Ab wie viel Volt stirbt ein Mensch?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ja auch Niederspannung ist Lebensgefährlich! Aber zurück zu deiner Frage ab welcher Spannung der elektrische Strom tödlich ist. Die einen sagen fälschlicherweise immer wieder, dass ab dieser oder jener Spannung ist der elektrische Strom tödlich. Wieder andere behaupten es währe die Stromstärke, welche tödlich ist.

Seltsamer weise aber gibt es Systeme an denen an die 10000 Volt herrschen mit denen man aber bedenkenlos in Berührung kommen kann ohne Angst zu haben daran zu sterben, geschweige den beim Thema Elektrostatische Aufladung bei denen über 10000Volt Spannung erreicht werden kann.

Genauso wenig ist es tödlich die Elektroden eines Lichtbogenschweißgerätes (c.a 100A) anzufassen. Wie kommt es also. Weder die Spannung noch der Strom scheint gefährlich zu sein was ist es dann?

Also zunächst sollte man den eigenen Körperwiderstand mitberücksichtigen. Ab Spannungen 50V AC und 120V DC (50V Wechselspannung und 120V Gleichspannung) rechnet man mit einen grob geschätzten Widerstand von 100-1500 Ohm. Im Normalfall aber gilt der Menschliche Körper als Isolator. Er leitet also ÜBERHAUPT keinen Strom. Sobald aber eine gewisse Grenze erreicht ist sinkt der Widerstand auf die besagten 1kOhm ab und es fließt ein elektrischer Strom durch den Körper. Das ist der Grund, warum du bei Spannungen unterhalb dieser Grenze von der Spannung selber überhaupt nichts mitbekommst.

Die maximale zugelassene Berührungsspannung ist also auf 50V AC und 120V DC festgelegt. Grundsätzlich gilt IMMER das ohmsche Gesetz. Das täglich Brot eines jeden Elektrikers I=U/R

Deshalb ist es auch egal, wie viel Strom durch die Elektroden eines Schweißgerätes fließen können die Spannung ist zu klein um einen gefährlichen Strom durch den Körper zu verursachen.

Über die Stromstärke lässt sich tatsächlich ebenfalls keine eindeutige Antwort finden, jedoch werden als Grenze c.a 10mA AC und 300mA DC angesehen, wobei bereits vorher unkontrollierbare Muskelkontraktionen inklusive lebensbedrohlichem Kammerflimmern des Herzens sehr wahrscheinlich auftreten können. Der große Unterschied zwischen Gleich und Wechselstrom kommt daher, dass bei einem Gleichstromunfall dem Körper ein konstanter Reiz zugeführt wird, während bei standardmäßigem Wechselstrom mit 50Hz die Muskeln 100 mal pro Sekunde gereizt werden. Eine besondere Gefahr stellt die sogenannte "Loslasschwelle", welche bei 10mA AC liegt dar. Durch eine Verkrampfung der Muskulatur ist ein Loslassen des Leiters nicht möglich, was die Einwirkzeit noch zusätzlich verlängert.

Wie oft die Polarität bei einer Wechselspannung gewechselt wird, wird als Frequenz bezeichnet, für gewöhnlich hat unsere Wechselspannung aus der Steckdose eine Frequenz von 50Hz. Die Frequenz kann, bezogen auf die Gefährlichkeit des Stromschlages, eine entscheidende Rolle Spielen. Zum einen besteht der Menschliche Körper Elektrotechnisch gesehen nicht nur aus einem ohmschen Anteil sondern auch aus einen Kapazitiven Anteil und der Widerstand einer Kapazität ist immer Frequenz abhängig. Während er normalerweise an unendlich geht, sinkt der Widerstand mit steigender Frequenz allmählich ab. So kann bei höherer Frequenz und einer verhältnismäßig kleinen Spannung ein gefährlicher Körperstrom fließen.

