem mathematischen Wissen umzugehen hat, kommt sie mittlerweile gut zurecht.

Überhaupt nicht. Selbst Leute mit Vollabi haben Probleme. Es kommt aber auf dein Können an. Was macht man bei FOS, bisschen Differenzieren, Integrieren, Stochastik gar nicht. Auf der Uni oder auch FH muss man Mathe die du in 2 Jahren gelernt hast in 2 Wochen wieder drauf haben. Und es kommt im Affentempo noch mehr. Vom Umfang ganzes Schuljahr Mathe in einem Monat!

Es sei du studierst, Sozialwesen oder BWL.

DerRoll  19.04.2020, 09:44

Nicht das fehlende Grundwissen ist das Problem, sondern die fehlende Fähigkeit mathematisch zu denken und zu arbeiten. Und in der FOS macht man sehr wohl Stochastik, und nebenbei wenn man die 13. Klasse absolviert auch die fachgebundene Hochschulreife und mit zweiter Fremdsprache sogar das Vollabi.

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Kristall08  19.04.2020, 11:30
@DerRoll

Nicht überall.

Ich hab hierauch schon öfter Kommentare von Leuten gelesen, die an der FOS waren und denen gane Themenbereiche in der Mathematik, wie eben Stochastik, fehlten.

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RitterToby08  19.04.2020, 11:47
@Kristall08

Ich vermute, der Grund dahinter steckt in den unterschiedlichen Lehrplänen der FOS in den jeweiligen Bundesländern. In Bayern wird Stochastik in der FOS behandelt.

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DerRoll  19.04.2020, 09:50

Nachtrag: In Sozialwesen und BWL kommt auch am Anfang ein gerütteltes Maß an Mathematik daher und viele scheitern daran. Das die Mathe trotzdem einfacher ist als bei einem naturwissenschaftlichen Studium ist sicher richtig.

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