Basiert das teleologische/kosmische Kalam-Argument auf einem fatalen Trugschluss?

8 Antworten

Grüß Dich cykalord69

Aber da vorher keine (Raum)zeit existierte, so konnte auch kein zeitfreier Prozess einen Urknall in Gang setzen, da Energieaustausch erst in Raumzeit möglich ist und Materie voraussetzt. 

Das ist sicher absolut richtig.

Der Grund dafür, das etwas ist und nicht nichts ist nicht bekannt. Dennoch muss dieser letzte Grund (Urgrund) ein Potential sein, das zum Werden strebt, denn es ist ja etwas. Ein Potential ist aber etwas Ruhendes und muss abgerufen bzw. aktiviert werden. Da aber vor diesem Potential nichts existiert also das absolute Nichts wäre, muss das Potential ein Nichtsein bedeuten, auch ein Nichts aber mit dem Potential zum Werden. Doch dieses Potential muss dann aber auch eine schöpferische Kraft sein, dieses Nichtsein (was immer das auch sei), aus der sich alles aus sich selbst heraus entwickelte, also auch der Urknall. Damit ist kein Gott gemeint, sondern nur ein ES oder das Eine oder eben Urgrund wie bereits genannt, das Unnennbare, das Große Geheimnis oder eben auch wie Du sagst, eine Singularität! Ein Geheimnis hat aber die Eigenschaft, das man nichts Wissbares darüber sagen kann, sonst wäre es keins und damit sind alle angedichteten menschlichen Eigenschaften, auch in seiner Überhöhung, nicht möglich!

Andererseits wäre die Singularität eine weitere notwendige (erster und einziger Implikator A => B, für jedes messbare B) Entität, die zeitlos existierte, und damit den Alleinheitsanspruch jeglichen abrahamischen Gottes widerlegt.

Auch das würde ich bejahen.

Dieses Nichtsein ist diese Raum,- und Zeitlosigkeit und ist mit dieser Eigenschaft die Ewigkeit.

Damit ist aber nur der absolute Anfang beschrieben. Da aber alles was ist sich im Jetzt abspielt (Werden, Wandel, Sichentwickeln und Vergehen), müsste man weiterfragen, wie lang denn dieses Jetzt ist. Wenn das Jetzt sich zwischen vergangener Gegenwart als Erinnerung und kommender Gegenwart als Projektion (Zukunft) bewegt, dann müsste es ein Punkt ohne Dauer und ohne Raum und Zeit sein. Das Jetzt hätte keine Dauer, ist zeitlich nicht messbar, denn sonst gäbe es Vergangenheit und Zukunft in der beschriebenen Weise und wäre nicht das Jetzt.

Da sich aber alles im Jetzt abspielt (Werden, Wandel, Sichentwickeln und Vergehen), müsste sich logischerweise dieses ES als schöpferische Kraft, als das Eine usw.usw. darstellen. Und jetzt weitergedacht müsste dieses Jetzt als ES, (und alle anderen Begriffe dafür) oder auch das Göttliche, sowohl der Anfang als auch das Ende sein, ein Zusammenfall von beidem. Daraus ergäbe sich: es gibt weder einen Anfang noch ein Ende.

Da wir aber Zeit feststellen als Eigenschaft des Seins und Dauer erleben können, müsste Zeitlosigkeit als Nichtsein mit Sein untrennbar verknüpft sein. Kein Sein ohne Nichtsein und kein Nichtsein ohne das Sein oder anders ausgedrückt: kein Sein ohne den Urgrund und kein Urgrund ohne das Sein. Wäre es anders, dann hätten wir ein absolutes Nichts ohne ein Potential des Werdens und es gäbe nichts.

Weiterhin müsste summa summarum alles was ist (ohne Ausnahme, außer den schöpferischen Kreationen des Menschen) eine Verwirklichung dieses Urgrundes sein, auch die Zeit

Gewiss, das ist eine philosophische Gedankenkette die versucht logisch den Urgrund irgendwie zu erschließen. Anders ist es wohl vernunftgemäß kaum möglich! Die Wissenschaft und die Philosophie kann hier aber auch kein absolutes Wissen postulieren. Philosophisch gesehen ergeben sich zwangsweise Paradoxien, die des Sachzwanges wegen entstehen, aber trotzdem einer Logik folgen.

