Stimmt das (Antike, Geschichte)?

Das Ergebnis basiert auf 8 Abstimmungen

Ja 63%
Anderes 38%
Möglicherweise 0%
Nein, auf gar keinen Fall 0%

5 Antworten

Von Experte Neugier4711 bestätigt
Anderes

Im Kern gibt es dazu tatsächlich eine antike Überlieferung.

Der Begriff als »schwul« kann mit Vorstellungen verbunden sein, die von sozialen bzw. kulturellen Gesichtspunkten geprägt sind. Männliche Homosexualität hat es bei den Spartanern gegeben.

Die Bezeichnung »lächerlich« kann einen Beiklang des Seltsamen, nicht ernst zu Nehmenden, Abwegigen, Unsinnigen haben. Die Angabe „lächerlich viel“ ist keine klare quantitative Angabe. Insofern möchte ich den Text nicht vollständig übernehmen und stimme nicht einfach mit „Ja“ ab.

Bei den antiken Griechen war zu einem großen Teil Homosexualität akzeptiert und ein offener Umgang damit möglich.

Auch den Gedanken einer wünschenswerten Stärkung der Einheit und des Zusammenhalts hat es gegeben, nicht nur in Sparta, sondern z. B. auch in Theben mit der Heiligen Schar.

Eine homosexuelle Verbindung war auch die sogenannte »Knabenliebe« (παιδεραστία [paiderestia]), die Beziehung eines erwachsenen Mannes zu einem männlichen Jugendlichen (in der Pubertät, im Alter von etwa 12 – 18 Jahren). Die Männer waren gewöhnlich bisexuell. Der Liebhaber (ἐραστής) hatte zum Geliebten (ἐρώμενος) eine Rolle als Erzieher.

Bei den Spartiaten war dieses Verhältnis, in dem in Sparta der Ältere zwischen 20 und 30 Jahre alt war, mit der Erziehung und Ausbildung der Jungen für ein Leben als Krieger verbunden (Plutarch, Lykurgos 17 - 18; vgl. Platon, Nomoi 836 b – c).

Bestehen homosexueller Beziehungen in Sparta überliefert auch Plutarch, Lykurgos 25, 1 und Klaudios Ailianos/Claudius Aelianus, Poikile historia (griechisch: Ποικίλη ἱστορία; Bunte Geschichte/Vermischte Forschung; lateinischer Titel: Varia historia) 3, 10 und 3, 12.

Das Abscheren des Kopfhaares bei spartanischen Frauen vor der Ehe überliefert Plutarch, Lykurgos 15.

Plutarch, Große Griechen und Römer. Eingeleitet und übersetzt von Konrat Ziegler. Band 1. Zürich ; Stuttgart : Artemis-Verlag, 1954 (Die Bibliothek der alten Welt : Griechische Reihe), S. 143 – 144 (Plutarch, Lykurgos 15, 3 - 5):

„Man heiratete durch Raub, nicht kleine und noch nicht mannbare, sondern voll erwachsene und reife Mädchen. Die Geraubte nahm die sogenannte Brautbedienerin in Empfang, schor ihr den Kopf auf der Haut ab, zog ihr ein Männergewand und Schuhe an und legte sie allein ohne Licht auf eine Streu. Dann kam der Bräutigam herein, nicht betrunken und ausgelassen, sondern nüchtern, nachdem er wie immer bei dem Gemeinschaftsmahl gespeist hatte, löste ihren Gürtel, hob sie auf und legte sie aufs Bett. Doch blieb er nicht lange bei ihr, sondern ging sittsam davon, um wie früher am gewohnten Ort mit den anderen jungen Leuten zu schlafen. Und auch in der Folgezeit machte er es so, verbrachte den Tag mit den Altersgenossen und schlief mit ihnen bei Nacht, und nur heimlich und mit aller Vorsicht ging er zu seiner jungen Frau, mit Scheu und in der Besorgnis, daß jemand im Hause es bemerkte, wobei aber auch die junge Frau darauf bedacht war, es so einzurichten, daß sie zu guter Zeit und unbemerkt zusammenkommen konnten. Das machten sie nicht nur kurze Zeit so, sondern manchem waren schon Kinder geboren worden, bevor er seine Frau am Tage zu Gesicht bekam. Eine solche Art des Zusammenkommens war nicht nur eine Übung in Enthaltsamkeit und Mäßigkeit, sondern führte sie auch mit zeugungsfähigen Körpern und mit immer neuem und frischem Begehren zur Vereinigung, nicht entkräftet und entnervt durch allzu häufigen Liebesgenuß, sondern so, daß eins immer im anderen ein Rest und einen Funken von Liebe und Verlangen zurückließ ."

