An was für Dinge aus Deiner Kindheit bzw Jugend erinnerst Du Dich, die heutige Kinder und Jugendliche nicht verstehen würden?

59 Antworten

Hallo Quitte und ihr anderen Lieben,

eine Nostalgiefrage, die Erinnerungen weckt...

wir haben viel Zeit in der Natur verbracht, Tiere beobachtet und im Eimerchen oder Glasbehälter gefangen (heute undenkbar) auf der Decke hinterm Haus gelegen, mit Puppen oder Nachbarskindern gespielt...

...zur Winterzeit ging es hoch her beim (Holz)Schlittenfahren und Schneemann/Iglu bauen, zwischendurch lieferte man sich wilde Schneeballschlachten und es gab noch Gleitschuhe zum Anschnallen und Schlittschuhe die auf dem zugefrorenen See oder Baggerloch zum Einsatz kamen.

Bild zum Beitrag

Im Sommer haben wir dort ebenfalls viel Zeit mit Schwimmen und Tauchen verbracht, später kam das Freibad (Badehaubenpflicht!!) dazu.

Zog ein Gewitter auf oder fielen schon die ersten schweren Tropfen, hiess es die Delial-Sonnencreme oder das Tiroler Nussöl samt Klamotten in die Basttasche werfen und sich an den Umkleidekabinen oder am "Büdchen" unterstellen, bis das Unwetter mit Blitz, krachendem Donner und Wolkenbruch vorbeigezogen war...schon zwanzig Minuten später konnte man sich erneut auf der Wiese breit machen und den Rest des Tages dort bei schönstem Sonnenschein verbringen.

In der Freizeit holte man einander ab, fragte die Eltern...kommt der Soundso raus? Oder warf Steinchen ans Fenster :)

Gespielt wurde vor allem draussen...

  • Gummitwist
  • Seilchenspringen
  • Fussball
  • Fangen oder Verstecken
  • Ballspiele aller Art (Kirschen gegessen)
  • Cowboy und Indianer
  • Klicker/ Murmeln
  • Klick-Klack Kugeln
  • Fadenspiele

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  • Federball
  • es gab Rollschuhe und später Rollerskates
  • Bonanzaräder waren heissbegehrt, am besten noch mit Wimpel oder Fuchsschwanz, dem Easy Ryder Feeling der 70er
  • Glanzbilder und Briefmarken wurden gesammelt und getauscht, ebenso wie Klebebilder fürs Esso-Unterwasserwelt-Album untereinander wechselten
  • Pfeil und Bogen oder Blasrohre wurden selbst aus Stöcken hergestellt
  • es wurde im Sandkasten gekocht was das Zeug hergab und die Jungs mussten dann die Knallerbsensuppe oder was es Gutes gab mit anerkennendem Hmmm probieren.

Willkommene Abwechslung bot auch unserer Eismann wenn er klingelnd mit seinem Wägelchen angefahren kam um selbstgemachtes Eis mit Sorten wie Waldmeister (kennt man gar nicht mehr) zu verkaufen. Die Kugel kostete damals einen Groschen! (entspricht heutigen 10ct)...

Dann gab es Poesiealben, in die mit Schönschrift (oder auch nicht :-) kluge, mahnende, lustige oder platte Sprüche von Eltern, Grosseltern, Geschwistern, Verwandtschaft, Lehrern, Freunden usw eingetragen wurden, die man dem Besitzer mit auf den Lebensweg geben wollte und die zur Erinnerung dienen sollten.

Getragen wurden Lederbuxen, Blusen mit Rüschen, Dirndl, Kniestrümpfe und Clogs, später Parka, Palästinensertücher und hautenge Jeans mit Flicken.

Heute geht die Mode ja hin zu aufgeschnittenen oder gerissenen Hosen. Damals hätte dies nur mitleidige Blicke geerntet, nach dem Motto: Hat dat Kind keine Mutter oder Omma, die ihm die Hosen in Ordnung bringt? :D

Es gab aber auch da schon schlimme Modesünden wie Satinhosen und aufgekrempelte Blazerärmel *gg Wir fanden das damals aber alle total klasse ;o)Zu der Zeit kamen auch die ersten Rollerdiscos auf, von der es immerhin eine bei uns auf dem Dorf gab. Jawoll! Hier wurde u.a. zu dem total verruchten Saturday Night Fever gelaufen. Für mich endete diese Veranstaltung betrüblicherweise wegen uneinsichtiger Eltern meist schon gegen 20 Uhr .

https://www.youtube.com/watch?v=u0lm58cet1g

Auch Einkaufen lief ganz anders ab als heute. Es gab eine persönliche Bedienung und die Gemüsefrau packte die gewünschte Anzahl Obst/Gemüse einfach in eine Tüte. An Der Wursttheke bekamen die Kinder noch eine Scheibe Wurst und dann nahm man von jedem ein Viertel. Im Blumengeschäft wurde der Blumenstrauss aus verschiedenen Blumen zusammengestellt. Mittags von 12-15 Uhr waren alle Geschäfte zu und auch am Wochenende war alles geschlossen. Sonntag war Familientag!

Wir lernten noch das man zur Begrüssung die Hand gibt, einen Diener oder Knicks macht (zur Begeisterung der alten Tanten :) das man den Mund hält wenn Erwachsene reden oder er gerade voll ist. Gegessen wurde was auf den Tisch kam (Hausmannskost ohne Schischi, kaum Fleisch. Aufs Butterbrot gabs Marmelade oder Schokostreusel, Tomate oder hartgekochtes Ei.) Nachhausekommen mussten wir spätestens wenn draussen die Laternen angingen. Gebadet haben wir immer zu zweit und nacheinander im selben Wasser. Nach den Waltons war fast schon Schlafenszeit. Und dann war aber auch zappenduster ---- solange wir nicht mit Taschenlampe beim Lesen unter der Bettdecke erwischt wurden...

Manches kommt einem heute überholt vor, anderes wiederum schöner...gemächlicher wars allemal.

