Dass man sich erst (millisekunden) nach einer Entscheidung im Gehirn bewusst über die getätigte Entscheidung wird?
Naja so formuliert scheinst du ja den freien Willen als Illusion wahrzunehmen. Der Freie Wille setzt ja voraus, dass du die Entscheidung selbst triffst. Sich nur bewusst zu werden über eine Entscheidung, hieße ja sie eben nicht bewusst getroffen zu haben.
So ist ja auch das subjektive Empfinden. Du entscheidest dich einen Knopf zu drücken und dann folgt die Reaktion deines Körpers. Auf keinen Fall umgekehrt. Das Libet Experiment hat aber gezeigt, dass dein Gehirn bereits reagiert (Bereitschaftspotential) bevor du die Entscheidung triffst. Das passt ja nicht ganz zusammen oder?
Wie würde das mit einem freien Willen zusammenpassen?
Genau, das passt nicht zusammen. Und in der Wissenschaft ist das ein klarer Fall: Wenn die Theorie (Freier Wille) und die Beobachtung (Experiment) nicht kompatibel sind, dann ist die Theorie falsch. Jedenfalls ist der freie Wille offensichtlich nicht so, wie unsere Philosophen sich das ausgemalt haben.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass unser komplexes Nervensystem im Gehirn von sich aus arbeitet, und wir uns ein paar Millisekunden später darüber bewusst werden, sodass es nicht auffällt und Entscheidungen wie freie Entscheidungen wirken und wir in Wahrheit nur unser komplexes Gehirn unterschätzen.
Ja, das wäre eine Interpretationsmöglichkeit. Der Freie Wille als Illusion.
Was würde das im Bezug auf Determinismus, Kausalketten bedeuten?
Eben das was du selbst schon sagst. A->B, B-C es gibt keine Kontingenz, alles ist vorbestimmt.
Aber: Das ist alles hochspekulativ. Eventuell ist das genauso falsch, wie die Vorstellung des Freien Willens. Aktuell geht die Mehrheit der Forschenden davon aus, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt.