Analoge Kompaktkameras mit fixer Blende und Verschlusszeit - Wie kann das funktionieren?
In meiner Kindheit, als alles noch analog war, hatten wir eine analoge Kompaktkamera, eine Revue 130c. Es war eine billige, komplett mechanische Vollplastik-Kamera, Fixfokus, fixe Blende, fixe Verschlusszeit, keinerlei Belichtungsautomatik oder manuelle Einstellmöglichkeiten. Dazu ein eingebauter Blitz, natürlich auch mit fixer Leitzahl.
Man ging, ohne irgendeine Ahnung von der Materie zu haben, in den Supermarkt, kaufte den billigsten Farbfilm den es gab ohne auf so unwichtige Dinge wie Filmempfindlichkeit zu achten (werden wohl 100 oder 200 ASA gewesen sein), fotografierte in verschiedensten Lichtsituationen drauf los - und die meisten Fotos sind dennoch mehr oder weniger brauchbar geworden, zumindest aus Sicht eines anspruchslosen Amateurs.
Wie ist das möglich? Haben die Fotolabore hier Pionierarbeit geleistet, um aus dem komplett fehlbelichteten Film noch so viel wie möglich herauszuholen, unter Ausnutzung des hohen Belichtungsspielraumes von Negativfilm?
2 Antworten
Die Kamera ist von ihrer Belichtung her ausgelegt für Außenaufnahmen bei bedecktem Himmel.
Film hat hohe Dynamikreserven in den Lichtern, daher kann man im Gegensatz zu Digital bei überbelichteten Aufnahmen noch sehr viel rausholen, bis zu 8 Belichtungsstufen sind locker möglich. Der Dynamikbereich deckt also locker auch Aufnahmen in der Sonne ab, die mit f/16 geschossen werden müssten, das sind nur 3 Blendenstufen.
Innenaufnahmen oder Nachtaufnahmen dagegen kannst du mehr oder weniger knicken. Deshalb wird dafür auch zwingend ein Blitz benötigt, um die nötige Belichtung zu bekommen und daher finden sich selten Innenaufnahmen hier in der Galerie:
Camera: Revue 130 C · Lomography
Also Antwort zu deiner Frage: Ja, das meiste läuft hier im Entwicklungslabor ab.
Wenn man die Fotos so einer Kamera mit denen eines beliebigen günstigen Smartphone von heute vergleicht muss man dann noch Mal überlegen ob "mehr oder weniger brauchbar" auch heute noch gilt. Das war nämlich echt schlecht.
Tatsächlich haben solche Kamera draußen an einem schönen Tag durchaus funktioniert. 100 ISO Blende 8, 1/60 sek.
War es dunkler z.B. Drinnen würde halt der Blitz genutzt. Der von der Leistung auf normale Schnappschussentfernung eingestellt war.
Die Belichtungsautomatiken der Massenlabore haben natürlich auch einiges korrigiert.
Danke für die Antwort ;-)
Ich habe noch etliche Fotos, die damals mit dieser Kamera gemacht wurden, und natürlich kommen sie qualitativ nicht an ein heutiges Smartphone ran, aber für die damaligen Ansprüche des "normalen Durchschnittsbürgers", der nicht viel Ahnung von Fotografie hat, waren die Bilder, sagen wir mal, akzeptabel, und sie sind auch heute nicht völlig unansehnlich, wenn man den Erinnerungswert und nicht die technische bzw. künstlerische Qualität der Bilder betrachtet.
Hier z.B. ein Foto, das ich 1995 im zarten Alter von 11 Jahren mit der genannten Kamera gemacht habe:
https://ibb.co/SsrzsMk