Das heutige Überangebot birgt nicht selten die Gefahr von Überdruss und Übersättigung, wogegen m.M.n. die Lebensfreude, Wertschätzung und der Erholungswert steigt wenn genügend Zeit für gute Sozialkontakte und Raum für Entfaltung und Phantasie vorhanden ist. Das gilt nicht nur für die Kinder, auch für uns.

Nachdem ich heute morgen ein paar Antworten schon gelesen habe, will ich jetzt nochmal ausführlich schauen was hier so an Erinnerungen zusammengetragen wurde...danke für die schöne Frage!

Allen heute noch einen entspannten Nachmittag, mit Zeit für Dinge die Spass machen!

 - (Musik, Freizeit, Natur)  - (Musik, Freizeit, Natur)
Lazarius  04.04.2019, 16:53

Guten Tag, liebe D.

Es gibt den Ausspruch »Großes Kino«, jeder kennt ihn. Der passt hier leider nicht. Ich sage jedoch »Großes GF und Gugumo« kann man deine Antwort nennen, ohne dabei zu übertreiben. Was die Mühe mit der Ausarbeitung und Gliederung betrifft oder den Umfang deiner Antwort, sind aus meiner Sicht gesehen, hervorragend. Ich kann entspannt deine Worte lesen und habe dabei Bilder im Kopf, die mich in deine Kindheit und die damalige Zeit versetzen.

Dafür vergebe ich an dich Bestnoten und ein extragroßes DH! Vielen Dank für deine gute und sehr schöne bebilderte Antwort.

Herzliche und liebe Grüße von Lazarius

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aekw11  04.04.2019, 17:14
@Lazarius

Uiuiui :D

Besten Dank, Kopfkino ist ja auch eine Art von bewegten Bilderwelten. Die Frage lädt natürlich auch zum Verweilen ein weil sie viele Erinnerungen zurück ins Gedächtnis ruft. Auch das Lesen der vielen Beiträge macht wirklich Spass. Da finden sich Gemeinsamkeiten wieder oder die zeitliche Veränderung...spannend auf jeden Fall. Auch von hier nochmal einen ganz lieben Gruss *winke

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Lazarius  04.04.2019, 18:24
@aekw11

Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich bin ja noch nicht so lange bei Gugumo, habe aber festsellen können, dass sich Fragen dieser Art großer Beliebtheit erfreuen. Dem entsprechend ist die Beteiligung und natürlich auch die Antworten. Man kann sich im wahrsten sinne des Wortes in seine Kindheit bzw. Jugend lesen.

Viele herzliche Grüße noch einmal und einen schönen Abend.

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Fredlowsky  04.04.2019, 17:19

Servus liebe aekw, lang, lang ist es her, aber Gott sei Dank noch nicht vergessen, bei mir liegt das am Langzeitgedächtnis, bei dir ganz bestimmt nicht!

In zehn oder fünfzehn Jahren werden die jetzt 30sig Jährigen sagen wie schön es in ihrer Jugend war.

Dadurch werden sie uns dann erst wirklich verstehen können.

Fred wünscht dir einen sehr schönen Donnerstag und grüßt dich aus Wien ganz herzlich.

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iQPlawopf  04.04.2019, 23:31

Guten Spätabend, liebe aekw,

leider musste ich meine Kommentare eine Weile roh unterbrechen, doch auch wenn es noch so spät ist, ich antworte Dir auch noch zu dieser Zeit von Herzen gern.

Denke aber gar nicht, das ich auf all Deine so schönen Beispiele jetzt noch im Einzelnen eingehen werde.

Ich würde sehr gern nur noch zusammenfassend sagen, das Deine Antwort einfach KLASSE war. Ich möchte auch nicht die Worte der Begeisterung die Lazarius für Dich hatte, einfach nur wiederholen.

Ich sage schlicht und einfach so, wie es der BERLINER kurz ausdrücken würde:

♥ Deine Antwort zu der heutigen Frage, die finde ick dufte ♥.

Noch liebe Grüße an Dich und alles Gute, und auch eine gute Nacht, wünscht Dir Deine Plawi

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aekw11  05.04.2019, 00:30
@iQPlawopf

Herzlichen Dank meine liebe Plawi, kurz vor dem Zubettgehen noch sowas Nettes zu lesen, da kann ich jetzt bestimmt gut schlafen :-))

Nachti 😘

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freieswort  03.05.2019, 14:51

Herausragende Antwort. "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" ...So viele Gedanken und Gefühle sind in mir aufgestiegen. Danke, danke!

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Guten Morgen!

Als Jahrgang 1990 (Mittlere Reife 2007) habe ich keine Samstagsschule mehr erlebt, aber mein Patenonkel (Jahrgang 1964) hat teilweise noch Samstagsschule gehabt - hat er mir als erzählt.

Mir persönlich fällt neben Musik von Audio-Kassetten - die auch in einem meiner Lieblingsblogs gewürdigt und von den Hipstern offenbar grad wieder entdeckt werden, Stichwort Ghetto-Blaster - vor allem die relativ Einfachheit ein, mit der wir gelebt haben: Es gab keine Spielekonsolen, kein Freizeitangebot ohne Ende, es gab keine teuren Handys; wir waren einfach Kinder, die zwar materiell nicht viel besaßen, aber Spaß am Leben hatten und weitestgehend in Ruhe gelassen wurden. Als ADHS, Asperger und ähnliche Mode-Diagnosen für Kinder, die nicht ganz die Norm erfüllen, aufgekeimt sind, bereiteten wir uns schon auf die Mittlere Reife und die Ausbildung oder eine weiterführende Schule zum Abi-Nachholen vor - Gott sei Dank; ich wüsste als ruhiger Mann, der auch ein ruhiger und fast verschlossener, von manchen als "knochentrockener Geselle" bezeichneter Jugendlicher der ich vr 15 Jahren war echt nicht, ob man mich nicht heute der Verlegenheit halber und des Normendenkens zuliebe als depressiv oder Asperger betiteln und mit Pillen vollstopfen bzw. mit Therapien "normal machen" wollen würde...

Es gab noch in meiner Grundschulzeit (1997-2001) durchaus Haushalte, die sehr einfach aufgebaut waren und beispielsweise einen Fernseher mit nur drei Programmen hatten ------> wir auch, erst Anfang 2003 bekamen wir dann Kabel/Sat und hatten alle Programme. Am Wochenende gab es den Landarzt aus Deekelsen, die Hitparade, Thomas Gottschalk und die Biene Maja, unter der Woche wenig Fernsehen. Es war trotzdem okay; weil ich nicht so viel Kinderprogramm sah (unter Woche kam in ARD, ZDF und dem Dritten ja nix groß davon), bin ich eher raus mit dem Fahrrad und mit den Freunden. Wir waren viel unterwegs, gern auf dem Spielplatz oder nachmittags auf dem Schulareal, und gaben unseren Fahrrädern immer die Namen unserer aktuellen Traumautos ... ich sage nur "Opel Commodore", nachdem ich mal so einen gesehen hatte oder "Opel Monza" oder "Opel Omega V6" (habe ich heute in Natura). Ja, das war als klasse. Gekostet hat das nix, aber es war cool und es sorgte für Erinnerungen, die man wirklich liebt ... besungen von Roger Whittaker, das passte einfach. In seiner besten Phase bei Intercord war er beinahe ein Liedermacher, "Erinnerungen" ist ein Beispiel dafür.

https://www.youtube.com/watch?v=wRYEveRqTKY

Auch die Problemlosigkeit und Einfachheit der Autos, mit denen ich aufwuchs, werden Kinder von heute nicht richtig verstehen können oder zumindest für "seltsam cool" halten -----> in meiner Kindheit war etwa ein Passat der olle 32B (1980-1988), damit ergo ein im Regelfall (den tollen Fünfzylinder kaufte fast keiner, weil er so teuer war^^) maximal 75 PS starkes (und 75 PS waren damals viel), primitiv gemachtes Auto mit Papp-Türverkleidungen und vier Gängen, einfachstem UKW-Alpha-Radio und billigen, faserigen Sitzpolstern, heute ist der Passat eine defektanfällige große Limousine oder ein fetter Kombi. Dafür war der alte Passat 32B, der damals in schrulligen Farben wie Gelb, Inarisilber-Metallic, Grün oder schon Mitte der 90er ausgeblichenem Rot an jeder Ecke stand, zuverlässig wie der Rekord E2. Gefahren sind die Dinger dennoch, und zwar solider als der heutige Murks - wenn's sein muss einmal quer durch Europa und wieder heim mit der ganzen Familie und Opa Heinz war auch noch dabei mit seinem Gepäck.

Wahrscheinlich würde es kein Jugendlicher heute kapieren, dass ich in der Oberstufe (es muss im Winter 2004/05 gewesen sein) auf dem Flur mal versehentlich meiner Bio-Lehrerin direkt in die Arme gelaufen bin - wegen einem Opel Rekord (!). Sie hatte die Arme ausgestreckt/gestikulierte, während ich nicht hinsah und stattdessen - typisch für mich - einem interessanten, damals schon seltenen alten Opel Rekord E2 in Hellockerbeige beim Einparken gegenüber der Schule zusah^^ und schon war es passiert. Vor allem weil es eine sehr hübsche und adrette Lehrerin war, war es durchaus ... nuja, etwas eigenartig. Aber okay, so war das halt und wir lachten beide drüber.

Außerdem mussten wir zu Fuß zur Schule. Diese "Hausfrauenpanzer-Kolonnen" vor den Schulen, wie ich sie heute in der Mittagspause immer sehe, gab es damals nicht bzw. damals wollten keine Supermütter konkurrieren wer cooler ist und den Kiddies mehr bietet -----> damit keine falschen Eindrücke aufkommen; zu meiner Grundschulzeit Ende der 90er gab es diese Auto-Kolonnen vor dem Schulhaus auch schon Mittag für Mittag. Nur waren das keine fetten Gelände-SUVs, sondern Autos vom Schlage eines zehn Jahre alten Opel-Kadett E Caravan mit durch Folie abgedunkelten hinteren Fenstern und erkennbaren Roststellen, Früh-80er-Jahre Ford-Sierras, olle Japaner oder der VW-Passat 32B Variant aus den 80ern. Darüber hat keiner geschimpft^^ eher gelacht wegen dem halben Schrottplatz, der da vor sich hin klapperte. Da war unser Mercedes 230E, Baujahr 1989, schon Luxus gegen, und der hatte Ende der 90er einen Wert von vielleicht 15000 D-Mark.

Taschengeld ... nächstes Thema: Unsereins war glücklich, wenn er eine Mark pro Sonntag bekam, für die man Süßigkeiten kaufen konnte oder ein Comicheft usw., und das war für uns viel Geld -----> und Standard in meiner Grundschulklasse. Heute läuft ja unter 10-20 Euro pro Monat schon bei den Kleinen nicht mehr soooo viel, aber egal. Inflation? Wie auch immer.

Süßigkeiten und Chips usw. gab es nur an Wochenenden und auch das war eher Usus als die Ausnahme, McDonalds spielte kaum eine Rolle und man aß daheim abends eher das Graubrot, mittags gab es kein Wunschgericht für die Kinder, sondern das, was man auf den Teller gelegt bekam. Vielleicht esse ich deswegen bis heute stets sehr einfach und recht wenig Fleisch, außer es ist Sonntag, da gibt es immer Kuchen.

Vieles was heute Standard ist, war vor 20-25 Jahren Luxus oder zumindest was Besonderes; so waren teure Markenkleidung, edle Uhren usw. für Schüler zu meiner Zeit kein Usus -----> noch nicht mal in der Realschule, obwohl ich eine materialistische Realschulklasse mit dem Nachwuchs "selbstbewusster Eltern" hatte, die angeblich wussten, wer sie waren und sich wunder was auf sich einbildeten.