S. 147 – 148 (Plutarch, Lykurgos 17, 1):

„In diesem Alter gesellten sich auch schon angesehene junge Leute zu ihnen, und auch die Älteren wandten ihnen jetzt erhöhte Aufmerksamkeit zu, kamen zu ihren Übungsplätzen und wohnten ihren Kämpfen und gegenseitigen Spöttereien bei, nicht nur so nebenbei, sondern weil sie alle sich gewissermaßen als Väter, Erzieher und Vorgesetzte aller Knaben fühlten, so daß keine Zeit und kein Ort blieb, an dem nicht einer war, um jeden Knaben, der sich irgendwie verging, zurechtzuweisen und zu bestrafen.“

S. 150 (Plutarch, Lykurgos 18, 4):

„An der Ehre der Knaben nahmen ihre Liebhaber im guten wie im bösen Sinne teil. Man erzählt , daß einmal, als ein Knabe beim Kämpfen einen unwürdigen Schrei ausstieß, sein Liebhaber von den Oberen dafür bestraft worden sei. Aber wenn auch die Liebe bei ihnen etwas so Anerkanntes war, daß auch edle Frauen Jungfrauen zu ihren Geliebten machten, so gab es darin doch keinen feindlichen Wettstreit, vielmehr nahmen diejenigen, die denselben Knaben liebten, dies zum Anlaß, miteinander Freundschaft zu schließen, und bemühten sich nun gemeinsam, den Geliebten zum vortrefflichen Mann heranzubilden.“

Elke Hartmann, Homosexualität. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 5: Gru - Iug. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1998, Spalte 704:

„In Sparta war die Paiderestie strukturell mit der Erziehung der Jungen verbunden (Plut. Lykurgos 17f.; vgl. Plat. leg. 836b), auch in Theben war männliche H. Bekannt (Plut. Pelopidas 19. vgl. Plat. symp. 182b).“

Plut. = Plutarch (griechisch: Πλούταρχος [Ploutarchos])

f. = folgend

Plat. = PLaton

leg. = leges (Gesetze; griechisch: Νόμοι [Nomoi])

symp. = Symposion

Das Brauchtum zur Ehefrau in Sparta ist auf verschiedene Art gedeutet werden:

a) Initiationsritus, der den Übergang von einem unverheirateten Mädchen zu einer verheirateten Frau in besonderer Weise markiere, verbunden mit einem Umkehrungsritus, das Ritual habe apotropäischen (abwendenden) Charakter, solle zu Beginn der Ehe

böse Kräfte bannen (zum Teil auch noch Deutung als Rollentausch, bei dem die Geschlechterdifferenz überwunden wird)

b) Ritual, das einen schrittweisen Übergang von einer homosexuellen Beziehung, wie sie bei den jungen Männern in der Zeit der Agoge, der staatlichen Erziehung, üblich war, zu einer heterosexuellen Beziehung schafft

c) eine Form der Probeehe, das heimliche Zusammentreffen habe es ermöglicht,

die Verbindung ohne beiderseitigen Verlust an Ehre zu lösen, wenn

aus ihr keine Kinder hervorgingen, wurde die Frau schwanger, sei

mit der Geburt des ersten Kindes die Ehe automatisch legalisiert

gewesen, die Probeehe sei eingerichtet worden, um die Zahl der

Geburten zu erhöhen

Gegen eine Deutung als Initiationsritus spricht die dabei fehlende Erklärung für die besondere äußere Form und das Fehlen eines öffentlichen Zeigens der neuen soziale Position aufgrund des vollzogenen Übergangs vollzogen, insbesondere insbesondere das Fehlen eines Ritus der Wieder- bzw.

Neueingliederung. Gegen eine Deutung als Probeehe spricht die Möglichkeit anderer Lösungen und eine fehlende Erklärung der äußeren Formen, wobei die Veränderung der Frisur auffällig ist und zu einem angeblichen Zweck eines unbemerkten Probe, die ohne Ehrverlust beendet werden kann, eher in Gegensatz steht.

