Anliegen Romantiker

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Servus, ich befürchte, mit der Beantwortung deiner Frage beschäftige ich mich schon fast vierzig Jahre lang... Es gibt Menschen, deren Fähigkeiten sind "nur" Kunstwerke zu schaffen - sie benötigen keine Botschaften, wollen nichts aussagen, sondern sind "Füllhörner des Genialen" - Andersartige Menschen, z. B. betont rational zweckgerichtet handelnde, können dies oft sehr schlecht nachvollziehen...

1 DIE Romantiker gab es natürlich nicht... und die Ideen der Epoche Romantik leben selbstredend immer noch in allen Facetten in den heutigen Menschen weltweit... Es gibt nur eine besondere Ausprägung der romantischen Idee z. B. in der deutschen Literatur um 1789 bis 1832.

1.1 Eine romantisierende Weltanschauung begann etwa Mitte des 18. Jhs.. - Der erste Höhepunkt mit Gewalt war die frz. Revolution 1789 "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" - Die gesellschaftlichen Stände zerbrachen mit Idealen, die wohl weniger als die Hälfte der Menschheit heute noch anstrebt: Die ERSTE ROMANTISCHE SEHNSUCHT NACH FRIEDEN UND FREIHEIT für die paradoxerweise notfalls mit Gewalt gekämpft wird... - Die Namensgebung, was romantisch überhaupt ist, erfolgte erst Anfang des 19. Jhs..

1.2 In Frankreich scheiterten die neuen Bürger/innen an Napoleon mit seiner Kaisermonarchie - im deutschsprachigen Raum begannen die Geb. Grimm, das Wissen über die deutsche Sprache niederzuschreiben und "hunderte" Volksmärchen als Urdichtung der Menschen ohne Standesunterschiede zu sammeln - eine Reaktion gegen die napoleonische Französisierung Europas... Durch die Kriege war die Armut mit Hungersnot und Kindersterblichkeit gewaltig, jeder musste täglich um sein Dasein kämpfen (ein Lebensalltag, der den jungen Ch. Darwin zur Evolutionstheorie aller Lebewesen führte...): Die ZWEITE ROMANTISCHE SEHNSUCHT NACH EINEM LEBEN OHNE STÄNDIGE ANGST VOR DEM UNTERGANG > die Sehnsucht nach einem irrealen besseren Leben, einer anderen jenseitigen Welt bis zur Sehnsucht in den Tod als Erlösung vom Elend des Irdischen...

1.3 Die INDUSTRIALISIERUNG zerstörte die Natur (Umwelt gab es nicht): Der WALD wurde großflächig gerodet - ein Förster wurde berühmt, weil er die Aufforstung zum weiteren Erhalt des Waldes forderte, er prägte dafür den Begriff "Nachhaltigkeit" - den gerade heute jeder politische Lügner verwendet, um gerade so nicht zu handeln - Die massenhafte Kinderarbeit und die versklavende Fabrikarbeit blühten auf. Der Arbeiter/innen wurden nicht reicher, aber die Fabrikbesitzer > Marx/Engels schrieben ihr "Kommunistisches Manifest", auch weil die Kirchen nur mit dem jenseitigen Leben nach dem Tod in einer umgekehrten Gerechtigkeit trösteten, statt auf Erden mit Taten zu kämpfen... Die DRITTE SEHNSUCHT NACH DER VERLORENEN EINHEIT ZWISCHEN MENSCH UND UND NATUR UND LETZLICH EINEM GOTT > schon zum Beispiel J. J. Rousseau verkündet Ende des 18. Jhs. seine Ideen "Zurück zur Natur" - u. a. mit seinen demokratischen Forderungen nach einem Staat, der auf einem humanen Gesellschaftsvertrag mit politischer Gewaltenteilung beruhen muss...

2 Die einen Romantiker versuchten dies in Worte und Bilder und Musik und Taten umzusetzen, die anderen Romantiker "reinigten" ihre Seelen mit Schauerwerken, die dem Schrecken Formen gaben, um die "abgestumpfte Gleichgültigkeit", vielleicht war es auch nur Selbstschutz zum seelischen Überleben, vieler Bildungsbürger/innen (Biedermeier-Idylle) zu zerstören... Die Schulpflicht zur Bildung entstand - um die jungen Menschen aus der Versklavung zu retten und damit das Entstehen mannigfaltiger spezifische Berufsbilder der volkswirtschaftlichen Arbeitsteilung zu ermöglichen... (wir haben heute in Europa ca. 350 Handwerksberufe und ca. 400 akademische Studiengänge und auch im Detail unzählige selbstständig gewerbliche und freiberufliche Erwerbsmöglichkeiten in Europa)

3 Ich hoffe, du verstehst, dass es sich wie immer um Menschen mit zutiefsten Gedanken und Gefühlen und deren Umsetzungen in Kunstwerken und in den Alltag handelt - und nicht um oberflächliches Kategorisieren in fachwissenschaftlichen Begrifflichkeiten...

Viel Erkenntnis! Grüße.

Das Hauptanliegen der romantischen Dichtung ist das Erspüren eines tieferen Sinnes in allem Sein. Die Romantiker wenden sich deshalb scharf gegen die „Philister“ (wir sagen heute: Spießer), die nur die platte Wirklichkeit anerkennen und ihr materielles Wohlergehen über alles schätzen. Der Romantiker hat ein völlig anderes Verhältnis zu den Dingen als die Philister; er verzaubert die ganze Wirklichkeit, umgibt alle Dinge mit dem Schein des Ungewöhnlichen. Romantisieren nennt er das. Letztlich zielt diese „Romantisierung“ darauf, dem geheimen Sein hinter den Dingen auf die Spur zu kommen (Novalis: „Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, romantisiere ich es.“)

Die Romantiker besannen sich, nach der Klassik, die die Antike verehrte, auf das Mittelalter und schufen damit eine Besinnung auf die eigene Geschichte. Ihr literarisches Schaffen war nicht mehr auf eine gebildete Oberschicht ausgerichtet, sondern sie versuchten so zu schreiben, wie es in den Volkslidern und -märchen der Fall war