Die Werteverfallkurve kippte wie ich finde 2001/02 um, als es auf einmal schon modische Hüftjeans für kleine Mädels gab (vorher kaum), Baggypants für die Jungs, teure Marken, Parfüms usw., und die Gesellschaft oberflächlicher wurde - die 90er waren sicher nicht perfekt, aber die Gesellschaft war eine andere, sie war oft bodenständiger und vom Jugendwahn, durch den ab 2001/02 viele Mütter 10-Jahre jünger aussehen wollten und die beste Freundin der Tochter sein wollten - ich kenn' noch die Zeit, wo die Mütter die selben Klamotten wie die Mädels kauften und das Kurzarm-T-Shirt oder die Kurzarm-Bluse überm weißen Langarm zu Cargohose oder ausgewaschener Jeans trugen (ca. 2004-2008?), wurde die Welt nicht besser, eher wurde das Normendenken verschärft, was letzten Endes auch ADHS, Asperger usw. begünstigte.

Ich liebte es als Junge, morgens in den Ferien um acht Uhr schon draußen zu sein, meistens waren Kumpels dabei, in der Hochhaussiedlung ist man nie allein. Die Luft roch wie in einer Fleischerei/Metzgersstube, es nebelte teilweise leicht, es war einfach schön und noch heute - ich habe die Wohnung, in der ich aufwuchs letztes Jahr gekauft - wenn ich morgens aus dem Haus gehe, habe ich dieses Gefühl und es ist toll. Wenn dann noch ein Schlager im Radio läuft, der damals in dieser Hitparade kam, passt alles. Heute lief im Radio Ingrid Peters: "Komm und halt mich fest". Das Gefühl von ca. 1998 war da, unfassbar; vielleicht auch wegen meinem alten Benz aus der Zeit, aber es war tief im Herzen und tat mir spontan gut.

Viele Grüße am vierten Apriltag ----> kommt gut durch den Tag & denkt an alles, was euch Freude macht, vielleicht hilft Ingrid Peters euch musikalisch dabei, stimmlich kann die jedenfalls was und die Texte sind meistens auch ganz gut.

https://www.youtube.com/watch?v=vi8y7IXuHrY

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
rotesand  04.04.2019, 10:20

Nicht zu vergessen sind Telefonzellen, die es zwar heute noch teilweise gibt, die aber nicht mehr jeder kennt - jetzt kommen schon Leute in das Alter Eltern zu werden, die schon selbst keine Telefonzellen mehr benutzt hatten...

Ebenso gedruckte Listen und Fahrpläne usw., weil es noch kein Internet gab ---> und Opas ganzer Stolz, eine Lingen-Lexikon-Reihe für mehrere hundert D-Mark, die als Ehre noch heute in meinem Wohnzimmerschrank steht.

Außerdem vielleicht gute Kleidung: Damals konnte man nicht mit Jeans und Shirt überall aufkreuzen, es gab noch Anlassbezogene Klamotten für bessere Anlässe. Heute ist das war besser als ca. 2008, wo jede Mutter mit dem oben geschilderten Outfit meinte überall antanzen zu können & dabei soooo jugendlich und cool wirken würde damit ----> aber in meiner Kindheit und Jugendzeit war das nochmals anders, zumal ich beim Opa aufwuchs, der das ernst nahm.

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schlappeflicker  04.04.2019, 10:51
@rotesand

kindheit ohne konsole? ich weiß ja nicht wo du gelebt oder was du in der zeit gemacht hast, aber falls du dich erinnerst, uns trennt vom alter her nicht viel. ich sehe es eher so, das wir zwar auch mit konsolen großgeworden sind, die aber nicht unser leben so sehr beeinflusst haben wie es heute der fall ist. ich kann mich noch gut dran erinnern als ein nachbarsjunge ein altes nintendo hatte und ich mit ihm zusammen gespielt habe. irgendwann gabs dann bei uns auch mal ein super nintendo, vorher hatten wir schon einen alten pc gehabt (ka was das war), gefolgt von gameboy, playstation 1, dann gabs auch mal noch das super-nintedo64 zu kaufen, ein freund hatte mal ein sega ding gehabt. wir selbst hatten vllt anfang bis mitte der 90er nur 3 programme. 1999 fing wenn ich mich recht erinnere pokemon an. da hat man mittags vorm fernseh gehockt und die ganzen animes geguckt die liefen (später auch die etwas härteren auf mtv). Zu der zeit (1998/1999) kamen auch viele pc-spielklassiker wie siedler, caesar3 usw. raus, die ich damals gerne gespielt hab. markenkleidung war von fishbone, fubu oder freeman t porter. zumindest war das ab der 5-6 klasse bei uns so. süßigkeiten waren in unserem haus und auch in dem meiner freunde immer vorhanden. mich hats zwar nie interessiert was da an autos fuhren, weiß jedoch das meine mutter mal einen alten ford sierra hatte, während mein vater eher immer neuere ford fokus hatte. irgendwann hatte meine mutter mal dann einen suzuki jimny (erste generation). was die sache mit fleisch und kuchen betrifft, da stimme ich dir zu und hat sich auch so bei mir gehalten. ich kann mich aber auch nicht daran erinnern das an unserer grundschule autokolonnen standen. da kam ein bus, der die kinder aus dem nachbarort wieder heimgebracht hat und fertig. auch in der weiterführenden schule wurde da so gut wie nie jemand abgeholt. was wir aber auch im vergleich zur heutigen generation hatten, war das wir keine ganztagsschule hatten. wir hatten um 13h schulfrei und waren 20 minuten später zuhause. dann wurde gegessen, hausaufgaben gemacht (sofern welche auf waren) dann hat man sich wenn man lust hatte um 14.30 mit seinen freunden getroffen. noch zum thema supermütter: das hast du vllt nicht so mitbekommen, aber meine mutter meinte das es schon zu meiner kindergartenzeit eltern gab, die ihr kind schon auf dem gymnasium sahen. in meinem freundeskreis gabs da nämlich so einen fall. weil der ältere bruder auf dem gymnasium war, musste der kleinere (mein freund) natürlich auch aufs gymnasium, egal wie geeignet er dafür war. nach ein-zwei jahren ist er dann auf die realschule gegangen

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rotesand  04.04.2019, 12:52
@schlappeflicker

Der Sierra war sehr beliebt bei den Eltern meiner Grundschulklasse, in allen Karosserieformen :) Ich erinnere mich noch gut!