Eine Deutung, die ein Gewohnheit homosexueller Beziehungen (wobei in Sparta nach Plutarch, Lykurgos 16, 6 Jungen zwischen 12 und 18 Jahren geschorenes Kopfhaar hatten) mit der Betonung eines Gemeinschaftslebens verbindet:

Winfried Schmitz, Die geschorene Braut : kommunitäre Lebensformen in Sparta? in: Historische Zeitschrift : HZ 274 (2002), S. 561 – 602 (https://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a079382.pdf)

S. 601 – 602:

„Zusammenfassung

Plutarch berichtet, daß in Sparta der geraubten Braut die Haare bis auf den Kopf geschoren und ihr ein Männergewand und Schuhe angezogen wurden, bevor der Mann mit ihr geschlechtlich verkehrte. Dieser Hochzeitsbrauch imitiert eine päderastische Beziehung, wie sie die Knaben

in der außerhäuslichen Erziehung mit jungen Männern aufnahmen. Eine rechtsgültige Ehe, die in Athen durch das Hochzeitsversprechen des Brautvaters, die Übergabe der Braut und das Zusammenleben der Brautleute nach der Hochzeitsnacht konstituiert wurde, wurde in Sparta also bewußt umgangen. Das Ritual zielte nicht darauf, die Lebensgemeinschaft von Mann und Frau zu unterbinden, sondern es sollte die Beziehung zwischen Vater und Sohn unterbrochen werden, um eine patrilineare Weitergabe von Besitzrechten unmöglich zu machen. Anlaß für diesen tiefgreifenden familialen Wandel war der Zweite Messenische Krieg. Nach der Eroberung Messeniens sollten die von Heloten bewirtschafteten Landgüter Gemeinschaftseigentum bleiben. Um dies zu sichern, wurde in Sparta eine kommunitäre Gesellschaftsform eingeführt, bei der Patrilinearität strikt unterbunden wurde, indem die Möglichkeit, eine rechtmäßige Ehe zu schließen, genommen wurde und der Frau polygame Beziehungen zugestanden wurden. Kinder und Männer lebten in ,Kinderhäusern' und ,Männerhäusern' zusammen. Der angestammte Hausbesitz in Lakonien wurde fortan matrilinear bzw. avuncolinear an die nächste Generation weitergegeben. Im Laufe des 6. bzw. frühen 5. Jahrhunderts v. Chr. kehrte die spartanische Gesellschaft zu monogamen Eheformen zurück. Die kommunitären Lebensformen wirkten insofern weiter, als die Stellung der Frau in Sparta stark blieb und die Kinder weiterhin eine streng geregelte außerhäusliche Erziehung durchliefen.“

Tanja Scheer, Griechische Geschlechtergeschichte. München : Oldenbourg, 2011 (Enzyklopädie der griechisch-römischen Antike ; Band 11) S. 23:

„Die Braut habe Männerkleidung getragen, vor der Hochzeit habe man ihr den Haar geschoren und sie schließlich in einen dunklen Raum eingeschlossen, wo dann der Bräutigam die Ehe vollzog. Möglicherweise sollte durch diese Verfremdung des weiblichen Körpers der Braut dem junge Mann der Übergang von einer homoerotisch geprägten Sexualität zu heterosexuellen Kontakten erleichtert werden. Nach der Hochzeitsnacht habe das junge Paar nicht etwa einen gemeinsamen Hausstand begründet, sondern die junge Frau blieb im Haus ihrer Eltern wohnen, während der junge Ehemann weiterhin in der Gemeinschaftsunterkunft seiner gleichartigen Kameraden lebte und seine Frau nur heimlich aufsuchte. Erst nach mehreren Jahren sei es dann dem Ehemann gestattet gewesen, im eigenen Haus zu leben.“

Neugier4711  07.10.2022, 21:47

Das ist wieder einfantastischer Text, der mehr Wissen enthält als viele poppulärwissenschaftliche historische Werke. Vielen lieben Dank für diesen Text.

0
Ja

Ja...

Das Antike Griechenland war in vielen Dinge offener und weiter als die heutige Gesellschaft...

Ja

ich weiß nur das ich damals das sixpack von vielen im tempel berührte, da waren auch immer so viele... die wurden mit ballmasken gezwungen die herrinnen dort zu ehm

Ja

Ich weiß nicht, was das für eine Quelle ist, allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass das stimmt. In der Antike war Homosexualität generell viel mehr normalisiert als heute, es wurde einige Vasen mit Abbildungen von gleichgeschlechtlichem Sex gefunden, z.B. aus dem antiken Griechenland.

Von daher ist es sehr gut möglich, dass auch diese Aussage stimmt.

Anderes

Es gab im aniken Griechenland durchaus Homosexualität.

Jedoch geht es hier mehr um Knabenliebe (Homosexualität zwischen Männern und Jugendlichen oder älten Kindern), welche akzeptiert und teils sogar auch gefördert wurde.

Unter Gleichaltrigen, wurde es als nicht so gerngesehen, aber toleriert.