Angst vor dem Kommenden, Nostalgie

3 Antworten

Du setzt dich selber viel zu sehr unter Druck. Und mal ganz im Ernst: warum denkst du jetzt überhaupt noch an Dinge, die schon vor Jahren geschehen oder auch nicht geschehen sind. Du zerbrichst dir den Kopf über Dinge, die du gar nicht mehr ändern kannst, weil sie längst Vergangenheit sind. Und genauso die Sorgen in die Zukunft. Kannst du die Zukunft beeinflussen? Nein, kannst du nicht. Dann lass sie doch in aller Ruhe auf dich zukommen. Dann kannst du immer noch entscheiden, was du mit ihr anfangen wirst. Verwende deine Kraft und deine Gedanken um heute aus deinem Leben etwas schönes zu machen. Und es muss nicht immer mit Arbeit und Lernen zu tun haben. Einfach nur Leben und Spaß haben ist auch erlaubt. Es ist sogar erwünscht. Der Mensch ist geboren um glücklich zu sein, vergiss das nicht.

maevum 
Fragesteller
 18.03.2015, 13:59

Hi, erstmal Danke für die Antwort. Ich bin mir ja selber bewusst, dass ich nichts mehr daran ändern kann, aber das ist halt so ein nostalgisches Gefühl aktuell bei allem was ich sehe, das ich einfach nicht unterdrücken kann, egal wie sehr ich mir selbst einreden, dass es sinnlos ist. So stark ist es eigentlich auch erst seit dem Hochschulwechsel, davor war es immer nur ein normales Nachdenken, wie es wohl jeder ständig hat, so in der Art "Hey, weißt du noch das und das? Das war aber cool.", wie man sich einfach mit Freunden unterhält. Davor gab es schon ein paar mal solche Phasen, die aber längst nicht so stark waren und bei denen ich mir einfach gedacht habe: "Hm, schon wieder 'n Schuljahr vorbei?" Jetzt werde ich mir richtig bewusst, dass ich nie wieder in die Schulzeit zurück kann, was ja aber eigentlich auch schon seit einem Jahr der Fall ist; ich muss das einfach irgendwie endgültig abhaken. Das komische ist ja, noch vor einem Monat hatte ich die Gedanken überhaupt nicht, jetzt kann ich es mir überhaupt nicht vorstellen, sich keine Gedanken zu dem Thema zu machen und sich zu sorgen. Ich denke und hoffe, dass es einfach nur was temporär ist und ich mir später sagen kann: "Du hast dir umsonst all diese Sorgen gemacht"

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Auch müsst ihr zu meinem Wissensdurst wissen, dass ich schon immer meinen Gleichaltrigen um Jahre voraus war im Allgemeinwissen und z.B. den Naturwissenschaften, die Quantenphysik packte mich z.B. schon seit ich etwa 11, 12 bin, in der Grundschule hatte ich schon Lexika, Atlanten und Wikipediartikel in Mengen verschlungen, weil mich einfach die Themen so sehr packten und interessierten. Auch hier müsst ihr wissen, der Schulstoff z.B. war fast immer neu für mich, von den physikalischen Gegebenheiten hinter den Phänomenen hatte ich z.B. nur wenig Ahnung, war also kein Superkind, das mit 10 schon Differentialgleichungen löste, auch wenn die Schule mich unterforderte und die Noten waren auch nur oberer Standard, es gab notenmäßig viel bessere Schüler (obwohl den Mitschülern bewusst war, dass mein Allgemeinwissen für mein Alter abnorm war, so kamen sie bei Fragen immer erst zu mir und ihnen war bei Stadt, Land, Fluss immer schon bewusst, dass sie keine Möglichkeit hatten mitzuhalten :) 

Jedenfalls habe ich in letzter immer mehr das Gefühl hinter andere Gleichaltrige zurückzufallen, was ich ja eigentlich mein lebenlang nicht kannte, da ich immer allen, auch in meinem Familienkreis (Bin Erstakademiker, auch da Einwandererfamilie) ,"voraus" war. Jetzt aber ist alles anders, die Schule ist schon lange vorbei, der ich immernoch hinterherhänge, die meisten Freunde, haben jetzt ein Semester erfolgreich abgeschlossen und ich flüchte immer mehr in Nostalgie in die unbeschwerte Schulzeit, wo ich jetzt im Nachhinein betrachtet tun und lassen konnte was ich wollte, wie Tagelang Fernsehen, ohne dass die Zeit gefühlt so schnell verging. So kamen mir als Kind/junger Jugendlicher eine Woche Ferien wie eine Ewigkeit vor, in der ich so vieles tun konnte und sie in vollen Zügen genoss, wohingegen jetzt eine ganze Woche schneller vorüber ist, als ich schauen kann. Die letzten Jahre kommen mir extrem kurz vor, wenn ich überlege, was zum Beispiel 2010 war und das jetzt schon fast 5! Jahre her sind, mehr als ein Viertel meiner gesamten bisherigen Lebenszeit!

