Atatürk pro und contra?

7 Antworten

Nachdem Atatürk das Osmanische Reich zurückerobert und befreit hatte, freuten sich alle Türken. Darauf hatte Atatürk die Türkei in eine sekulare Republik nach westlichem Vorbild umgestaltet. Das wurde grösstenteils begrüsst. Atatürk war tief religiös und betete bei seinen Reden zu Gott. Als dann aber die religiösen Fanatiker der Araberreligion (Wahhabiten) sich gegen die Ideen von Atatürk stellten, wurden ihre religiösen Aktionen radikal verboten. Dazu gehörte damals auch das Kopftuchverbot in der Öffentlichkeit. Nur so konnte Atatürk die von England unterstützten Wahhabiten (Salafisten) vom Land fernhalten. Genauso gab es eine grosse Unterdrückung der Kurden durch die CHP. Damals sehnten sich eine bestimmte Gruppe Kurden dem von England versprochenen neuen Land, dass sie hätten besitzen können, wenn die Türkei besiegt worden wäre. Die Kurden blieben ohne eigenen Staat. Jeder Kurden- Aufstand wurde radikal beendet. Es war nicht alles gut damals. Aber Atatürk musste ab 1923 so handeln. Das hätte jedes Betroffene Land auch so gemacht wie Atatürk, denn das Volk war bedroht. Die aktuelle Regierung hat seit 2003 alles wieder in Ordnung gebracht. Das Kopftuchverbot wurde aufgehoben, Die Kurden haben ihre Rechte wieder. Religionsunterricht wird wieder wichtig in der Türkei. Kurden dürfen ihre Sprache in Schulen lernen und an der Öffentlichkeit auch wieder kurdisch singen.

Atatürk war General im Osmanischen Reich, als England, Frankreich und Russland das Osmanische Reich besiegt hatten. Sie wollten die letzten Gebiete des Osmanischen Reiches unter sich und ihren Helfern aufteilen, da läutete Atatürk den Befreiungskrieg ein und mobilisierte alle Osmanen (Araber, Turkmenen, Lasen, Armenier, Kurden, Jungtürken und viele weitere Ethnien des Reiches), sich als Türkenvolk nicht geschlagen zu geben und zusammen befreiten sie das Osmanische Reich von den Alleierten. Die Türken besiegten die Engländer, Franzosen und Russen.

Darauf wurden die heutigen Grenzen der Türkei im Vertrag von Lausanne festgelegt. Atatürk war Muslim, wollte ein modernes Land ausrufen. Gleichzeitig war um 1920 auch die neue Religion der Araber im Vormarsch (Wahhabismus bzw. Salafisten), welche von England unterstützt wurde, aber von Atatürk als nicht akzeptable Variante des Glaubens angesehen wurde. In diesem Punkt dachte Atatürk wie die Muslimbruderschaft. Atatürk schimpfte immer wieder über die Religion der Araber, meinte damit aber nie den Islam, sondern die wahhabitische Bewegung, wie sie heute in Saudi Arabien besteht (siehe Video).

Gleichzeitig waren auch eine Gruppe Kurden und eine Gruppe Armenier enttäuscht worden, welche den von England in Aussicht gestellten eigenen Staat nicht bekommen hatten. Ihnen wurde versprochen, wenn sie von Innen das Osmanische Reich schwächen würden und die Engländer von den Aussengrenzen das Reich besiegen können, dann würden sie ein Stück Land als Gegenleistung bekommen. Dazu kam es wegen der Niederlage nie. Nachdem Atatürk die Türkische Republik ausgerufen hatte, führte er den Laizismus als Weltanschauung ein (Trennung Staat und Religion), führte das Schweizer Zivilgesetz (trZGB) ein, änderte aber das Gesetz, indem Frauen das passive und aktive Wahlrecht bekamen, führte das italienische Strafgesetz ein, und modernisierte die Kleidung der Türken. Atatürk führte auch die türkischen Buchstaben in latinisierte Form ein.

Um nun aber die Türkei von den Einflüssen den Kurden zu schützen, die ja meinten, die Türkei habe ihnen den nie dagewesenen kurdischen Staat weggenommen, musste Atatürk ihnen die eigene kurdische Sprache verbieten und ging hart gegen die kurdischen Aufstände vor. Gleichzeitig wollte er den Islam von der neuen Ideologie (Wahhabiten) schützen, welche sich im Süden ausgebreitet hatte und verbot alle Religionen in der Öffentlichkeit. Religionen erklärte er zur Privatsache, die öffentlich nicht kundgetan werden durften. Damit wurde auch das freiwillige Tragen des Kopftuches in der Türkei verboten.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Türkei und wurde immer mehr zur modernen Demokratie. Es gab 1938 schon die erste Frau als Präsidentschaftskandidatin, konnte sich aber damals nicht durchsetzen. Erste weibliche Präsidentin wurde 1993 Frau Tansu Ciller. Es kam 1950 Präsident Adnan Menderes, der die Religionsfreiheit wieder einführen wollte. Er wurde weggeputscht und hingerichtet. Es wurde nichts mit der Freiheit der Religionen. Dann kam Turgut Özal und wollte den Kurden mehr Rechte geben. Özal wollte auch die von Putschisten abgeschaffte Präsidialdemokratie wieder einführen. Auch er wurde weggeputscht (vergiftet) und es kam nicht dazu. Erst Präsident Erdogan schaffte es ab 2002 endlich, die Türkei in eine echte und gerechte Demokratie zu führen, den Kurden ihre Bürgerrechte zu geben, die Religionsfreiheit wieder einzuführen, indem das Kopftuch wieder freiwillig in der Öffentlichkeit getragen werden durfte. Auch die Wirtschaft und das Reichtum der Türken wurden stark verbessert.

In unseren Kreisen wird seit fast 10 Jahren behauptet, dass die Türkei mit der Regierung Erdogan zu einem Osmanischen Reich mit einem Diktator umgestaltet werde, was jedoch Fehlinformationen unserer deutschen Medien sind, was sich bisher herausstellte.

https://www.youtube.com/watch?v=m4hJDvA5ubo

https://www.youtube.com/watch?v=htD5BaY9Ucg

https://www.youtube.com/watch?v=rS7D2HbvIDQ

https://www.youtube.com/watch?v=9kAsmvQhbXQ

Wieso stets diese Sortierung in ein ständiges Pro und ein Kontra, nur weil die Schule nicht davon lassen kann. Für Atatürk gibt es eigentlich nur Pros. Näheres dazu, siehe der sinnvolle Beitrag des Users "Nadelwald75".

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Innerhalb meines Studiums hatte ich viel mit Politik z utun
cimbomlucengiz 
Fragesteller
 13.02.2020, 15:24

Kein Mensch hat nur pros. Man darf nicht alles in schwarz weiß sehen. Zb herrschte in der Zeit von Atatürk ein einparteien System. Es gab Wahlrecht für Männer und Frauen, was positiv ist, aber eben nur eine Partei die man wählen konnte.

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cimbomlucengiz 
Fragesteller
 13.02.2020, 15:25
@cimbomlucengiz

Wenn man allerdings dies aus der zeitgeschichtlichen Perspektive betrachtet, war es zu dem Zeitpunkt dennoch sehr fortgeschritten.

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voayager  13.02.2020, 15:35
@cimbomlucengiz

wenn man etwas Fortschrittliches auf die Beine stellen will, kommt es sehr darauf an, seine Kräfte zu bündeln, statt bloße parlamentarische Zerstrittenheit zu huldigen. Natürlich soll man auch in schwarz und weiß einteilen, nämlich dann wenn man voranschreitet, und dann nicht alles und jedes nur relativiert. Erst im Nachhinein kann man sich den Luxus leisten, reflektierend zu sinnieren, dies dann nutzend für den nächsten Sprung nach Vorne.

Was du hingegen postulierst, sind bloße hiesige Schulweisheiten, die nicht aus dem Leben gegriffen sind und zudem die Perspektive des völlig vergreisten Deutschlands einnehmen, wo keinerlei Aufbruch stattfindet. Dort wo nur alles senil ruht, nur dort wird stets nur wie bei einer Kaufmannswaage alles in Pros und Kontras buchhalterisch sortiert. (Analcharakter zudem)

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Atatürk hat aus dem osmanischen Staat ein Staatswesen gemacht, dass sich nach dem modernen Westen ausrichtet.

Um nur einige Punkte zu nennen:

1920 Ablehnung des Vertrags von Sèvres (googeln, wenn du das nicht kennst),

1922 Kampf gegen die griechische Invasion,

1923 Friedensvertrag von Lausanne,

Abschaffung des Kalifats,

Übernahme des Bürgerlichen Gesetzbuches von der Schweiz,

Übernahme des Strafrechts von Italien,

Übernahme des Handelsrechts von Deutschland,

Verbot von Schleier und alter Tracht,

Rechtliche Gleichstellung der Frau,

1926 westliche Zeitrechnung,

Umstellung vom islamischen Freitag auf den säkularen Sonntag,

Ersetzung der arabischen durch die lateinische Schrift

Orientierung von Schulwesen nach westlichem Vorbild,

Anlehnung an die Menschenrechte nach deutschem Vorbild, Asyl für deutsche Flüchtlinge 1933,

Gründung des türkischen Nationalstaates

Woher ich das weiß:Recherche
Geschichte706  13.02.2020, 14:40

Ja, auch für mich eine überragende Persönlichkeit. So etwas gibt es nur sehr selten. Der heutige Chefosman zählt für mich nicht dazu.

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Kemal Atatürk war ein Reformer. Das mögen machen nicht, sie wollen konservativ sein und sich auf keinen Fall westlich orientieren.

Er wollte die Türkei reformieren und der westlichen Welt näher bringen. Natürlich geht das nur wenn man den islamischen glauben reformiert und sich von alten Sitten befreit. Ist das wirklich so überraschend das die Fundamentalisten nicht gut finden?