Es ist die einzige Möglichkeit sich dem Urgrund zu nähern. Und dann ist es klar, das damit dem Alleinheitsanspruch jeglichen abrahamischen Gottes widersprochen werden muss und diesen widerlegt.

Eines in Allem

Alles aus Einem

Herzlichen Gruß

Rüdiger

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Singularitäten lassen sich weder prinzipiell noch generell falsifizieren.

Pro und contra Gottes Entität gibt es keine schlüssigen Verifikationen oder Falsifikationen. Aussagen über Gott sind nicht evident, sondern nur dem Glaubenden plausibel. Sowohl die fides- als auch credo-Ebene sind dependent vom persönlichen Willen.

Bekannt sind auch andere Denkexperimente, die einen ontologischen Gottesbeweis darstellen wollen, wie z.B. der Gödelsche Gottesbeweis.https://www.grin.com/document/947557

Wissenschaft und Glauben sind zwei Wirklichkeiten, die sich gegenseitig nicht die Berechtigung entziehen sollten.

Gottesbeweise, was beweisen sie wirklich? Mehr dazu hier: http://www.k-l-j.de/015_gottesbeweise.htm

Reden wir über Physik oder Religion? Physik bedarf nicht der Hypothese von Göttern. Davon abgesehen gibt es in der Physik keine Kausalität als Prämisse oder generells Prinzip.

Für Verwirrungen durch Kategorienfehler ist nicht die Physik verantwortlich, sondern die Religion, die krampfhaft eine Bedeutung behalten möchte.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Physikstudium

cykalord69 
Fragesteller
 23.07.2021, 17:00

Der Fehler liegt darin, dass die Existenz eines Wesen angenommen wird, dessen Wirkung jeglicher physikalischen Erkenntnis widersprechen würde.

Auch habe ich den abrahamischen Gott auf das Halteproblem zurückführen können, und damit seine Allwissenheit und Allmacht widerlegt.

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Basiert das teleologische/kosmische Kalam-Argument auf einem fatalen Trugschluss?

Vor allem basiert das Kalam-Argument auf Prämissen, die nicht unbedingt die Realität widerspiegeln. Es ist ja allgemein bekannt, dass man die Voraussetzungen nur günstig genug wählen muss, dann kann man mit Hilfe der reinen Logik den größten Blödsinn "beweisen".

Das fängt gleich am Anfang an:

Alles, was zu existieren beginnt, hat eine Ursache für seine Existenz.

Wie wird "Ursache" hier überhaupt definiert? Wird Ursache im Sinne des Kausalitätsprinzips benutzt? Falls ja, ist die universelle Gültigkeit des Kausalitätsprinzips sowieso schon längst wissenschaftlich widerlegt.

Außerdem enthält diese Prämisse einen Selbstwiderspruch, wenn sie letztlich zu dem Schluss führt, dass Gott keine Ursache hat.

Desweiteren müsste überhaupt erstmal belegt werden, dass die Prämisse nicht nur ein unzulässiger Analogieschluss aus Alltagsbeobachtungen ist, sondern es müsste erstmal dargelegt werden, dass es keine Ausnahmen davon geben kann.

"Etwas beginnt zu existieren" ist nicht dasselbe wie "Etwas bereits Existierendes wirkt als Ursache auf etwas anderes, was auch bereits existiert".

Das kalam-kosmologische Argument besteht in der Grundform nur daraus:

  Everything that begins to exist has a cause.
   The universe began to exist.
   Therefore, the universe has a cause.

https://en.wikipedia.org/wiki/Kalam_cosmological_argument

Manche, wie etwa William Lane Craig, erweitern sie um Prämissen, um ihren Gott zu "beweisen".

Das sind aber alles nur Arbeitshypothesen, nette Gedankenspiele.