Hallo unbekannter Junge,
ich habe eben Deine traurige Geschichte gelesen und es hat mich etwas an die Jugend meines Sohnes, der inzwischen schon erwachsen ist und Dein Vater sein könnte, erinnert.
Aus der Tatsache, daß Du Dich öffnest und über Deine Probleme reden kannst, schöpfe ich die Hoffnung, daß Dir geholfen werden kann. Wenn das alles stimmt, was Du schreibst, dann bist Du ein ehrgeiziger und intelligenter junger Mann, um den es schade wäre, wenn er durch Dinge, die er aus Langeweile und mit schlechten Freunden gemeinsam tut, sein Leben ruiniert.
Mit 15 Jahren bist Du natürlich noch zu jung, um auf eigenen Beinen zu stehen; aber Du schreibst, daß Du zu dem Freund Deiner Mutter eine gute Beziehung hast, sodaß Du zu ihm vielleicht ein Vertrauensverhältnis aufbauen kannst..
Doch die Lösung Deiner Probleme mußt Du selbst finden, Außenstehende können Dir nur Ratschläge geben und vielleicht Hilfestellung leisten.
Zunächst einmal mußt Du den Glauben an Dich und Deine Fähigkeiten finden.
Du solltest Dich, wenn es Dir einmal gut geht und Du für mehrere Stunden allein bist, hinsetzen und Dir folgende Fragen schriftlich beantworten:
- Stärken und Fähigkeiten ermitteln
welche Stärken und Fähigkeiten habe ich, wo ich besser als die anderen bin?
was kann ich und will ich aus meine Stärken machen?
wie kann ich meine Stärken und Fähigkeiten noch verbessern?
was kann ich selbst machen, wer kann mir Unterstützung bieten?
wie kann ich mich kontrollieren, daß ich Fortschritte mache und wie kann ich mich belohnen, wenn ich etwas geschafft habe?
(ich weiß, Du bist ehrgeizig und strebsam und Du brauchst Anerkennung, jeder Mensch, der etwas leistet, sucht Anerkennung. Vielleicht hat Deine Umgebung zuwenig Zeit für Dich gehabt, um Dir die Zuwendung und Anerkennung, die Du Dir im Unterbewußten erwünscht und Dir zusteht, zu schenken. Aber das ist Vergangenheit und kann Dir vielleicht nachträglich als Erklärung für Deine Wutanfälle und Deine physische Anfälligkeit dienen.
Du bist jetzt ein junger Mann, Du kannst auf die Anerkennung der Anderen verzichten, Du hast ein Selbstbewußtsein, Du wirst sehen, daß Du Dich von mal zu mal besser fühlst und es Dir gesundheitlich besser geht, wenn Dir etwas gelungen ist, was Du Dir vorgenommen hast.)
Aber weiter zu der Fragenliste:
2.Schwächen erkennen
welche Schwächen erkenne ich an mir?
welche Ursachen erkenne ich an mir, die dafür verantwortlich sind? oder sind nur die Anderen schuld?
was kann ich tun, um die Schwächen abzustellen
:
'3. Lebensplan aufstellen
wie möchte ich später leben?
welchen Beruf würde ich gern anstreben?
wo möchte ich später leben? (vielleich im Ausland? zumindest zeitweise?)
welches Hobby, welche Freizeitmöglichkeiten möchte ich mir leisten können
Das sind jetzt nur einige Fragen, die mir spontan einfallen. Vielleicht kann ich Dir - wenn Du daran interessiert bist - weiter behilflich sein, daß Du Deinen Weg findest und machst.
Bei Bedarf kannst Du sicher über "gutefrage.net" meine email-Adresse erfragen, so daß wir vollkommen anonym in Kontakt bleiben könnten.
Zum Schluß noch eine kleine story von mir:
ich habe vor ca 10 Jahren einer Tochter meiner Wohnungsmieterin, die gerade Abitur machte, als sich ihre Eltern scheiden ließen, und die, auch wegen des emotionalen Streßzustandes und weil sie nicht gleich einen Studienplatz fand , sich mit "schlechten" Gleichaltrigen befreundete und drohte in ein "Loch" zu fallen, mit meinen Ratschlägen ihr Selbstbewußtsein wieder aufgerichtet.
Sie hat nicht aufgegeben, hat nach zwei Jahren dann begonnen, Zahnmedizin zu studieren und hat jetzt mit Bravour ihr Studium abgeschlossen.
Dieses Erlebnis ist der eigentliche Grund, warum ich Dir schreibe, denn ich bin etwas stolz darauf, ihr geholfen zu haben, ihren Weg zu machen.
Ich glaube, Du brauchst auch einen Mentor, auch wenn er anonym bleiben möchte. Das ist vielleicht besser als jede Psychotherapie.