An Musiksendungen habe ich ab ca. 1998 auch "Chart Attack" gesehen, im ZDF, glaube mit Gregor Steinbrenner, das war nett und wurde 2015 auf ZDF-Kultur wiederholt - war Klassre!

Wir sind vom Alter her glaube ich ziemlich nah beieinander, das stimmt.

noch zum thema supermütter: das hast du vllt nicht so mitbekommen, aber meine mutter meinte das es schon zu meiner kindergartenzeit eltern gab, die ihr kind schon auf dem gymnasium sahen. 

Das ging bei uns erst in der Realschule los. In der Grundschule war ich mit den Kindern aus der Platte und den kleinen umliegenden Dörfern zusammen, viele Russlanddeutsche und einfache Arbeiterfamilien, wo es auch bspw. mal der alte Ford getan hat oder die kleinen Kinder die Pullis vom großen Bruder/der großen Schwester auftrugen, ohne dass Gedöns gemacht wurde. Das Klima war menschlich erheblich entspannter, auf dem Gymnasium landeten von meiner Grundschulklasse soweit ich weiß nur zwei Personen - aber auch die waren immer ansprechbar und aus normalem Hause.

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Honeysuckle18  04.04.2019, 10:37

Danke !

Die Sendungen (Serien) meiner Kindheit (Baujahr 1962) waren unter anderem "Daktari", "Bonanza", "Dick und Doof", "Tarzan", "Das Dschungelbuch", "Pat und Patachon", sämtliche Astrid-Lindgren-Filme, "Die kleinen Strolche", "Unsere kleine Farm", "Die Waltons"...

An den Fahrrädern diese bunten zweifarbigen - ineinander spriralförmig fließenden Speichendingens... Weiss jemand, was ich meine ?

Löcher in die Jeans geschnitten und Batik-Shirts selbstgemacht,

Sprungschanzen und Iglus aus Schnee bauen - ja, damals gab es noch solche Winter in Franken...

Einfache Holzschlitten mit Eisenkette zum Bremsen...

Draußen sein bis zur Dämmerung, Natur erkunden, Federball spielen...

Mit Tieren aufwachsen dürfen...

Einfach Kind sein - und sich dreckig machen dürfen... Gebadet wurde nur am Samstag - sonst hat man sich einfach gewaschen, sauber war man trotzdem...;)

Ganz früher das "Plumpsklo".;)

Bei der Ernte mithelfen - für ein Drahtkörbchen Kartoffeln einsammeln gab es 50 Pfennig für uns Kinder... Am Schluss die Kartoffeln im offenen Feuer braten - und die Freude, wenn eins von uns den "Kartoffelkönig" gefunden hatte...

Die alten Geschichten der Großeltern in der Küche ( im 3-Generationen-Haushalt) hören dürfen, bei Gewitter alle Stecker ziehen, zusammen sitzen in der Küche bei Kerzenschein - und beten, dass uns Gott beschützen möge vor Blitzeinschlag und Unwetter...

Und so viele andere schöne - aber auch unsagbar traurige und mich fürs Leben prägende - Erinnerungen...

Bitte nix für ungut, dass es grade unter deiner Antwort mit mir durchgegangen ist...;) Danke !

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Honeysuckle18  04.04.2019, 17:51
@aekw11

Danke - da fällt mir spontan noch "PanTau" ein und die "Bezaubernde Jeannie"...;)

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Honeysuckle18  06.04.2019, 13:38
@verreisterNutzer

Schön auch für dich...;)

Dann ist dir bestimmt auch das "Sandmännchen" um 19 Uhr ein Begriff - war unser Ritual als Kinder zur guten Nacht- danach ohne Murren ins Bett ! ;)

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verreisterNutzer  06.04.2019, 14:38
@Honeysuckle18

Na klar! Ich sehe, Du hattest auch eine einfache, aber durchaus auch sehr glückliche, dörfliche Kindheit, in der man auch viel Liebe erfahren hat.

1
JackySmith  04.04.2019, 11:47

Bei deinen Ausführungen habe ich das Gefühl, du hast in einem völlig anderen Jahrzehnt gelebt als ich. Spannend, dass das so unterschiedlich ist. :-)

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rotesand  04.04.2019, 12:52
@JackySmith

Und ich wuchs für einen 1990er schon glaube ich eher konservativ auf^^ darf ich mich in etwa nach deiner Altersklasse erkundigen? Eine vage Angabe reicht, bspw. die Altersspanne :)

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rotesand  04.04.2019, 13:17
@JackySmith

Ach, das ist nett!

Ich bin beim Opa aufgewachsen, der eben vieles auf seine Art gemacht hat und dürfte durch meinen Opa, aber auch durch die recht konservative Lebensweise hier in der Platte, die laut Kritikern teilweise in den späten 80ern hängen blieb, vom Ding her in etwa eine Kindheit erlebt haben, die sich auch 20 Jahre früher hätte abspielen können -----> inklusive SOKO 5113 mit Werner Kreindl und Diether Krebs im ZDF Vorabendprogramm. Deswegen komme ich in vieler Hinsicht auch mit Leuten fast besser aus, die rund 20-30 Jahre älter sind als ich, weil ich da eher Anknüpfungspunkte und Gemeinsamkeiten habe.

4
PoisonArrow  04.04.2019, 13:03

"Passat":

heute ist der Passat eine defektanfällige große Limousine oder ein fetter Kombi

groß & fett : außer wenn Du mal für ein paar Stunden auf der Rücksitzbank Platz nehmen darfst! Ob nun Insignia, Passat oder sonst eine von den modernen Tupperdosen, da ist weniger Fußraum als in einem Golf I.

