Beispiele für Pragmatismus?

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Es gibt zwei Bedeutungen von Pragmatismus. Die allgemeinsprachliche bedeutet ein Verhalten, das sich ohne große Hintergrundtheorien an den Gegebenheiten orientiert und unmittelbare praktische Lösungen sucht, egal wie sie begründet sind. Darin unterscheiden sich z.B. Ingenieure von Wissenschaftlern, was nicht bedeutet, dass Ingenieure die praktischen Probleme, vor die sie sich gestellt sehen, nicht durchdenken. Doch ihr Ziel ist nicht eine Theorie sondern eine praktische, funktionierende Lösung.

Die zweite Bedeutung ist komplizierter, weil sie eine amerikanische Philosophenschule bezeichnet (kannst Du googeln). Die Einstellung dieser Schule im Vergleich zu anderen lässt sich z.B. gut an der Frage "Was ist Realität?" aufzeigen. Ist z.B. religiöse Empfindung eine Realität oder nur eine persönliche Wallung? Der Pragmatismus sagt, es ist Realität, wenn die Person sich von der religiösen Empfindung leiten lässt und so etwas davon in der Kommunikation "nach außen" dringt. Erst recht, wenn ein Fundamentalist andere Leute in die Luft sprengt, dann ist dessen "religiöse Einstellung" zumindest für die Betroffenen eine sehr böse Realität.

Auch die Frage, ob Gott existiert, würde ein Pragmatist nicht mit "Ja" oder "Nein" beantworten. Die Antwort würde lauten: Solange sich Menschen von "Gott" leiten lassen und entsprechend handeln, existiert und wirkt er. Wenn aber in einer fernen Zukunft immer mehr Menschen ihr Verhalten nicht mehr an "Gott" ausrichten, wird er immer unwirksamer und stirbt. Umgekehrt gibt es für Pragmatisten keine "ewige Wahrheit". Die Wissenschaft 'robbt sich' sozusagen mit jedem Fortschritt ein Millimeterchen mehr an das heran, was wir Wahrheit nennen, ohne es je zu erreichen. Wichtig ist, dass unser Handeln in der Welt verbessert wird.

Deine Frage ist ein gutes Beispiel für pragmatisches Handeln. "Pragmatisch handeln", bedeutet, dass man einen Wirklichkeitsbezug von seinen Ansichten, Meinungen, Fragen, Gewohnheiten, Überzeugungen, Gefühlen usw. durch Handeln (gr. πράγμα pragma: Handeln) herstellt.

Handeln tun wir beim Sprechen, indem wir die Wirkungen die unser Sprechen ausgelöst hat, in Hinsicht auf ihre praktische Relevanz hin überprüfen. Passt, oder passt nicht. Ist verwertbar oder nicht. Die Bewegung des Handelns ist auf die Zukunft gerichtet. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird pragmatisch meist mit „nützlich“übersetzt. Alles, was ein Verständnis einfacher macht ist nützlich.

Erschöpft sich pragmatisches Handeln darin, das zu tun, was nützlich und brauchbar ist? Entscheident ist nämlich, was man unter "praktischer Relevanz" versteht. Ein eigentliches moralisches Ziel/Verhalten kennt der amerikanische Pragmatismus nicht, lehnt er sich doch stark an den deutschen Idealismus (Kant) an. Das einzige Übel beim Handeln besteht darin, kein letztes Ziel zu haben, wobei das letzte Ziel in moralischer Hinsicht unbestimmt bleibt. Der Pragmatismus ist eine zutiefst demokratische Philosophie, denn er verneint es, dass wir die Wahrheit irgendwo in der Gegenwart anzutreffen vermögen. Somit sind alle Ziele pragmatisch, die

  • mehr Verständnis
  • mehr allgemeine Erkenntnis bedeuten
  • mehr relevante Probleme lösen
  • mehr Grenzen überwinden helfen
  • mehr Selbstbewußtsein erzeugen
  • mehr in die Zukunft gerichtet sind, mehr alte Verhaltensgewohnheiten modifizieren
  • eine größere Gemeinschaft mit anderen Menschen ermöglichen

Lesetipps:

William James - Pragmatismus.

CS Pierce - How to make our ideas clear.

Man kann zwischen Pragmatismus und Pragmatizismus unterscheiden. Pragmatizismus meint eine logische Form, deren Methode man als Abduktion bezeichnen kann. Pragmatismus ist, wenn ich mal das Beispiel der Medizin nehme, die Einstellung das diejenige Medizin, die hilft die richtige ist.

Das in aller Kürze.