Wie setzt man dem Kind hier richtige Grenzen?

Hallo, ich habe heute als Gast in einem Haus eine Erziehungssituation beobachtet die ich (Mitte 20 und kinderlos), nicht für mich selbst erörtern kann.
Zur Ausgangslage:
Es geht um ein fast 7-jähriges Mädchen, sie lebt zusammen mit ihrer 50-jährigen Tante. Ihre Eltern sind drogenabhängig und haben schon früh das Sorgerecht abgeben müssen, sie lebt seit ihrem zweiten Lebensjahr bei ihrer Tante. Die beiden haben ein liebevolles, nahezu schon komplett durchschnittliches Mutter-Tochter Verhältnis.

Die Situation heute war folgende:

Das Mädchen kämpft immer wieder damit Grenzen und vorallem persönliche Grenzen ihrer Tante nicht akzeptieren zu können. Die Tante berichtet dass sie wirklich Probleme hat ihre eigene Privatsphäre haben zu können. Sie kann sich oft nicht mal umziehen oder duschen mit geschlossener Tür. An derartige Abmachungen wie "wenn ich mich 5 min. umziehe lässt du meine Zimmertür zu und kommst nicht ungefragt rein" hält sich das Mächen überhaupt nicht. Sie lässt sich auch keine Grenzen im Bezug auf körperliche Nähe setzen, und damit ist jetzt nicht kuscheln gemeint sondern alles. Sie hängt ihrer Tante permanent wortwörtlich am Rockzipfel und akzeptiert keine Pause.

Der Tante ist heute der Kragen geplatzt und sie hat wieder versucht ihre persönliche Grenze nach ewigen Zicken deutlich zu machen. Da es Bettzeit war sollte das Mädchen nun ins Bett gehen. Nach ewigem Gezeter drohte ihre Tante nun sie zwar ins Bett zu bringen, aber keine Gute-Nacht Geschichte vorzulesen. Das Mädchen ließ an dieser "Bestrafung" partout nicht locker und hängte sich darin auf. Die Tante brachte sie in ihr Zimmer ins Bett und ging dann in ihr eigenes Schlafzimmer und schloss die Tür. Das Mädchen konnte diese Art von abservieren einfach nicht hinnehmen, machte eine laute Szene und klopfte mehr als 40min an die Tür ihrer Tante. Im Wechsel schloss es sich in seinem eigenen Zimmer mit lautstarken Tür knallen und schluchzen ein um dann 2min. später wieder minutenlang an der Tür ihrer Tante zu klopfen. Dieses Spiel wiederholte sich gefühlt ewig und ging weit über ihre Zu-Bett geh Zeit hinaus. Die Tante antwortete auf keinen der Kontaktversuche und verblieb in ihrem Zimmer bis das Mädchen einschlief.

Ich frage mich als Außenstehender zum Einen ob diese Methode (nicht gegenüber dem Kind einzuknicken) die richtige war. Zum anderen frage ich mich wie man mit diesem in einer Art respektlose Verhalten des Kindes (das nicht respektieren von persönlichen Grenzen) richtig umgeht. Wenn ich mich in diese Situation hineinversetze weiß ich überhaupt nicht wie ich reagieren sollte.

Danke für alle die bis hierhin gelesen haben und vielleicht eine pädagogische oder eben aus Erfahrung resultierende Antwort für mich haben :)

...zum Beitrag

Wow, erst Mal schön geschrieben ☺️

Ich denke, das kenne ich noch zu gut aus meinen vergangenen Zeit, als ich ein rotzfrecher Lümmel war, der einfach nicht folgen wollte.

Meine Pflege-Eltern haben mir vor allem mit viel Geduld und Hingabe sowie Liebe und viel Aufklärung darin helfen können, mich in eine 180° Wendung zu katapultieren.

Ich wuchs selbst im Krankenhaus auf, da ich mit 1 1/2 Jahren ein Neureoblastom an der Blase besaß und eine lange Chemotherapie hinter mir hatte. Zudem meine leibliche Mutter in der Zeit noch mit meinem stark alkoholisierten Vater verheiratet war, worauf sie mich einfach im Krankenhaus zurück ließ und sich bis ich deutlich älter war, nicht mehr blicken lassen hatte. Der Alkoholkonsum war aber auch bei meiner Mutter ein starkes Problem, welcher mir auch starke Schäden zufügte, welche ich selbst heute noch mit mir tragen darf.

Worauf ich hinaus möchte, ist der Elan, mit denen meine neuen Eltern an mich herangingen, trotz das ich viele Schwierigkeiten hatte. Im Kiga schlug ich die Erzieher und sogar die Kinder, ich war gewalttätig, ungehorsam, hatte ADHS und man konnte mir zig Mal sagen, was ich tun sollte aber ich habe es meistens nicht gemacht, weil das Verständnis, warum ich bestimmte Sachen machte, nicht vorhanden war. Mir wurde nichts richtig erklärt, weshalb ich bestimmte Dinge nicht tun durfte und welche Gefahren darauf bezogen, lauerten.

Meine Eltern schickten mich mit 7 Jahren in eine Therapie für Verhaltensstörungen und damit ich lerne, mit ADHS umzugehen.

Daraufhin wurde es deutlich besser.

Ich denke als die Tante dann eingenickt ist, war sie einfach erschöpft und ich würde das auch verstehen. Allerdings sollte sie genau das beherzigen, was ich bereits sagte - nur mit guten Erklären kommt man bei (Klein)kindern wirklich zum Erfolg. Man kann das dann auch mit kleinen Belohnungen in Verbindung bringen und dann auch Mal das Kind loben, wenn es etwas gut gemacht hat, was es vorher vom Verhalten her, nicht richtig gemacht hatte. Das habe ich als Kind wirklich sehr geschätzt.

...zur Antwort