Guter, alter B3 Kombi (den ich auch mal für 3 Jahre gefahren bin) ... sparsam, unkaputtbar und Platz hinter den Vordersitzen wie im Bentley.

Passat HEUTE : erbärmlich

4
rotesand  04.04.2019, 13:16
@PoisonArrow

Danke!

Ich meinte das eher auf das Äußere bezogen, die Innenräume der neuen Passats kenne ich nicht. Der letzte Passat, dessen Interieur ich "erlebte" war ein 3BG, den fand ich noch okay. Aber der 35i war noch besser, der schrieb ja Geschichte. Die Limousine mochte ich formal besonders, geplant war sogar ein Fließheck...

Die neuen Passat sind halt optisch fett und lang, die Alten waren klar und kantig.

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PoisonArrow  04.04.2019, 13:51
@rotesand

ja, stimmt - außen werden sie immer größer (im Gegensatz zu Parkplätzen, Fahrbahnen und Innenstädten) und innen dafür kleiner. Ein Phänomen!

Auch der Kofferraum ist nicht größer, ganz im Gegenteil.

Mit meinem B3 bin ich zu Veranstaltungen gefahren und habe dann darin übernachtet. Rückbank umgeklappt, ein paar Dämm-Matten rein, Schlafsack + fertig. Da konnte ich (knapp 1,90) ausgestreckt drin liegen!

Und ganz nebenbei: der war von Bj. 1991 und hatte am Ende MEINER Nutzdauer ca. 260.000 km auf der Uhr. Für 750,- Euro habe ich ihn 2008 verkauft, der ist noch viele Jahre rumgefahren - jetzt wahrscheinlich immer noch, jedoch irgendwo in Afrika...

Echt schade, dass sie solche Autos ohne viel Schnickschnack aber dafür mit maximalem Nutzungspotential zum vernünftigen Preis nicht mehr bauen!

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rotesand  04.04.2019, 13:58
@PoisonArrow

Ich bleibe meinem Mercedes C180 W202 treu, bis er nicht mehr läuft - ich hänge an ihm. Nachfolger wird wieder ein C180, wenn es soweit ist ... bei 300.000 Kilometern kann man drüber reden, aktuell sind 243.000 auf der Uhr. Rost hat der Benz echt keinen, ist komplett scheckheftgepflegt.

Ich bleibe Benz treu, außer der äußerst sympathische örtliche Fordhändler, der auch meinen C180 seit Jahren wartet und repariert (habe etliche Fordstempel im Serviceheft^^) organisiert mir einen tollen Mondeo Mk3 Stufenheck, da würde ich dann doch nachdenklich werden.

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PoisonArrow  04.04.2019, 14:10
@rotesand

Richtige Entscheidung!

Mein Audi A6 Kombi ist jetzt bei 248.000 - also quasi gerade eingefahren. Wenn ich den weggeben würde, müsste ich Haue kriegen.

Übrigens ist der MK3 auch DER Wagen, den ich mir kaufen würde, wenn der Audi wider erwarten mal vom Schlitten rutscht^^

Benz ohne Rost: respekt!

Tipp (falls Du es nicht sowieso weißt) die Oldtimer Markt, Ausgabe März 2019 - da war eine S-Klasse (=Titelbild) die Hauptattraktion mit beinahe 1 Mio km auf dem Tacho - mit erster Maschine!

Das ist für die meisten neuen Turbo-Karren wohl eher genauso utopisch wie eine Erdumrundung per Treetboot.

2
rotesand  04.04.2019, 14:25
@PoisonArrow

Da sind wir uns ja einig :) Mein Onkel fährt einen Mk3 vom Januar 2007, ein tolles Auto - ich denke, das ist die logische Weiterentwicklung vom W202; W203 und W211 kommen mir nicht ins Haus, für den W204 habe ich nix übrig und der 210er ist ja fast noch älter als ein guter 202er.

Meine C-Klasse wurde im April 2013 von mir gekauft - zuerst war sie ein Vorführwagen von Mercedes, dann kam sie zu einem 1943 geborenen Lehrer, der sie bis zum Umstieg auf eine B-Klasse fuhr und sehr gepflegt hat. Prospekte, Kaufvertrag, alte Visitenkarten und handgeschrieben Notizen über im Sommer 1997 verfügbare C-Klasse und E200 Jahreswagen waren dabei^^ und das erste Scheckheft war dank guter Pflege bei 170000 Km voll, obwohl es bis 300000 geht: So habe ich schon das zweite Scheckheft.

Ich lese immer die Youngtimer, die ist auch super. Ich mag Alf Cremers sehr, der hat über Mercedes ein ähnliches Wissen wie ich^^ bin halt im 124er Vormopf vom Juni '89 großgeworden, dessen Wartungsheft ich noch habe und dessen Sitzfelle in meinem 202er sind, wie auch die Fußmatten und Ähnliches :)

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PoisonArrow  04.04.2019, 15:31
@rotesand

Cool, die alten Sachen im "neuen" Wagen weiter zu nutzen! Ich habe noch mein erstes Kissen, was mir meine Oma damals für mein erstes Auto geschenkt hat - wofür auch immer man sowas braucht (so lang sind die Rot-Phasen ja nun doch nicht).

2 - 3 Autos habe ich mit diesem Kissen dann noch bestückt, bis mir dann A der tiefere Sinn für "Kissen an Bord" fehlte und B das Kissen doch zu schade war, nachher kommt da noch was dran..

Dem A6 erging es ähnlich wie Deinem C180.

Erster Besitzer: ein alter Mann, der Audi sein Dienstwagen, stets gepflegt und gewartet.

Zweiter Besitzer: dessen Bruder! Der schon lange heiß war auf den Wagen und es gar nicht abwarten konnte, bis der (jüngere!) Bruder sich endlich den Nachfolger holte und er den Wagen übernommen hat.

Der hat ihn wiederum echt gepflegt und : zufällig die selbe (freie) Werkstatt wie ich.

