Akustikgitarre mit Rode NT1-A und SM58 recorden?

KarlKlammer  30.10.2020, 12:27

Hast du ein Shure Beta 58A oder ein Shure SM58?

Dermusikerbro 
Fragesteller
 30.10.2020, 13:03

Das Beta 58A mit dem blauen Rand :)


1 Antwort

Von Experte UnterhaltungNRW bestätigt

Hallo,

so ziemlich jedes Mikrofon ist ein "Diaphragm"-Mikrofon. Mikrofone ohne Membran wären z.B. Kohlemikrofone; die man vielleicht für bestimmte Effekte nutzen würde und nicht unbedingt dafür eine Gitarre so abzunehmen wie sie denn irgendwie tatsächlich klingt.

Das NT1-A ist ein Large Diaphragm Microphone [LDM] (Großmembranmikrofon, genauer ein Kondensatormikrofon mit großer Membran). Das Shure SM58 ist ein dynamisches Tauchspulenmikrofon. Die Membran davon hat einen Druchmesser von ca. einem Zoll. Das nennt man bei Kondensatormikrofonen 'groß'; diese Angabe ist bei dynamischen Tauchspulenmikrofonen aber nicht üblich.

Herr Davids nutzt in seinem Video Small Diaphragm Microphones, also Kleinmembranmikrofone. Wie bereits erwähnt ist die Unterscheidung zwischen großen und kleinen Membranen bei dynamischen Mikrofonen nicht üblich; insofern kannst du in den meisten Fällen davon ausgehen, dass es sich bei so einer Bezeichnung um Kondensatormikrofone handelt.

Kleinmembrankondensatormikrofone liefern von allen Mikrofontypen tendenziell am ehesten einen Sound, der so ist wie er denn ist. Großmembraner folgen dem Schall nicht so leicht und verbiegen den Sound, fügen ihm auch Obertöne hinzu. Tauchspulenmikrofone können die Höhen nicht ganz so gut abbilden und sind etwas träger; das liefert einen tendenziell kompimierteren Sound.

Erlaubt ist was gefällt. Man kann mit einem Shure SM58 eine Westerngitarre aufnehmen, ja. Da fehlt halt mitunter das 'Schimmern' der Saiten; aber je nach Song und Soundvorstellung ist das auch nicht schlimm. Für einen erdigen Blues kann das mitunter besser passen, als ein Kondensatormikrofon.

Das NT1-A kann man auch nutzen um Westerngitarren aufzunehmen. Man sollte vielleicht im Hinterkopf haben, dass das Gerät einen Frequenzgang hat, der ziemlich auf Gesang angepasst ist.

Wenn du nur die zwei Mikrofone hast; nimm die halt und probier damit rum. Das ist immernoch besser als es gleich sein zu lassen; weil Dogmatiker meinen man bräuchte Produkt-XY für irgendetwas.

Wenn Spieler, Raum und Instrument nicht ganz schrecklich sind, kann man mit deinen Mikrofonen sicher etwas brauchbares hinbekommen.

A/B Mikrofonierung ist Laufzeitstereofonie. Die 3:1-Regel spricht er kurz an. Das ist halt Phase, Phase, Phase. Vorallem weil man bei einem SM58 bei gewissen Abstand auch einen wirklich ordentlichen Preamp braucht; sonst rauscht das. Bevor du so ein Ghetto-Stereo baust, könntest du auch einfach etwas monokompatibeles machen, wie XY-Mirkrofonierung - Also die beiden Mikrofonkapseln möglichst nah aneinanderbringen. (im Ideal die selbe Position im Raum). Dann kannst du die Mikrofone auf jeweils andere Partien des Instruments 'schauen' lassen und dir das später zurecht Mixen und mit dem Pan-Regler im Streopanorama schieben.

Dermusikerbro 
Fragesteller
 30.10.2020, 13:13

So eine Antwort hab ich mir gewünscht! Sogar noch was neues dabei gelernt. Danke für die ausführliche Antwort! Ich checke das mal ab. Hab auch schon mal gehört, dass das SM57, das ja auch häufig für Akustik Gitarren verwendet wird, eine ähnliche Charakteristik wie das SM58 haben soll, weshalb ich das in Betracht gezogen habe :)

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KarlKlammer  30.10.2020, 13:25
@Dermusikerbro

Das Shure SM57 und das Shure SM58 nutzen beide die gleiche Unidyne III Kapsel. Die Mikrofone klingen sehr, sehr ähnlich. Das Shure SM57 klingt in den Höhen allerings ein klein wenig offener als das SM58 (auch wenn man den Korb abschraubt). Der Unterschied ist aber wirklich gering. Richtcharakteristik, Frequenzgang, Transientverhalten, etc. sind bei SM57 und SM58 fast identisch.

Das Shure Beta58 nutzt allerdings einen Neodymmagneten und bringt obenrum mehr - Klingt mitunter schon etwas 'aggressiv' im Vergleich zum SM58/57. Auch ist es ein Bühnengesangsmikrofon mit einer Hyperniere (enger als normale Niere). Bei einer sonderlich nahen Mikrofonierung bekommt man so mitunter nur einen Teil des Instrumentenklangs ab und das klingt schnell unnatürlich/unausgewogen. Abstand hilft; heißt aber auch, dass mehr Anspruch an den Preamp gestellt wird und das Verhältnis von Nutz- zu Störschall mitunter schlechter wird.

Die Hyperniere hat einen stärkeren Nahbesprechungseffekt als die Niere. Das Beta58 gleicht das aus. Ist das Mikrofon nicht sonderlich nah an der Schallquelle, klingt es mitunter dünn.

Das Beta58 wäre nun nicht meine erste Wahl für die Gitarrenabnahme. Aber Probieren kann man es - Mitunter bekommt man ja etwas Interessantes raus, dass man gebrauchen kann.

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