Wieso gilt das alte Griechenland als Demokratie obwohl es viele Sklaven ohne Rechte gab?

4 Antworten

Die Demokratie der alten Griechen ist nicht die, welche wir heute haben. Aber in Bezug zur damaligen Zeit überaus demokratisch, trotz Sklaven.

Die Sklaverei war damals und noch Jahrhunderte danach, vollkommen normal und üblich. Niemand störte sich daran, auch wenn wir uns das heute so nicht mehr wirklich nachvollziehen können. Du darfst aber nicht vergessen, dass die helenistische Demokratie nicht nur der Vorläufer zu unseren ist, sondern vor allem auch die Gedanken der Philosophen, welche das christliche Abendland, den sich daraus entwickelten Humanismus und Aufklärung maßgeblich beeinflussten.

Der Grundsatz, dass sich alle freien Bürger für die gemeinsame Gesellschaft einzubringen haben, ist zeitlos und damals wegweisend.

Dabei standen nur den freien, landbesitzenden Griechen die Mitsprache für die Polis zu. Der Grund war, dass die Griechen der Auffassung waren, dass nur unabhängige Männer auch frei genug sind um ihre Stimme sinnvoll einbringen zu können. Dieses Prinzip finden wir übrigens auch in anderen Gesellschaften mit urdemokratischen Prinzipien, wie beispielsweise viel später die Wikinger. Die freien Bürger sprachen also im Namen ihrer Sippe, also für alle Kinder, Frauen und Landlosen. So war an alle gedacht. Die Sklaven waren ja dem Haushalt des Herren zugehörig.

Bei den Griechen waren aber war das Privileg auch mit Pflichten verbunden. Ehrenämter dürften nicht abgelehnt werden und nur sie waren im Übrigen im Kriegsfall waffendienstpflichtig! Auch hier die gleiche Grundannahme:

Den Besitz der damaligen militärischen Grundausstattung, exakt vorgeschrieben, konnten sich eben nur Männer leisten, welche über ein gewisses Vermögen verfügten. Landlose waren nicht verpflichtet, Sklaven nicht berechtigt in den Krieg zu ziehen. Hier schließt sich erneut der Kreis. Denn sie Griechen waren der Auffassung, dass nur jene über Krieg und Frieden zu entscheiden hatten, welche dann ggf. auch diesen führen mussten. Außerdem mussten ja auch im Kriege Felder bewirtschaftet werden. Die antiken Polis waren nicht imstande stehende Heere zu unterhalten und die Soldaten so von der wichtigeren Landwirtschaft fernzuhalten.

Das frühe Rom in der Republik hatte ebenfalls eine ähnliche Auffassung, was sich jedoch schnell durch die massive Expansionspolitik auf Dauer nicht durchhalten ließ.

Es ist übrigens eine christliche Erkenntnis, dass Sklaverei nicht Gottes Wille sein kann, auch wenn sich diese Erkenntnis nicht überall gleich schnell manifestierte.

bountyeis  20.08.2023, 17:03

Bis auf letzen Satz sehr gut: Aber: Die Christen traten zwar für eine "humane" Behandlung der Sklaven ein, dachten aber gar nicht daran, die Sklaverei als Institution abzuschaffen. Die Gleichheit vor Gott sagte erstmal nix über die Gleichheit in der Gesellschaft. Und die Abschaffung war immer fragil. Sobald die Wirtschaft Sklavenhaltung wieder favourisierte, war sie auch wieder da, wie in den USA im 19. Jahrhundert

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Eisenwind  20.08.2023, 19:08
@bountyeis

Nein. Ich hatte deshalb extra den Zeitraum ins Spiel gebracht. Für die Antike stimmt es ganz, für das Frühmittelalter nicht teilweise.

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Weil es Parlamente und hohe Bürgerbeteiligung gab, besser als an anderen Orten.

Ich würde das so sehen:

Warum gilt das Alte Griechenland als Demokratie? - Weil Wissenschaftler und Philosophen der Neuzeit das so in ihre Werke geschrieben haben.

Wann genau passierte das? - die Grundlagen der Antikenforschung hier in Europa wurden z.T. in der Renaissance und dann vor allem im 18. und 19. Jahrhundert gelegt, das beeinflusst unser heutiges Bild von Griechenland enorm.

Wer waren die einflussreichen Wissenschaftler dieser Epochen? - Männer der Oberschicht.

Wer hatte in den griechischen Stadtstaaten Wahlrecht? - Männer der Oberschicht

Dass die verantwortlichen Forscher an einer "Demokratie", an der nur privilegierte Männer teilnehmen konnten, keinen Mangel feststellten, liegt vor allem an ihrem Vorurteil /Bias, glaube ich.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Grundstudium Ägyptologie und Geschichtswissenschaft