Als vor ca. 3 Jahren feststand, dass ROST mich und meinen geschätzten 5er Touring (E39) mittelfristig trennen würde, fragte ich den Meister / Chef dieser Werkstatt (seit über 25 Jahren ein guter Freund) ob er nicht jemanden wüsste, der einen Kombi "mit Motor" - also nicht irgendwas mit 75 PS - verkaufen würde.

Da hat er mir den Tipp gegeben, dass dieser Senior sich von seinem A6 trennen will (weil sein Bruder wieder ein neueres Modell abzugeben hat).

Kurz angerufen, hingefahren: alles paletti: nehm ich!

Dann sagte der alte Mann: da kommt gleich NOCH ein Interessent, der hat vor ihnen angerufen ....

So ein Sch.... dachte ich. Und richtig, so ein junger Bengel kam an, strahlte über beide Ohren und war sofort kaufwillig.

Ich war schon am Boden und wollte mich schon wieder vom Acker machen, als der alte Mann noch eine Katze aus dem Sack ließ: Die Sache hat nur einen Haken! Mein Bruder gibt mir seinen Wagen erst in einem Monat oder so, eher kann ich diesen also nicht hergeben!

Entsetzen auf dem Gesicht des jungen Mannes: Äh, wie ... nee, ich brauche jetzt gleich ein Auto..

Ach, was war ich froh mit zuckenden Schultern zu sagen: Och - ich hab Zeit..!

So kam ich dann doch in den Besitz des A6.

Bis jetzt läuft er wie ein Uhrwerk, hoffe dass er noch ne Weile hält.

Neue(re) Autos werde ich mir nicht kaufen, außer den besagten Mondeo.

Mal sehen...^^

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rotesand  04.04.2019, 18:25
@PoisonArrow
Neue(re) Autos werde ich mir nicht kaufen, außer den besagten Mondeo.

Wir sind wieder einer Ansicht!

Ich habe noch einen B-Omega - einen der Letzten von 2003. Vorbesitzer Jahrgang 1926, altgedienter Opel-Oberklasse-Fahrer; gab einen 92er Senator-B in Zahlung, was auf dem Kaufvertrag vermerkt wurde. Der Mann war mir persönlich gut bekannt; Postler in leitender Funktion, Wenigfahrer, sehr höflich, immer galant. Seinen Omega kannte ich, seit er ihn gekauft hat - den weinroten Senator kannte ich nur vage. Ich habe das Auto (Omega 3.2 V6 Elegance) stets bewundert, eines Tages nahm ich beim Gemeinschaftsabend der Kolpingsfamilie, in der wir Mitglied waren (er starb; ich bin noch Mitglied) meinen Mut zusammen und fragte ihn indirekt, ob er sich melden würde, wenn er diesen Omega je verkaufen würde. Er sagte Ja, notierte sich meine Nummer, lachte freundlich, wir tranken eine Weinschorle und lachten über gute Witze, wie immer.

Der Omega wurde weiter benutzt, am Steuer der alte Herr mit seiner buntkarierten Schiebermütze, Sakko und Krawatte wie immer. Er lachte immer, wenn er mich sah und war sehr herzlich.

Als er starb, dachte ich mir ... der Omega wird verscheuert, die Erben kennen mich gar nicht und denen ist es auch egal, okay, den Versuch war's wert. An einem Samstag rief mich eine Frau an, die ich nicht kannte ----> sie ist die Tochter des Omega-Fahrers, und er habe ihr vor einiger Zeit den Wink auf mich gegeben; wenn er stirbt oder ihm was passiert, sollte man sich bei mir melden. Und nur bei mir, die Frau meinte, sie habe schon viel Gutes von mir über ihren Vater gehört.

Am Nachmittag habe ich den Omega gekauft, für einen Preis, der mehr symbolisch war und weit unter dem tatsächlichen Wert liegt. Das Auto hatte 59000 Kilometer auf der Uhr, Scheckheft, Prospekte, alles vorhanden, Radio-Code dabei, zwei Schlüssel, tolle Alus (original Opel), super Zustand, nur ein paar haarfeine Kratzer und zwei Dellen in der Haube - da seien Äpfel vom Baum drauf geflogen, erklärte mir der Senior noch selbst.

Der Omega ist mein Sommerauto, nur von Mai bis August im Einsatz. Ein solches Auto gibt man nicht mehr her, obwohl ein Opelsammler immer dran interessiert ist und mir sagte ... 5000 Euro ist ihm der Opel für seine private Opel-Garage, in der er schon etliche Omegas, Senatoren, Monza, Kadett, vier (!) Ascona, einen der ersten Vectra-A von 1988 und noch mehr hat -----> mal sehen... der Omega hätte es da gut, aber ich lasse ihn erstmal da.

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Fredlowsky  04.04.2019, 13:04

Da die Zeit immer schnelllebiger geworden ist sind auch die Entwicklungen und Veränderungen öfter geworden.

Dementsprechend sind zu deiner Jugend und meiner Jugend zwar Jahre dazwischen, aber nicht soviel Neues wie in den Jahren danach.

Fred wünscht dir einen sehr schönen Donnerstag und grüßt dich aus Wien ganz herzlich.

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Kinder hatten keine Handys und trotzdem untereinander Kontakt. Telefon hing an der Strippe und war auch nicht in jedem Haushalt üblich. Wenn es besonderes Obst gab, standen die Menschen geduldig in langen Schlangen vor der Kaufhalle. Kinderwagen konnten vor dem Haus oder vor Kaufhallen stehengelassen werden. Straßen und Spielplätze waren voller Kinder. Fast keine Autos auf den Straßen. Nur zwei Fernsehsender.

Und ich bin viele Jahre bei Wind und Wetter mit dem Rad 6km zum Reitstall gefahren. Das Reiten war kostenlos, dafür wurde Feldarbeit geleistet und beim Heu machen geholfen. Die beste Zeit meines Lebens.

Honeysuckle18  06.04.2019, 14:47

Danke !

