Es ist wichtig zu verstehen, dass im christlichen Verständnis Jesus Christus und Gott Teil der Dreieinigkeit sind, zusammen mit dem Heiligen Geist. Dies bedeutet, dass sie in ihrem Wesen, in ihrer Göttlichkeit und in ihren Absichten untrennbar miteinander verbunden sind, auch wenn sie sich in unterschiedlichen Personen manifestieren. Die Vorstellung, dass Jesus „netter“ als Gott der Vater ist, basiert oft auf einer selektiven Lesart der Bibel, die die unterschiedlichen Darstellungen Gottes im Alten und Neuen Testament nicht vollständig in den Blick nimmt.

Im Alten Testament werden Gottes Gerechtigkeit und sein Zorn gegenüber Sünde und Ungerechtigkeit oft hervorgehoben. Es gibt viele Geschichten, in denen Gott sein Volk zurechtweist und Strafen für Ungehorsam verhängt. Gleichzeitig enthält das Alte Testament zahlreiche Beispiele für Gottes Geduld, Barmherzigkeit und treue Liebe zu seinem Volk. Beispielsweise zeigt das Buch Hosea Gottes unaufhörliche Liebe und Vergebung gegenüber Israel trotz andauernden Abfalls.

Im Neuen Testament wird Jesus Christus als die Verkörperung von Gottes Liebe und Vergebung vorgestellt. Durch seine Lehren, sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung offenbart Jesus Gottes tiefe Liebe zur Menschheit und seinen Wunsch, dass alle Menschen errettet werden. Jesus betonte die Liebe zu Gott und zum Nächsten als die größten Gebote (siehe Matthäus 22:37-40) und praktizierte Vergebung, wie es in zahlreichen Begegnungen mit Sündern zu sehen ist, zum Beispiel als er der Ehebrecherin vergab (Johannes 8:1-11).

Die unterschiedlichen Darstellungen von Gottes Charakter im Alten und Neuen Testament sind also eher ergänzend als gegensätzlich zu verstehen. Sie offenbaren unterschiedliche Aspekte von Gottes Wesen: seine Heiligkeit und Gerechtigkeit sowie seine Liebe und Barmherzigkeit. Jesus verkörpert und offenbart die Liebe Gottes auf eine Weise, die für die Menschen besonders greifbar und verständlich ist. Es ist jedoch wichtig, sich daran zu erinnern, dass die christliche Lehre lehrt, dass Jesus und der Vater eins sind, wie Jesus in Johannes 10:30 sagt: „Ich und der Vater sind eins.“

Die Betonung von Vergebung und Liebe im Handeln Jesu soll nicht Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit im Alten Testament gegenüberstellen, sondern vielmehr zeigen, wie Gottes Erlösungsplan durch Jesus Christus seine Vollendung findet.

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