http://www.emmanouilidis.eu/download/2003_cap_szenarien.pdf

(Auf Seite fünf geht es los)

Szenario 1: Titanic: Wie der Name schon impliziert: Die einst als unsinkbare EU geht unter und das ganze löst sich in Einzelstaaten auf. Die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten beschränkt sich lediglich auf den gemeinsamen Binnenmarkt. Die EU Institutionen werden aufgelöst.

Szenario 2: Geschlossenes Kerneuorpa: Die weitere Integration der EU bezieht sich nur auf eine kleine Gruppe von Staaten, welche individuelle Reformen voranbringen. Beispielsweise die Gründungsstaaten der EU, die Beneluxstaaten oder die Visegradstaaten. Es ist quasi das Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Auch die Anzahl der EU-Staaten bleibt gleich bzw. tendenziell rückläufig wie derzeit absehbare abtrünnige Staaten wie Großbritannien oder Polen.

Szenario 3: Methode Monnet: Alles bleibt beim Status quo und der Entwicklungsprozess wird so fortgesetzt, wie er heute betrieben wird. Die Anzahl der Mitgliedsstaaten bleibt ohne Veränderungen und Tendenzen gleich.

Szenario 4: Offener Gravitationsraum: EU bekommt mehr Macht, das Parlament mehr Kompetenzen und es werden zusätzliche Projekte, wie einen gemeinsame Verteidigunsunion, Transferunion oder einem europäischen Finanzminister vorangetrieben. Im allgemeinen bedeutet dies, eine tiefere Zusammenarbeit als jetzt und mehr Souveränität für die Union. Es werden zudem neue Mitgliedstaaten, innerhalb Europas, dazukommen.

Szenario 5: Supermacht Europa: Es gibt Bemühungen die Vereinigten Staaten von Europa zu gründen, die Gesellschaft ist euphorisch pro europäisch gestimmt und Europa wird seiner Stellung als neue Weltmacht gerecht. Die Ressourcen werden gebunden, die Zusammenarbeit auf allen denkbar möglichen Feldern vertieft, eine eigene EU-Armee geschaffen und die Aufnahme von neuen EU-Staaten, auch außerhalb stehende Staaten von Europa, etwa Israel, Marokko oder die Türkei, werden mit eingebunden.

Hier ist nochmal eine Übersicht um zu verdeutlichen, welches Szenario sich wo positioniert: http://www.cap.uni-muenchen.de/images/2003/2003_cap_szenarien_400.jpg

Von Szenario 1 bis 5 nimmt die Integrationstiefe, aus sozialwissenschaftlicher Sicht, immer weiter zu. Derzeit befinden wir uns irgendwo zwischen Szenario 2 und 3.

Ich persönlich bin generell pro europäisch eingestellt und finde das Szenario des offenen Gravitionsraums (Szenario 4), auch im Hintergrund der zahlreichen Krisen in Europa, sei es Brexit, Eurokrise oder der Entledigung der Demokratie in Polen und Ungarn, für erstrebenswert.

Die Abschaffung der EU und die Vereinigten Staaten von Europa sind beide weit von der Realität entfernt. Ersteres ist schlimmer als letzteres genanntes. Wir brauchen eine starke, handlungsfähige EU, die die derzeitigen Mitgliedsstaaten, plus die neuen Staaten (Ukraine, Balkan, Island), gut integriert und jeder Staat seinem Platz in der EU gerecht wird. Erst Krisenmanagement, dann die Zusammenarbeit vertiefen und letztlich die Europäische Union reformieren.

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