Je höher aber die Frequenz wird, desto mehr macht sich der sogenannte "Skin-Effekt" bemerkbar. Das bedeutet, dass bei hochfrequentem Wechselstrom an der Oberfläche, durch entstehende Wirbelströme bedingt, eine "exponentiell" höhere Stromdichte vorliegt, als im inneren des Leiters. Im Umkehrschluss heißt das, dass das Gewebe kaum noch vom Strom durchflossen wird, während das elektrische Feld fast vollständig auf den obersten Hautschichten (an der Oberfläche) abgeleitet wird. Da die Haut ja als verhältnismäßig guter Isolator fungiert, bleibt ein solcher Stromunfall, wie beispielsweise durch einen überspringenden Lichtbogen verursacht, für den Menschen ohne folgen. Ab etwa 100kHz-300kHz führt der Strom zusätzlich zu keinen Polaritätswechsel in den Ionenkanälen unserer Nerven mehr, da die Ionenleitungen schlicht zu träge sind, um solche schnellen Wechsel der Polarität zu folgen. Nur so kann beispielsweise das Anfassen der Lichtbögen einer Teslaspule ungefährlich bleiben.

Wie wir nun wissen ist die Stromstärke bei einem Stromunfall eher Zweitrangig. Erst wenn die Spannung die jeweilige Berührungsspannung übersteigt, ist der Körperwiderstand überwunden und ab diesem Zeitpunkt entscheidet die Stromstärke erst über Leben und Tod. Hängt natürlich auch davon ab welchen Weg der Strom durch den Körper nimmt.

BeZerkForLove97 
Fragesteller
 03.04.2021, 20:14

Sorry, habe die Frage etwas verschlafen, bzw. habe die Frage lange nicht mehr angeklickt und konnte so deine grandiose & wunderbare Antwort weder mit einem Lob noch mit einem Stern preisen! Entschuldigung vielmals! :(

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BeZerkForLove97 
Fragesteller
 03.04.2021, 21:02
@Elektro353

Eine Antwort mit 10 Segmenten kriegt man auch nicht alle Tage.. :D Es ist halt ganz selten, wirklich selten, dass sich Menschen wirklichen Aufwand machen und wirklich Wissen in die Beantwortung einer Frage stecken, dass solche Antworten schon fast "ein Unikat" sind.. ;-)

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BeZerkForLove97 
Fragesteller
 03.04.2021, 21:11
@BeZerkForLove97

Es ist doch nicht immer so, dass du solange Antworten schreibst oder? ^^

Glaube mir und ich spreche zwar nicht aus Erfahrung aber ich sehe es halt und es ist einfach den Aufwand nicht wert, so lange Antworten zu schreiben! Ich sehe und das sieht man auch an "deinem Status" als Community-Experte, (& halt auch an deinem Synonym) dass dich das ganze sehr viel interessiert usw.

Die meisten wissen halt das, diesen mächtigen Aufwand nicht zu schätzen. Weißt "gutefrage.net" ist eigentlich eine Website wo man kurze, abgehackte Sätze von sich gibt. Natürlich gibt es jetzt kein Pensum oder so, aber es ist halt die Zeit und das alles nicht wert.. Ich, wie gesagt, bin dir trotzdem ziemlich dankbar für! :-)

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Elektro353  03.04.2021, 22:19
@BeZerkForLove97

Ja herzlichen Dank :) Ich betreibe den Aufwand mehr aus eigenem Interesse heraus. Ich beschäftige mich gerne und viel mit Naturwissenschaften aber vor allem interessiert mich die Elektrotechnik gewaltig. Es hat einen Grund warum ich mich eben genau für diesen Beruf entscheiden habe und warum ich sagte: "Die Beendigung der Ausbildung wird nicht das Ende der Fahnenstange sein." Deshalb habe ich mich für eine zusätzliche Weiterbildung zum Staatlich geprüften Techniker entschieden.

Jedoch ist es eben eine Menge was man dann in diesen Bereichen über die Zeit lernt und die meisten denke ich unterschätzen wie schnell man im Berufsaltag gelerntes und eigentlich berufsrelevantes wieder vergisst. Was nicht wächst das stirbt so ist es mit den Fähigkeiten aber so ist es auch mit gelerntem.

