Abstand von der Familie nehmen?
Meine Familie ist sehr toxisch, oder gar rassistisch. Alle Menschen auf der Straße die anders aussehen werden kommentiert, bewertet und verurteilt. Ich bin ein toleranter Mensch, rede nicht schlecht über andere und verurteile sie nicht. Wenn jemand dick ist und Fahrrad fährt sage ich nicht „hihi guck mal der Fette“ sondern ich sage „gut, dass er etwas für seine Gesundheit tut“. So etwas in der Art.
Mich macht dieses Gift kaputt.
Ich mache mir ständig Sorgen, dass ich etwas falsches mache (etwas, was der Familie nicht gefallen könnte). Wenn ich ihnen etwas erzähle, was mein Leben betrifft hört mir keiner zu sondern es wird so schnell wie möglich das Thema gewechselt, meist nach kurzem „ach so, ach wusstest du schon...“ so was in der Art.
Wenn ich ihnen nichts aus meinem Leben erzähle sind sie beleidigt, dass ich alles „heimlich“ mache. Außerdem wird jede Kleinigkeit von meiner Mutter in der Familie breitgetreten.
Ich ziehe bald um und wusste, dass sie dagegen sein wird, daher habe ich gewartet bis sie einen guten Moment hatte. Natürlich hat sie sich dann „aus Versehen“ bei meinen Großeltern „verquatscht“. So wie immer halt.
Nun sind alle enttäuscht von mir, obwohl ich nur 30 Minuten weg wohne wenn ich umziehe. Aber alle machen Drama draus.
Darüber hinaus können sie nicht akzeptieren, dass mein Lebensgefährte kein Deutscher ist. Aber er behandelt mich besser als jeder meiner deutscher Partner es je getan hat. Nur das sieht keiner. Sie haben Angst, dass ich zum Islam konvertiere, Kopftuch trage und mich unterdrücken lasse - aber warum? Mein Lebensgefährte ist nicht mal strenggläubig. Er legt bei so etwas keinen Wert drauf und wenn dann hätte er sich ja eine Muslima suchen können.
Bei jeder Gelegenheit die ich bei meiner Familie verbringe wird mir irgendetwas negatives über meinen Freund, oder meinem Leben erzählt. Ständig muss ich mich für alles rechtfertigen. Und wenn ich es nicht so mache wie meine Eltern es wollen sind alle beleidigt. Ich habe auf dieses hin und her einfach keine Lust mehr, warum lassen die mich nicht mein Leben leben?
Ich bin erwachsen, stehe mit beiden Beinen fest im Leben, habe eine Wohnung, ein Auto, eine Arbeit. Aber ich kann es meiner Familie nie recht machen. Das Problem ist, jetzt zu corona-Zeiten unterstützen sie mich ab und zu finanziell - aber ich frage da nicht danach, sondern sie machen das von sich aus. Das würden sie mir bei Kontaktabbruch sicher auch vorhalten.
Was würdet ihr tun?
Das Ergebnis basiert auf 21 Abstimmungen
7 Antworten
Wie gesagt du bist erwachsen und stehst mit beiden Beinen gut im Leben. Also nimm einfach etwas Distanz.
Du hast dir vielleicht auch einfach viel zu lange, dem Frieden zu liebe, zuviel gefallen lassen. Eben insbesondere was deinen Partner anbelangt, mit dem du ja sehr glücklich bist.
Es mag darum gar sein, dass deine Eltern etwas umdenken lernen, wenn du dich von ihnen zurück ziehst und nur die nötige Höflichkeit zeigst, wie ihnen zum Geburtstag zu gratulieren.
Falls dem so ist, solltest du auch wieder etwas offener werden für sie. Sonst aber, wenn sie keine Einsicht haben, bleibt es bei der distanzierten Höflichkeit.
Und falls da Vorwürfe wegen des Geldes kommt, das sie dir ungefragt zugesteckt haben, kannst du ihnen das auch wieder Stück für Stück zurück bezahlen. Halt in Teilbeträgen die für dich verkraftbar sind, sobald sich deine Arbeitslage wieder stabilisiert hat.
Du stehst halbwegs auf eigenen Füßen.
Ansonsten kann man nicht verleugnen, dass die Vorgehensweise oft immer gleich ist. Abbruch zur Familie provozieren, damit eigene Ideen durchgesetzt werden können.
Du bist aber alt genug, um Dich nicht negativ beeinflussen zu lassen, weder von der einen noch von der anderen Seite.
Einen Abbruch würde ich jetzt noch nicht machen. Ziehe in die eigene Wohnung und ziehe Dich zurück. Das geht nicht von heute auf morgen. Wenn Sie Dich lieben, werden Sie sich melden. Dann kann noch alles wieder gut werden. Der Abstand muss sein!
Brich keinen Kontakt ab, es reicht wenn du ein bisschen Abstand hältst. Ich mein im Endeffekt ist es deine Familie. Auch wenn das was du erzählst nicht so toll klingt, deine Familie liebt dich immer und es wäre zu schade, den Kontakt mit Menschen die dich großgezogen haben und dich lieben abzubrechen.
Aber Abstand würde ich für jetzt schon halten. Oder rede halt mal mit ihnen, vielleicht verbessern sie ihr Verhalten.
Um sich zu finden. Wenn du weist, wofür du stehen willst, und um deine Abhängigkeit nicht mehr fürchten brauchst, kannst du ihnen auch neutral deine Meinung sagen, und was du empfehlen würdest zu ändern, falls sie eine Empfehlung wollen.
Dann kannst du auch mit ihnen neu umgehen lernen.