Nach der offiziellen deutschen Rechtschreibung bzw. der Rechtschreibreform von 1996 kann ein ß nach Langvokalen und Diphthongen (Doppelvokalen) erscheinen. Aus diesem Grunde schreibt man Wörter wie dass, Riss oder Nuss mit ss, während Spaß, Fuß oder reißen mit ß geschrieben werden. In der Schweiz und auch in Liechtenstein wird das ß jedoch immer ss geschrieben, sodass es keinen orthographischen Unterschied zwischen Maße und Masse gibt. Beim ß handelt es historisch gesehen um eine sogenannte Ligatur (Buchstabenverbund) aus ſ (dem langen s) und ʒ (dem Schleifen-Z).
In frühen Schriftstücken mit der Antiquaschrift (im Gegensatz zu den gebrochenen Schriftarten wie Fraktur und Textura) kam das ß sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland nicht vor. 1873 wurde in der Schweiz von Fraktur auf Antiqua umgestellt, wobei das ß erst später kurzzeitig eingeführt wurde, aber 1906 wieder abgeschafft wurde. Auf der Orthographischen Konferenz von 1901 in Berlin wurde die Verwendung des ß für die Antiqua vorgeschrieben, jedoch wurde diese Regelung in der Schweiz nicht konsequent beachtet. Es wurde später im Land beschlossen, dass das ß ab 1938 nicht mehr in den Volksschulen gelehrt werden sollte. Die Neue Zürcher Zeitung entschied erst 1974, das ß aufzugeben, nachdem die schweizerische Tageszeitung 1946 von Fraktur auf Antiqua umgestellt hatte. Seit der Reform von 2006 existiert das ß auch im offiziellen Schriftverkehr nicht mehr.
Die Ursache, weshalb das ß nicht anerkannt wurde, könnte mit der Einführung von Schreibmaschinen ab Ende des 19. Jahrhunderts zusammenhängen, um ein zusätzliches Zeichen auf der Tastatur einzusparen. Die Tatsache, dass in der Schweiz neben dem Deutschen auch Italienisch und Französisch gesprochen wird, könnte auch einen Einfluss in der orthographischen Entwicklung darstellen.
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9F#Entstehung_des_%C3%9F_in_der_deutschen_Sprache, https://auf-in-die-schweiz.de/magazin/eszett-ss-in-der-schweiz/