Angst davor auszuziehen?

6 Antworten

So erging es mir auch. Ich bin ein Scheidungskind und war das letzte von 3 Kindern die ausgezogen ist.
Du musst lernen das du auch ein eigenes Leben hast und deine Mutter auch. Irgendwann ist es Zeit selbstständig zu werden. Du kannst nicht immer auf sie aufpassen...

Meine Mutter hat 2019 Suizid begangen und das innerhalb von einer halben Stunde nach dem ich sie besucht hatte. Ich denke oft daran das es mein Fehler war zu gehen.. aber nein. Du musst lernen das du eben nicht alles im Leben beeinflussen kannst.

Vielleicht ist eine leichte psychologische Unterstützung für dich hilfreich

Je nachdem wie alt und gesund bzw krank deine Mutter ist dürftest du dann die nächsten Jahre nicht ausziehen. Ich kann deine Sorge verstehen aber ich gehe mal ganz stark davon aus, dass du deine Eltern noch oft besuchen wirst oder ihr öfter telefoniert, dadurch bekommst du mit wie es ihr geht. Sollte es ihr akut schlecht gehen wirst du bestimmt benachrichtigt und kannst noch schnell zu ihr. Das allein sollte also kein Grund sein nicht zu deiner Freundin zu ziehen.

Du hast gesagt:

"Mein Vater meinte humorvoll, dass es ja super wäre und ich ihnen nicht mehr auf den Taschen liegen würde. Meine Mutter hingegen wirkt darüber eher traurig."

Ich denke dein Vater will dich in die Eigenständigkeit bringen (gute sache), aber deine Mutter will dich nahe bei ihr haben, obwohl sie weiss es ist gut für dich eigenständig zu werden.

Ich denke du solltest eigenständig werden, aber besuche nach hause aufrecht zu erhalten. damit nimmst du deiner mutter die angst, gehst deinen weg, und zeigst dir selbst, dass du du selbst bist, mit einer Zukunft.

Das letzt was deine Mutter will, ist dir deine Zukunft zu nehmen.

Die wenigsten Menschen fallen von einer Sekunde auf die andere tot um. Es gibt immer "Vorlaufzeiten", in denen die Angehörigen benachrichtigt werden. Dann ist auch Zeit Deine Mutter aufzusuchen.

Ist deine Mutter akut in Gefahr?

Hast du eine Situation erlebt, in der jemand zu spät kam, als ein Angehöriger krank war?

Wir haben in der Familie 2019 jemanden beim Sterben begleitet, konkret war ich 6 Tage fast ununterbrochen da, obwohl ich nicht im gleichen Haushalt lebe. Es ist also nicht gesagt, dass das nicht möglich ist, nur weil man ausgezogen ist. Ich persönlich wusste zwar, dass der Betroffene eine schwere Diagnose hatte und nicht mehr lange leben würde, mir war aber erst am vorletzen Tag klar, dass dies nun wirklich die Sterbephase war. Also: In der Not kann man durchaus mit eigener Wohnung auch jemandem im anderen Haushalt helfen, bei Krankheit, Problemen oder halt im Extrem zur Sterbebegleitung da sein.

Du kannst deine Mutter täglich anrufen und/ oder mit ihr schreiben. Du kannst ihr Fotos und kleine Videos aus deinem Alltag schicken. Du kannst dich regelmäßig mit ihr treffen (vorausgesetzt, du ziehst nicht 100 km weit weg oder so).

Du kannst auch einen langsamen Übergang machen, dein Kinderzimmer behalten, zur Freundin ziehen und erst mal jedes WE oder jedes zweite WE bei den Eltern sein oder anderweitig die Zeiten aufteilen. Du musst nicht ausziehen und nie wiederkommen.

Wenn du solche Angst um deine Mutter hast, würde ich mal mit dem der Mutter, dem Vater und dem Hausarzt reden und fragen, wie begründet diese Ängste denn sind, ob man Vorkehrungen treffen sollte wie bspw. Palliativdienst rechtzeitig einschalten etc. Es gibt auch zahlreiche Notfallsysteme und Betreuungsmöglichkeiten. Informiere dich darüber.

Du kannst, auch und vor allem wenn du ausgezogen bist, auch noch viel schöne Zeit mit deiner Mutter verbringen, vielleicht schönere, weil sie dann explizit geplant ist und man nicht nur einfach mal so in der Küche quatscht.

Informiere dich bitte aber auch über Co-Abhängigkeit und Ähnliches. Also zu enge Bindung zu Menschen, die bedürftig sind und den Helfenden, oft unbewusst, ausnutzen, mehr verlangen, als man eigentlich verlangen sollte. Du hast auch ein eigenes Leben, deine Mutter hat ihren Job gemacht, vielleicht herausragend gut, aber der Lohn, das Dankeschön kann nicht sein, dass du dein eigenes Leben dafür aufgibst oder ausbremst.

Finde Kompromisse.

Wenn du ausgezogen bist und dich bewusst mit deiner Mutter zum Frühstücken, Reden, zu gemeinsamen Aktivitäten, zum Kaffeetrinken, zur Haushaltshilfe oder was auch immer verabredest, dann kann das als viel wertvoller und intensiver wahrgenommen werden als wenn du ständig da bist und ihr dann halt mal zusammen frühstückt oder Hausarbeit macht.

Und bedenke: Deine Mutter hat hoffentlich noch Freundinnen, mit denen sie Kontakt hält. Das könntest du durch interessierte Nachfragen mal wieder fördern. Es ist schlecht, wenn sich ein Mensch NUR auf einen einzigen anderen verlässt. Wenn der mal krankheitsbedingt oder durch beruflichen Stress ausfällt, ist man ganz alleine. Hat man mehrere Kontakte, stört das nicht so sehr!

PS
Google auch mal Empty Nest Syndrom und Tipps betroffener Mütter (und Väter), wie sie damit umgegangen sind. Vielleicht findest du passende Tipps für deine Mutter!