Und so habe ich auch das Gefühl, dass meine Kindheit/Jugend viel zu kurz war und ich frage mich immer, "was hast du denn all die Jahre gemacht"? Und ich denke immermehr darüber nach, wie mir der Wert der eigenen Schulzeit nicht bewusst war. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr werde ich mir bewusst, wie sich mein Leben in letzter Zeit mit all seinen Facetten geändert hat und ich das aber nicht so ganz akzeptieren möchte. Ich weiß, dass die Zeit die vor mir liegt mindestens genauso schön sein wird, aber ich bin ein wenig besorgt. Ich kann eigentlich auch wirklich nicht sagen woran das liegt, es tritt wie gesagt vor allem immer dann auf, wenn ich massig Zeit zu Selbstreflexion habe. Meine Meinung ist, dass ich einfach immer mehr merke, dass die Zeit unaufhaltsam voranschreitet und immer mehr von der Lebensuhr abläuft, woran man als Kind nie gedachtet hatte. Ich konnte bisher immer denken "ich bin ja noch sehr jung, das richtige Leben der Älteren kommt ja erst noch" und hab mir keine Gedanken darüber gemacht, was  in 10, 20, 50 Jahren sein wird. Und jetzt? Ich stehe "mitten im Leben", volljährig und für meine Taten voll verantwortlich und es gibt Jüngere die zu meinem Alter aufschauen, obwohl es immer andersherum war. Was wird nach 10 Jahren sein? Jeden Tag die gleiche Arbeitsödnis? Aber nein, mein Problem ist glaube ich nicht die Zukunftsangst, das habe ich schon alles akzeptiert und mich auf alles mögliche eingestellt, sondern eher die vergehende Zeit. Ich denke immer, dass ich z.B. doch erst gestern noch 14 war und denke darüber nach, das ich zu wenig draus gemacht. 

So, ich könnte eigentlich noch ewig so weiter schreiben, aber es ist mal gut jetzt :D  Was denkt ihr dazu? Hattet/habt ihr die gleichen Gedanken? Ich wollte das einfach loswerden, da es in dem Alter sozusagen ungewöhnlich ist, so an seiner Kindheit zu hängen und sich Gedanken über die verbleibende Lebenszeit zu machen, auch weil ich nicht weiß, woher das kommt, obwohl doch alles im Leben eigentlich rational gesehen glatt läuft. Trotzdem weiß ich auch, dass die Gefühle wohl normal sind und es jedem schonmal so oder so ähnlich erging und ich mich einfach nur mental darauf anpassen muss, dass der erste Lebensabschnitt nun hinter mir liegt und ich mich freuen kann, ein so sorgenfreies und schönes Leben gehabt zu haben und natürlich noch habe. Die Zukunft muss ich einfach auf mich kommen lassen und alles genießen, aber mein eigener Kopf spielt mir halt immer einen Streich und investiere unglaublich viel Zeit in diese Fragen (habt ihr vllt. mal das Spiel "The Talos Principle" gespielt? Es hat meine Sicht auf das Leben in den vergangenen Monaten enorm beeinflusst, ich empfehle es einfach jedem)

Hört sich für mich ein wenig nach Quarter-Life-Crisis an - ein nicht sehr ungewöhnliches Phänomen, das die bekannte Midlife-Crisis mehr oder minder ersetzt hat, da das "Viertel-Leben", der Abschluss der ersten ca. 20 Lebensjahre (und die oft damit verbundenen wechselnden Lebensumstände) in unserer Gesellschaft große Bedeutung erlangte. Fragen und Zeifel wie du sie hast sind, wie du selbst erkannt hast, nichts außergewöhnliches und diese Krise sollte im Normalfall auch nur temporär sein.

