Ab welcher Anschlussleistung bekommt man einen eigenen Trafo?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das hängt davon ab wie viel Reserve auf dem Netz ist, also wie viel Leistung der Trafo in der Nähe noch übrig hat.

Einen eigenen Trafo bekommt man nur dann, wenn man sehr weit von einem bestehenden Trafo weg ist, also Mittelspannung auf das eigene Gelände geliefert werden muss oder der Trafo der für das Gelände zuständig ist zu wenig Leistung übrig hat.

Ich habe mal für eine Einrichtung gearbeitet die sehr viel Strom verbraucht hat. Die war mitten in einer Großstadt und bekam ursprünglich Strom von einem Trafo der auch die Wohnhäuser in der Umgebung speiste. Über die Jahre hat die Einrichtung zwar weniger Strom verbraucht durch bessere, effizientere Computer, dafür hat aber die Nachbarschaft mehr Strom verbraucht und der Trafo kam an seine Grenzen. Also haben die uns als Großverbraucher einen eigenen Trafo aufgestellt und so mehr Kapazität für die Wohnhäuser frei gemacht.

Man kann das also nicht pauschal sagen, hängt völlig von der Infrastruktur ab, Und so wie ich es erlebt habe, kann es sogar sein, dass man einen eigenen Trafo bekommt auch wenn man weniger Strom braucht als vorher.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
GamerFreak0815 
Fragesteller
 19.08.2023, 01:40

Wie ist das dann mit den Stromkosten? Da man ja für Mittelspannung weniger Netzentgelte Zahlen muss und man für Scheinleistung auch bezahlen muss oder gilt das nur ab einer bestimmten Leistung?

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Commodore64  19.08.2023, 03:15
@GamerFreak0815

Das hängt von den Verträgen ab.

Es gibt sogar "Strom Flatrates". Hier kann man dann für einen Festen Preis pro Monat Strom verwenden. Aber die Menge, also die Leistung ist da begrenzt. Wird dann die Leistung überschritten, muss man ganz kräftig zahlen. Als gegenmaßnahme kann man als Kunde Strommessgeräte einsetzen die dann unwichtige Dinge abschalten wenn Gefahr droht zu viel Watt zu ziehen.

Es gibt sogar Fälle, da wird eine Mindestleistung vorrausgesetzt, zumindest zu vereinbarten Zeiten. Das sind dann Firmen wo besonders viel Leistung gezogen wird, z.B. Aluminiumherstellung. Die müssen dann sofort Bescheid sagen wenn die den Strom doch nicht brauchen bevor zu viel ins Netz eingespeist wird und dann nicht verbraucht wird.

Blindleistung ist immer teuer! Bei Gewerbekunden müssen die kompensiert werden. So ist es bei Büros sogar Vorschrift, dass mindestens jede 2. Leuchtstofflampe einen Kondensator zur Kompensation eingebaut hat. Privatleute dürfen einige KW an Blindleistung pro Haushalt haben. Gewerbe muss entweder teuer dafür zahlen oder eine Kompensationsanlage betreiben.

Auch auf der Mittelspannungsebene richtet Blindleistung "Schaden" an. Leitungen, Sicherungen und Trafos interessiert nur der Strom an sich, nicht die Phase. Daher reduziert Blindleistung die nutzbare Kapazität des Netzes. Nicht umsonst ist ein Trafo in VA und nicht in Watt angegeben. VA ist die Scheinleistung und die besteht ja nun mal aus Blind- und WIrkleistung. Je mehr Blindleistung, desto weniger Wirkleistung bleibt übrig und das ist das was verkauft werden soll. Wer viel Blindleistung erzeugt muss also sozusagen Schadensersatz für Gewinnausfall zahlen.

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RareDevil  19.08.2023, 08:01
@GamerFreak0815

Du zahlst weiterhin den Tarif für Niederspannung, auch wenn eine Trafostation nur für Dich zuständig ist. Ausnagme, du schließt einen Liefervertrag für Mittelspannung ab und kaufst die Zrafostation selbst. Dann musst Du aber auch alle Wartungen und zyklischen Prüfungen an der Station durchführen lassen. Denn dann bist Du Betreiber für diese Station mit allen Pflichten

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Das ganze ist auch wirtschaftlich zu betrachten.

Als "Großabnehmer" lohnt sich ggf. eine eigene Mittelspannungsstation. Also Kauf oder Leasing eines eigenen Trafos.

Das muss man durch Fachingenieure rechnen lassen.

Eine Megawattstunde Mittelspannung ist ja doch einen guten Schlag preiswerter als die Niederspannung.