Trotz des globalen Temperaturanstiegs gibt es manche Gletscher, die tatsächlich gewachsen sind: Der Hubbard-Gletscher in Alaska im Südosten in der Nähe des kanadischen Territoriums Yukon ist als sogenannter Gezeiten- oder Meeresgletscher mit über 120 km Länge eines der größten kalbenden Gletscher der Welt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts dehnt er sich aufgrund steigenden Schneefalles rund 24 m jährlich weiter in die Disenchantment Bay aus, wodurch gelegentlich der nahegelegene Russell-Fjord nicht mehr zugänglich ist.
Auch wachsen laut wissenschaftlichen Bereichten manche Gletscher im Karakorum entlang der Grenze von Indien, China und Pakistan, obwohl die restlichen Gletscher im Himalaja abschmelzen. Der Karakorum ist zu 28 bis 50 % mit Gletschern bedeckt und gilt als das am stärksten vergletscherte Gebiet der Welt außerhalb der Polarregionen. Anhand von Satellitenbildern wurde festgestellt, dass bestimmte Gletscher um 11 bis 22 cm pro Jahr gewachsen sind. Messdaten zufolge sind die Niederschlagsmengen zwischen 1961 und 2000 im Winter gesteigen und die durchschnittlichen Sommertemperaturen gesunken. Auch die besonders hohe Lage der Gletscher bei über 3.300 m könnte eine Rolle spielen.
Der Jakobshavn-Gletscher in Grönland bei Ilulissat ist außerdem von 2016 bis 2019 um 20 bis 30 m jährlich aufgrund kälterer Wassertemperaturen gewachsen, allerdings verliert er weiterhin mehr Masse als hinzukommt und trägt damit zum steigenden Meeresspiegel bei. Dieses Gletscherwachstum scheint ein vorübergehendes Phänomen zu sein, das Wissenschaftler mit der Nordatlantischen Oszillation (NAO), also Luftdruckschwankungen im Nordatlantik, in Verbindung setzen.
Laut einem Bericht haben sich die Eisschelfe im Osten der Antarktischen Halbinsel zwischen 2000 und 2019 auf Grundlage von Satellitenmessungen wieder ausgedehnt, obwohl bis Ende des vergangenen Jahrhunderts die Region von einer rapiden Eisschmelze betroffen war. Ursache dafür könnten veränderte Wind- und Meereisverhältnisse sein. Seit 2020 hat jedoch die Menge an Eisbergen, die vom Eis abgebrochen sind, wieder zugenommen, was darauf hindeutet, dass der Eiszuwachs wohl nur vorübergehend war.
Zudem ging man ging lange davon aus, dass der Eisschild in der Ostantarktis relativ stabil sei. Einem Bericht von 2012 zufolge gewinne der ostantarktische Eisschild im Gegensatz zur Westantarktis sogar an Masse. Neuere Erkenntnisse zeigen jedoch, dass auch die Ostantarktis von der Eisschmelze bedroht ist und sich dies in den nächsten Jahrzehnten auf den Meeresspiegel und das Weltklima auswirken könnte.
Quellen: www.worldatlas.com, theweek.com, climate.nasa.gov, www.euronews.com, www.bbc.com