Ich bin in einem ähnlichen Alter wie du und kenne diese oft ernüchternden Selbstreflexionen nur zu gut, aber ich habe es bisher immer ganz gut geschafft, mich davon abzulenken. Besonders über das Phänomen der beschleunigten Zeit denke auch ich oft nach und es bereitet mir manchmal Sorgen. Dass die Zeit immer schneller vergeht, je älter man wird, spürt wohl jeder Mensch - tatsächlich hat man mit ca. 25-27 (!) bereits die gefühlte Hälfte seines Lebens erreicht. Als Kind sind einem Tagesabläufe noch nicht so vertraut, alles ist neu und unbekannt - je mehr Lenze man erlebt, desto "gewöhnlicher" wird alles und die Zeit scheint dementsprechend schneller zu gehen. Das ist irgendwie ein trauriger Umstand, aber es sollte nicht entmutigen und vielmehr die Tragweite der berühmten Worte "Lebe den Tag" verdeutlichen - besser in seinem ursprünglichen Carpe-Diem-Gewand als in der verfremdeten, modernen YOLO-Ausührung. :P

Natürlich sagt sich das schön einfach und du schreibst ja auch, dass du das Gefühl hast, deine Zeit verplempert zu haben. Mich beschleicht nicht selten auch ein schlechtes Gewissen wenn ich keiner sonderlich produktiven Beschäftigung nachgegangen bin oder mich der Prokrastination hingegeben habe, und wenngleich ich keine vergleichbare Situation erlebt habe, kann ich mich gut in deine Situation hineinversetzen, ein Semester "verloren" zu haben. Ich habe ähnliche Dinge bei Bekannten mitangesehen, und etwas derartiges zu erleben ist in der Tat eine meiner größten Ängste. Aber sieh es so: Gelernt hast du in der Zeit trotzdem etwas, auch wenn es vielleicht nicht mehr war als die Erkenntnis, dass es das falsche Studium war. Sowas fließt mit in den großen Pool der Erfahrungen und ich denke, dass jede noch so kleine Erfahrung darin uns prägen und bilden kann. Theoretisch ist jede Sekunde gelebte Erfahrung, mehr oder weniger.

Ich verstehe auch deinen Wunsch, der Menschheit etwas Wertvolles zu hinterlassen, aber da würde ich mir keinen Stress machen - große, weltbewegende Erkenntnise bringen die wenigsten mit 19, sondern eher am Ende ihres Lebens hervor. Natürlich läuft uns in gewisser Weise die Zeit davon, da wir jederzeit sterben könnten, aber wie ich gerne sage: Das Leben ist ein Risiko mit absolut tödlichem Ausgang, daran ist nicht zu rütteln. (Oder in den Worten des leider kürzlich verstorbenen, großartigen Terry Pratchett: “It is said that your life flashes before your eyes just before you die. That is true, it's called Life.”) Ich denke, dass die Zeit bis zu unserem Tod besser genutzt ist, wenn wir uns am Leben erfreuen anstatt verbissen zu versuchen, ihm einen Sinn zu geben und "große Taten" zu vollbringen.

Huch, ich bin da wohl auch ein wenig abgeschweift - mir gehts da ähnlich wie dir, ich könnte noch ein weilchen weiterphilosophieren. Ich hoffe mal, dass dies deine Sorgen ein wenig dämpft und dein Anliegen beantwortet ;)

maevum 
Fragesteller
 18.03.2015, 14:25

Hi, auch dir danke für die Antwort, hat mich schon ein wenig erleichtert, dass ich nicht der Einzige bin, für den die Zeit seit geraumer Zeit scheinbar rennt, auch wenn ich es nicht akzeptieren möchte und es mich stark beschäftigt. Habe mich mal zur Quarter-Life-Crisis, belesen, vieles stimmt überein, aber vieles auch nicht, so hab ich eher kaum "Zukunftsängste" in Sinne von Job, Studium, usw. und finanzielle Sorgen mache ich mir auch keine. Ein großes Problem stellt für mich glaube ich auch der Übergang aktuell dar. Immer war ich bisher sozusagen "Kind" oder zumindest ein "Teenager" und ich habe das Gefühl, das von heute auf morgen das alles vorbei ist. Noch vor nicht allzu langer Zeit war ich in der riesigen Gruppe der Schüler, konnte mich einwandfrei damit jahrelang identifizieren. Und nun? Erwachsen, Student - wenn Nachrichten zum Schulsystem, Pisatests o. ä. , den Ferien, dem Abitur oder ähnliches kommen merkt man: Das, was mich über ein Jahrzehnt direkt betroffen hat, ist nur noch eine Randnotiz für mich, die ich kaum mehr beachte und mich nicht mehr betrifft. Es ist vorbei, die wohl bisher beste Zeit meines Lebens, ohne dass ich eine richtige Kontrolle darüber habe und ich kann nicht zurück. Ich denke auch, dass es nur eine Phase ist, ich erinnere mich noch vage daran, dass ich beim Übergang zum Gymnasium ähnliche Gedanken hatte, als der gesamte Freundeskreis zusammenbrach und ich in eine neue Stadt musste, auch wenn das natürlich alles kindlicher war und unter ganz anderen Vorzeichen stand, so blieb ich beispielsweise immernoch ein Kind und auch viele andere Sachen änderten sich nicht.

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