Aus diesem Grund ist mir der Aufwand hier einfach wert, denn hier Fragen zu den Themen zu beantworten zwingt mich mir all diese Themen nochmal anzuschauen und Gegebenenfalls wieder ins Fachbuch zu schauen um das Gelernte wieder ins Gedächtnis zu rufen und die Fragen dann so korrekt wie möglich beantworten zu können. Oft lerne ich sogar noch als Fachmann wieder etwas dazu, was zeigt, dass selbst wenn du bereits ein Fachmann bist noch neues in dem Bereich dazu lernen kannst.

Also selbst wenn jemand diesen Aufwand nicht zu schätzen weiß, habe ich nichts verloren. Im Gegenteil ich bilde mich in meinem Bereich dadurch nur noch mehr weiter und verfestige das gelernte nochmal zusätzlich was mich zu einen noch besseren Fachmann in dem Bereich macht als ich es vorher war. Genau das ist mir persönlich schon eine Menge wert.

Wir Menschen sind eine Spezies, die es bis an die Spitze der Nahrungskette geschafft hat obwohl der Mensch nichts besonders gut kann. Er hat keine besonderen Reißzähne, keine besonders große Krallen und verfügt noch nicht einmal über einen Panzer welcher ihn vor Angreifern schützt. Der Mensch kann nichts besonders gut.

Es gibt aber ein Grund, warum der Mensch es trotzdem an die Spitze der Nahrungskette geschafft hat und das ist seine Fähigkeit komplex zu denken. Kaum ein Tier hat so komplexe Denkvorgänge. Das ist unsere evolutionäre Nische! Deshalb bin ich umso erstaunter darüber, dass es trotzdem Menschen gibt, die das nicht tun.

Wie sagte Albert Einstein noch gleich? "Der Horizont der Meisten Menschen ist wie ein Kreis mit dem Radius 0 und das nennen sie ihren Standpunkt." :)

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BeZerkForLove97 
Fragesteller
 03.07.2021, 13:15
@Elektro353

Du wirst es mir nicht glauben, aber solange Nachrichten kriege ich auch auf WhatsApp ^^

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Kann man nicht genau sagen. Es kommt nämlich auf den Strom (Ampere) an, der durch den Körper fließt. Es kommt immer auf den Fall an und jeder ist anders. So kann man bei 100V sterben und bei 230 nur einen Schlag bekommen. Deswegen sind in Elektroanlagen RCDs (FI) eingebaut die bei einem Fehlerstrom von 30mA den Strom unterbrechen.

Unter halb von 50V ist das quasi ausgeschlosse, da es zu einem tödlichen Strom nicht kommen kann. Die Höhe des Stroms ergibt sich aus dem Ohmschen Gesetz.

Da gibt es keine feste Grenze, die Voltzahl ist nur ein Teil des Geschehens. Wesentlichen Einfluss hat auch die Stromstärke (also Ampere) und die konkreten Umstände, wie z. B. nass oder trocken, wie gut isolieren die Schuhe gegen den Boden usw.

Grundsätzlich sind tödliche Unfälle auch bei 230 Volt möglich.

Bis 42 V gelten Spannungen als ungefährliche Kleinspannungen.

Die Spannung ist beim Elektrotod jedoch nicht ausschlaggebend, sondern die Kraft, d.h. die Stromstärke, die auf Dich einwirkt. Stromstärke wird in Ampere gemessen.

Gegenfrage: Ab wieviel Treppenstufen stirbt ein Mensch beim Treppensturz?

Das Maß der Verletzung durch Stromschlag ist hauptsächlich gegeben durch die am menschlichen Körper anliegenden Spannung, der Stromart (Gleich- oder Wechselstrom), dem Stromweg durch den Körper und der Einwirkungsdauer. Die Grenze zur Lebensgefährlichkeit liegt in der Nähe der einschlägigen Vorschriften:

In Deutschland darf die maximale Berührungsspannung laut Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik 50 V Wechselspannung oder 120 Volt Gleichspannung nicht übersteigen. In Österreich darf die maximale Berührungsspannung laut Österreichischem verband für Elektrotechnik 65 V Wechselspannung oder 120 Volt Gleichspannung nicht übersteigen.