Ja - auch (und besonders) für die heißgeliebten Pferde war kein Weg zu weit und zu mühselig...;)

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Hallo Quitte,

ich erinner mich an Waschtage, da wurde der ganze Tag in der Waschküche (ein extra Raum im Garten) verbracht. Erst Kessel anheizen, Wäsche kochen, mit dem Holzpaddel die gekochte Wäsche durch das kalte Wasser ziehen, durch die Wringwalzen kurbeln, im Garten auf die Leine hängen, nach dem trocknen recken und falten. Alles Handarbeit ohne Elektrik. Da gab es aus Zeitmangel Mittags nur aufgewärmten Eintopf vom Vortag. Ich hatte viel Spaß am paddeln und wringen. ((-:

Milch habe ich in der Kanne im Milchladen geholt, der hatte so eine Pumpanlage (wie ein einarmiger Bandit) pro Hub ein halber Liter. Wenn ich dort Freunde traf, wurde die Kanne auf dem Heimweg im Kreis geschleudert, wer keinen Tropfen verschüttete, hatte gewonnen.

Butter gab es im gleichen Laden im großen Block, da wurde die benötigte Menge abgetrennt und abgewogen.

Eier wurden auf dem Markt, 5 Stück nebeneinander in Zeitungspapier eingerollt, verkauft.

In der Schule gab es in der ersten Klasse statt Heft und Stift, eine Schiefertafel und Griffel.

Für glänzende Fußböden gab es einen Bohnerbesen, So ein metallerner Klotz mit Stiel, auf den ich mich gerne draufgestellt habe, während meine Mutter den Boden bearbeitete. Zum Dank mußte ich die Fußleisten abwischen.

Das Telefon war mit einem Hörer, quer auf der Gabel, Wählscheibe zum Drehen und wenn man die 9 wählte, wurde einem die Zeit angesagt: ,, Beim nächsten Ton ist es 15 Uhr und 32 Minuten...piep" Ich glaube, das war sogar kostenlos. Ein Ortsgespräch kostete 23 Pfennig, egal wie lange man telefonierte. Ich hatte oft ein heißes Ohr.((-:

Der Fernseher war ohne Fernbedienung, hatte nur 2-3 Programme und ab 24 Uhr Sendeschluß, der mit der Nationalhymne angekündigt wurde und dann gab es nur noch ein Testbild und einen Piepton.

Tiefkühlkost gab es noch nicht, es wurde viel eingekocht und im Keller (Kühlschrank gab es bei uns auch noch nicht) gelagert.

Matratzen waren 3 teilig und mit Roßhaar gefüllt. Sie hielten ein Leben lang und waren schwer durchgelegen, obwohl sie immer gedreht und von oben nach unten ausgetauscht wurden.

Likör wurde selbst angesetzt, mit Obst und Schnaps. Stand auf der Fensterbank, wurde morgens immer geschwenkt und verfärbte sich täglich.

beim Friseur gab es für Kinder einen Drehstuhl, da wurde man draufgesetzt und in die Höhe gedreht.

Im Schuhgeschäft gab es einen Röntgenkasten, da stellte man seine Füße in eine Ausbuchtung und wenn man oben reinschaute, konnte man seine Zehenknochen sehen und den Abstand zum Schuhrand.

Es gab bestimmt noch mehr, was sich die heutige Jugend nicht mehr vorstellen kann aber es fällt mir momentan nicht ein.

Ich danke Dir für diese Frage, für die ich mal wieder in der Vergangenheit kramen konnte. Es hat sich ja sehr viel getan in den letzten 50 Jahren. ((-:

beman  04.04.2019, 16:07

Noch was:

Um Fotos zu machen brauchte man eine Kamera und einen Film. Der war, wenn man 24 Bilder gemacht hatte, voll und wurde dann zum entwickeln gebracht. Nach einer Woche hielt man dann die Fotos in den Händen.....Köpfe nicht drauf, überbelichtet, ganz viel Landschaft über den Personen... Ja, darum sind Bilder von früher schon wertvoll. ((-:

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beman  04.04.2019, 16:16
@beman

...und die Bahnsteigkarte, die wir ziehen mußten, um die Tante zum Zug begleiten zu können

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Fredlowsky  04.04.2019, 17:22

Da kenne ich auch viele Dinge und Situationen, bin froh es erlebt zu haben aber das ist es schon, denn dem entsprechend kann ich Neues als Beachtendwert oder nicht erkennen.

In zehn oder fünfzehn Jahren werden die jetzt 30sig Jährigen sagen wie schön es in ihrer Jugend war.

Dadurch werden sie uns dann erst wirklich verstehen können.

Fred wünscht dir einen sehr schönen Donnerstag und grüßt dich aus Wien ganz herzlich.

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Wir Schüler in der 5. und 6. Klasse - anno 1973/1974 - mussten in der Pause im Garten des überaus strengen Lehrers im Sommer dessen Brennnesseln rupfen, mit bloßen Händen...

Er wohnte auch in der Dorfschule - das waren noch Zeiten...;)

Dieser Lehrer - und zwei andere im Laufe der Jahre - praktizierten auch noch die Prügelstrafe und das in die "Ecke stellen" bei Schülern (ungestraft)...

Mir taten die "Prügelknaben" immer leid - obwohl sie frech wie Bolle waren...

Ansonsten war meine Schulzeit schön und im positiven Sinne unvergesslich:

In der zweiten Klasse haben wir von unserer geliebten Lehrerin immer kleine Disney-Bilderbücher für gute Hausaufgaben geschenkt bekommen - sowas vergisst man nie...;)

Ich möchte heutzutage nicht mehr zur Schule gehen müssen...

Fredlowsky  04.04.2019, 14:30

Auch das in der Ecke stehen müssen war nicht angenehm.

Fred wünscht dir einen sehr schönen Donnerstag und grüßt dich aus Wien ganz herzlich.

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Fredlowsky  08.04.2019, 16:30
@Honeysuckle18

Den Untrericht durch stetes Tratschen, trotz x facher Ordnungsrufe weitergeführt, erst waren es eine Zusatzhausaufgabe, aber dann hats ihm gereicht.

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