"Verlieben" mag vielleicht schon ein zu hoch gewählter Begriff sein, doch ich bin von manchen Gedankensträngen und Ansichten so fasziniert, dass ich mich glatt darin einkuscheln könnte. Und wenn ich dadurch dann auch noch zu eigenem Denken angeregt werde, mache ich innerlich Freudensprünge. Von daher denke ich schon, dass solche Emotionen einer Verliebtheit sehr nahe kommen. Ich habe dennoch nicht das Gefühl, als wenn ich mich direkt in eine Person "verlieben" würde. Eher denke ich, dass ich sie einfach (sehr) respektiere. Zudem kann ich nicht alle Ansichten verstehen, mit ihnen konform gehen oder sie gut finden. Es kommt dann auch schon wieder vor, dass ich diese kritisch hinterfrage oder mir eben einfach sage, das sind nicht meine Ansichten. Auch bei Menschen, die ich in einem hohen Maß akzeptiere oder sie eben sympathisch finde, weil sie gehäuft faszinierendes Gedankengut preis gegeben haben. Es gibt selbst Menschen, die ich nicht mag, die mal einen Glücksgriff landen, indem sie einen Gedanken äußern, der mein Interesse weckt. Dadurch steht dieser Mensch für einen kurzen Augenblick in einem anderen Licht dar, bis er wieder seine typisch gewohnten Seiten zeigt. Das Aussehen zieht mich aber in einem interessanten Moment nicht an, egal ob mir die Person sympathisch ist oder nicht. Es sind alleine die geäußerten Gedanken (und eventuell auch eine mit fließende Empathie), die in mir Freude entfachen. Aber das ist nichts, was mich dann ständig bei jeder Begegnung begleitet. Eigentlich kaum, wenn ich mal so überlege. Ich bin da eher "normal" gestimmt. Das gilt zudem nicht nur im Real-Life, sondern auch beim Lesen beispielsweise hier auf GF.
Aber wenn ich mich nun in die geäußerten Ideen, Vorstellungen, Gedanken, Ansichten "verliebe", "verliebe" ich mich so mit für diesen Augenblick auch automatisch in den Menschen (bzw. in sein Bild, welches ich von ihm habe), der diese geäußert hat? Oder kann man beides unabhängig voneinander betrachten?