behandelten die nazis die slawen besser als die juden?

4 Antworten

Nein.

An Sowjetunion und Polen kann man sehen, dass deren Bevölkerung für die Nazis nicht wesentlich mehr Wert hatten als die Juden.

Slawen sind aus Sicht Großdeutschlands: Tschechen, Polen, Russen. Sie alle waren Gegner. Und bedeutende Träger, Unterstützer, Handelnde des internationalen Kommunismus (Komintern). Wobei die Slawen eigentlich auch Indogermanen sind. Erinnert sei vor allem der Bromberger Blutsonntag. Zudem war das tapfere Polen sowohl für das Deutsche Reich als auch für Rußland/Sowjetunion Kriegsursache. Zudem invadierten die Polen nach dem Münchener Abkommen die Tschechoslowakei. Die Sowjets hatten wegen des von Polen begonnenen polnisch sowjetischen Krieges mit Verlust von ukrainischem Gebiet ein Hühnchen zu rupfen. Und die Tschechen behandelten die Sudeten-deutsche Bevölkerung ebenfalls schikanös. Das alles sind also, in Verbindung mit alten Vorurteilen ("Polnische Wirtschaft") Gründe, den ideologischen Gegner zu verteufeln. Insbesondere im Krieg. Auf beiden Seiten. Die Polen wurden nicht gut behandelt. Weder von den Deutschen, noch von den Russen (Katyn). Den Tschechen gings hngegen allgemein im Krieg besser als den Reichsdeutschen: gute Bezahlung, Vollbeschäftigung für die Rüstung (Panzer, Geschütze), fast kein Kriegsgeschehen (Bombenterror), selbständige Regierungen in Tschechei und Slowakei. Da herrschte bis zur Ermordung von Heydrich (britische Agenten) Hausfriede. Die brutale Reaktion deutscherSicherheitskräfte auf die Heydrich Ermordung eskalierte und in Verbindung mit Exterritorialer Unterstützung letztendlich zum Aufstand.

Meine Antwort auf die Frage: Den Polen gings schlecht. Aber nicht so schlecht wie den Juden. Der polnische Nationalismus hat dazu geführt, daß Polen sowohl Deutsche als auch Russen sowie kleinere Nachbarvölker verprellt hat, sich dabei selbst sehr geschadet hat.

Bitte bei Wiki auch die Diskussion beachten.

https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2012_2_3_krzoska.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Polnisch-Sowjetischer_Krieg

https://gfx.sueddeutsche.de/apps/55239b61a5cb12a658042aaf/mobile/#/0

https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechoslowakisch-polnische_Grenzkonflikte

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Tadeusz_Bor_Komorowski_and_Erich_von_dem_Bach_in_Ozarow.jpg

https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Anthropoid


JohannDoukas  30.10.2021, 12:05

Polen unter Piłsudski und Rydz-Śmigły war in den 30ern strikt antikommunistisch.

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Es gab weder "die Nazis", noch "die Slawen", noch "die Juden". So pauschal kann man das also nicht beurteilen.

Grob gesagt kann man sagen, daß es in der NSDAP einen Meinungspluralismus gab bezüglich der Stellung der slawischen Völker. Allgemein wurde die bei den Nord- und Ostslawen dominierende "ostbaltische" Rasse in der Tat als "minderwertig" eingestuft, die bei den Südslawen dominierende "dinarische" Rasse, der größtenteils wohl auch Hitler selbst angehörte, hingegen als durchaus hochwertig. Hier ein Schaubild aus dieser Zeit:

Bild zum Beitrag

Doch an eine physische Ausrottung ganzer slawischer Volksgruppen wie es die Bolschewisten zuvor in ihrer Sowjetunion teilweise taten, dachte wohl nicht einmal Heinrich Himmler, der wahrscheinlich schärfste Slawen-Verächter im Dritten Reich. Wohl aber herrschte in Himmlers Kreisen die Auffassung vor, dass durch die "ostbaltische" Rasse geprägte Völker wie etwa die Russen nicht der Lage wären, sich selbst regieren zu können und daher der Führung durch eine überlegene Rasse bedürfen. In der UdSSR waren dies im Wesentlichen Juden, nach NS-Vorstellung aber sollten Deutsche an deren Stelle treten. Andererseits hat aber selbst Himmler anerkennen müssen, dass es auch bei den Russen nach NS-Rassenvorstellung "hochwertige" Menschen "nordischer", "dinarischer" oder "westischer" Rasse gab bei den Nordslawen, wenngleich auch nicht in großer Zahl.

Die NS-Rassenideologie war in vieler Hinsicht in sich widersprüchlich und erkennbar um politische Ambitionen (Ostexpansion) herum konstruiert. Sie hat einer sachlichen, vorurteilsfreien Erforschung "rassischer" Unterschiede zwischen ethnischen Gruppen Europas mehr geschadet als genutzt.

 - (Politik, Deutschland, Geschichte)

osmond  30.10.2021, 13:55

"Auffassung in Himmlers Kreisen": das dürfte der Ausgangspunkt gewesen sein: die Bitte um Beherrschung durch einen Wikingerfürsten.

https://www.welt.de/geschichte/article146100242/Das-alte-Russland-ist-eine-Schoepfung-der-Wikinger.html

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Feniaron  05.11.2021, 01:38
@osmond

Ja und das geschichtliche Bewusstsein über diese Tatsache prägt in starkem Maße das europäische Denken und Urteilen über das Russentum. Die Auffassung, daß die Russen ein schwaches, in sich Uneines, somit der Selbstherrschaft unfähiges Volk wären, ist keineswegs eine Erfindung Himmlers oder der Nationalsozialisten. Bereits das 18. Jh. äußerte sich in nicht wenigen seiner hervorragenden Köpfe (Montesquieu, Voltaire, Goethe usw.) in diese Richtung. Der "rückständige, unselbständige, haltlose, einer Führung durch Stärkere bedürftige (Ost)slawe" war eine Art allgemeines Bildungsgut auch im 19. Jh.. Die historischen Fakten über die Russen passen ja tatsächlich dazu: Erst schwedische Waräger, dann die mongolisch-tartatischen Eroberer, dann der griechische, später westeuropäische Adel bis zu den Romanows, dann die vorwiegend jüdischen Bolschewiki - niemals hatten die Russen wirklich eine Selbstherrschaft erringen können, sie waren immer Unterworfene von Fremden. Daraus hat dann die Himmlersche Fraktion der Nationalsozialisten abgeleitet, dass die Russen es eben von Natur aus nicht können und daher einer fremden Herrschaft bedürfen.

Richtig sind diese Einschätzungen der Russen aber wohl eher nicht - heute haben sie ja mit Putins Regierung tatsächlich so etwas wie eine Selbstherrschaft, wenn auch mit stark autokratischem Charakter. Aber ein solcher ist ja, die Menschheit und ihre Geschichte aus der Vogelperspektive betrachtet, durchaus normal. Große Vielvölkerimperien scheinen tatsächlich entweder nur durch Regierungen mit despotischen Zügen beherrscht werden zu können oder aber wenn, wie im Falle der USA, die Massenmedien ständig äußere Feindbilder ("Nazis", "Commies", "Islamists" usw.) aufbauen, um die ethnisch so heterogenen Massen künstlich zu einen.

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Ich denke man kann sagen das niemand schlechter dran war als die Juden. Sie waren bereits vor den Nationalsozialisten im Reich nicht frei von Repressalien und ab 1933 bis 1945 im Dauerfeuer dämonischen Ausmaßes.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus