Anrede im Mittelalter?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Höflichkeitsform sind ein sehr komplexes Thema, denn es kommt nicht auf das Wort, sondern auch auf Situation, Hierachie der beteiligten Personen, persönliches Verhältnis etc. an. Und auf die Zeit, in der du dich befindest. Anfang des Mittelalters wurde der Pluralis Majetatis, den die römischen Kaiser nuzten, zu der Anrede "Ihr" als einfache Mehrzahl des gebräuchlichen Dus eingeführt, um höhergestellte Personen anzureden. Das galt erstmal pauschal für alle Mitglieder des Klerus und Adels, die müssen so angeredet werden, zusätzlich zu dem Gedöns alá "Eure Eminenz" "Mein Herr" "Königliche Majestät"... Auch untereinander "Ihrzte" sich der Adelsstand, zumindest der Hochadel, ein Du konnte beleidigend aufgefasst werden. Auch wenn es ein Herzog wohl verkraften konnte, einen Freiherrn zu duzen, aber ein Freiherr, der einen Herzog duzte, war dabei auf sehr dünnem Eis. Sprich: Selbst unter befreundeten wurde eher geihrzt, maximal im engsten persönlichen Umfeld war das Du vorhanden.

Erstmal: Mittelalter und Bürger, diese Begriffe gehören nicht zusammen. Kurz: Nö. Auf dem Land war das "Ihr" nur soweit bekannt, das man die Herren so anredete, aber eigentlich wurde alles und jeder geduzt. Dieses ganze "Euch" und "Ihr" und bla, mit dem die Filme immer so schön übertreiben, wurde dort eher weniger beachtet. Da wurde geduzt. Sogar Fremde, wenn sie nicht gerade als Adel erkennbar waren.

Erst mit Aufkommen des Bürgertums in der frühen Neuzeit wurde solche Umgangsformen auch in bürgerlichen Klassen etabliert, im Grunde eigentlich erst im 19. Jahrhundert. Es war üblich, das Kinder ihre Eltern ihrzten. ("Mein Vater, erlaubt Ihr den Besuch bei Familie Müller?" "Frau Mama, habt Ihr auch Äpfel auf dem Markt bekommen?") Das alles gilt aber nur für "elitäre" Kreise, Bürgertum, Militär- und Finanzadel etc. , die meisten Leute haben im engeren Umfeld geduzt.

Allerdings sollte man auch die mittelalterliche Etikette berücksichtigen. Und die verlangte, dass adlige Frauen niemals alleine unterwegs waren. Und da müsste jede Vorstellung über - vorzugsweise männliche - Begleitpersonen laufen. Das heißt: Um überhaupt mit Deiner Adligen reden zu können, müssten sich die Fremden erstmal mit der Begleitperson auseinander setzen. Die Adlige würde die Fremden erst begrüßen, nachdem sie ihr von der Begleitperson vorgestellt wurden. Und so eine formalen Vorstellung enthält Hinweise auf Stand des Vorgestellten. Von einem völlig Fremden direkt angesprochen zu werden, dürfte für eine mittelalterliche Adlige etwa so sein, als würde einer heute lebenden Frau ein wildfremder Mann um den Hals fallen ihr die Zungen in den Mund schieben. Sie kann Fremde auch nicht einfach so ansprechen, ohne gegen alles, was sie je an Etikette gelernt hat zu verstoßen. Für solche Situationen gibt es keine Regeln oder angemessenen Begrüßungen. Da muss sie improvisieren und sollte sich überlegen, ob sie sich wirklich als Adlige zu erkennen geben soll. Adlige waren damals aus gutem Grund nicht alleine unterwegs; es bestand durchaus die Gefahr, in der Hoffnung auf ein Lösegeld geraubt zu werden. Das ist sogar Richard Löwenherz passiert, als er vom Kreuzzug zurück nach England wollte; und wenn ein für seine Kampfkraft berühmter König gefangen genommen werden kann, wie leicht passiert das erst einer allein reisenden, wehrlosen Frau?

Wenn diese Etikette- und Sicherheitsfragen alle irgendwie ausgeschaltet sind, würde ich die Figur das mit Vorstellen selbst übernehmen lassen. Sagen wir, sie wird angesprochen. Dann fragt, sie mit wem sie es zu tun hat, wartet die Antwort ab und spult erst dann die passenden Begrüßungsgesten ab.

Adelstitel und Anreden:

http://de.wikipedia.org/wiki/Adelstitel

SusiFi 
Fragesteller
 17.02.2015, 21:35

Danke schön deine Antwort war wirklich hilfreich! Die Situation ist in der Geschichte sehr 'kompliziert'. Sie spielt auch nicht in 'dieser Welt' es ist eine Geschichte die in einem Umfeld wie im Mittelalter spielt. Die Situation ist eigentlich dass eine Prinzessin die sich aber eine Art Cape übergezogen hatte das Stadttor passieren möchte und die Soldaten am Tor diese erst unhöflich ansprechen und sie dann als sie dass Cape abzieht erkennen und sich dann entschuldigen wollen. Daher auch die Frage wie sie sich entschuldigen sollen?

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DracoSodalis  17.02.2015, 21:53
@SusiFi

Naja, eine Prinzessin würde sich gar nicht mit dem niedrigem Volk abgeben.. geschweige denn sich überhaupt in der nähe aufhalten oder gar alleine durch die Stadt und durch das Stadttor laufen..

Aber da es lediglich nur um eine Geschichte geht.. So müsste man wissen um welche Art Prinzessin es handelt.. Fürstlich, herzögliche, Majestetische ?

Zbsp. "so möget ihr uns verzeihen edle .... Prinzessin .... von/zu ...... für unser unholde Frewweley..

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DracoSodalis  21.02.2015, 19:27
@DracoSodalis

Habt Dank für Eure gütige Auszeichnung.. so möget Euer Werk gelingen.

Siegfried von Zymmern, Komtur der Dracosodalis - freye Ritterschaft

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Eure Hoheit. Wenn Leute mit höherem Stand oder gleichem Stand sie ansprechen: Mi'lady, wenn Leute mit niederem Stand sie ansprechen Mylady. Glaub ich :D

SusiFi 
Fragesteller
 17.02.2015, 21:12

Danke

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Einer "Prinzessin" wurde im Mittelalter entweder bei Geburt oder spätestens bei einer Heirat ein Titel verliehen. Ausserhalb des Titels wurde eine adelige, unverheiratete Frau mit Fräulein angesprochen, verheiratete adelige mit Frau, die Geschlechtsbezeichnung "Frau" gab es damals noch nicht.

Je nach Titel war die Prinzessin dementsprechend auch anzusprechen, höher bzw reicher Geborene siezten und euchzten sich (Du nur im gemeinen Volk), bei niederen Volk durfte je nach Zeit die niedriggestelltere Person sich auch nicht im selben Satz melden

Die jungen Damen hatte man nicht anzusprechen . Das durften nur insider.

SusiFi 
Fragesteller
 17.02.2015, 21:19

Ja dass ist mir klar aber wie sprachen diese sie an?

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ich denke kommt darauf an woher die Prinzessin kam. Also ich denke Lady und Prinzessin ist schon okay. ;)