Na ja, es sind wohl doch leider die Vorurteile, die dorfbengel da verbreitet.

Zunächst einmal ist ja der Unterricht in der Waldorfschule etwas anders aufgebaut, wie an der Regelschule. Z.B. der Hauptunterricht und dann auch die Zusammensetzung der Fächer. Ohne das zu berücksichtigen kann man kaum angemessen über die Rolle des Waldorflehrers schreiben.

Waldorflehrer sind Menschen wie Du und ich - ich hatte 3 Kinder an der Waldorfschule bis zum Abitur. Bin selbst Lehrer gewesen - jetzt im Ruhestand.

Beeindruckt hat mich immer der künstlerisch musische Teil des Unterrichts, was durch die Neurologie (Hüther) voll bestätigt wird. Anthroposoph bin ich nicht.

Zu den Aufgaben: Der Klassenlehrer führt die Epochen durch. Ohne Zweifel hat er dadurch eine besondere Rolle - aber kein überwältigendes Vorbild. Dadurch dass der Unterricht nicht nur auf Kopfarbeit ausgerichtet ist, sondern auf das Erleben der Kinder, ist der Lehrer auch immer ein Stück Lernbegleiter. Dazu trägt auch der ganzheitliche Ansatz der Pädagogik bei. Nicht unterschätzt werden dürfen auch die wöchentlichen pädagogischen Konferenzen, an denen meist auch der Schularzt teilnimmt. Es geht also nicht nur um die Leistung in Deutsch, Mathe, Englisch, sondern immer um den Blick auf das ganze Kind.

Das bedingt auch ein ganz anderes Verständnis von Mitbestimmung, bzw Demokratie. An der Regelschule ist es sowohl um Mitbestimmung bzw. um Demokratie grottenschlecht bestellt. Es gibt durchaus Ausnahmen. Durch die Förderung der ganzen Person des Kindes gibt es in der Waldorfschule vielleicht keine formaldemokratischen Einrichtungen wie Klassensprecher, aber das Erleben der Schüler voll und ganz als Mensch in seinem Sosein akzeptiert zu werden und in seiner Meinung zu unterrichtlichen Themen wirklich berücksichtigt zu werden, wie Gerald Hüter sagen würde: dazu zugehören, angenommen zu sein. Zumindest habe ich das bei meinen Kindern so erlebt.

Auch die Elternarbeit ist ganz anders. Der Klassenlehrer macht immer wieder die Entwicklungsschritte der Kinder transparenter. Die Elternabende wurden im Gegensatz zur Regelschule immer von fast allen Eltern besucht und es ging in der Regel eben nicht darum, wie ist denn mein Kind, sondern um pädagogisches Verständnis für die Situationen der Kinder in dem betreffenden Lebensalter.

Ich stehe gerne auch weiterhin als Ansprechpartner bereit - auch außerhalb dieses Forums service at paed.com.

Liebe Grüße und viel Erfolg

Juegoe

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