Meine Freundin und ich sind seit etwa 1,5 Jahren zusammen. Wir kannten uns schon länger und haben damals auch zwei Anläufe gebraucht, bis wir zusammenkamen. Nach den "Startschwierigkeiten" hatten wir aber bis jetzt eine wunderschöne Beziehung: Wir haben wahnsinnig viel Schönes erlebt, viel Zeit zusammen verbracht, uns viel Liebe und Sicherheit geben können und quasi nie gestritten.

Im Sommer ist in meinem Leben viel passiert. Unfall und Tod von Familienangehörigen, Jobwechsel, keine Ferien gemacht, nur noch Stress und ich habe zu wenig auf sie und auf die Beziehung Acht gegeben. Ich habe gemerkt, dass wir uns voneinander entfernen und wollte das Thema ansprechen.

Das war jetzt vor etwas mehr als einer Woche und wir haben uns dann über mehrere Tage ziemlich gestritten. Ich komme aus einer ziemlich toxischen Beziehung mit viel Streit, sie kommt aus einer Beziehung in der (laut ihrer Aussage) zu wenig geredet wurde, aus diesem Grund gab es aber auch nie Streit. Wir haben also beide ganz anderes Konfliktverhalten: Ich möchte immer sofort alles klären und Lösungen finden, sie reagiert mit "Ich weiss auch nicht" und mauert.

Der Streit war zu Anfang völlig banal, es hat sich jedoch schnell gezeigt, dass wohl noch mehr dahintersteckt. Schlussendlich fielen Sätze von ihr wie "Ich fühle mich eingeengt", "Ich habe Angst, dass ich dich nicht glücklich machen kann", "Ich fühle mich nicht mehr wohl in unserer Beziehung". Ich habe versucht Lösungen zu finden, sie meinte, es wäre ihr wichtig, mehr Zeit mit Freunden und Familien verbringen zu können und auch mal Abstand zu haben. Für mich ist das kein Problem, es hat sich gezeigt, dass es wohl einfach ein Missverständnis war: Sie meinte, dass sie immer bei mir sein sollte, weil so eine gute Beziehung funktioniert und mir ständige Nähe wichtig sei. Mir war das aber gar nicht so unglaublich wichtig, wie sie gemeint hat, ich habe es einfach mal so hingenommen, weil es zu Anfang schön war, habe aber auch kein Problem damit, wenn es sich jetzt ändert. Im Gegenteil: Wir sind ein bisschen auf Abstand gegangen und es hat mir echt gut getan! Sie meinte dann auch, sie finde, es tue unserer Beziehung gut.

Wir haben also einige Dinge geändert: Wir sehen uns nicht mehr ganz so viel und wir schreiben auch nicht mehr ständig. Das war am Anfang halt doch eine ziemliche Umgewöhnung und hat mich stark verunsichert, weil sie auch darüber gesprochen hat, dass sie an ihren Gefühlen zweifelt. Die Kombi war nicht so toll und hat mich echt verletzt....

Jetzt habe ich mich aber schon ziemlich damit arrangiert, wir haben nochmal darüber gesprochen und sie meinte auch, dass es ihr jetzt besser gehe und sie weniger Druck verspürt. Aber sie gibt mir immer noch mixed signals. Mal sagt sie es wird besser, dann zweifelt sie wieder an den Gefühlen und an der Beziehung. Dann stört sie sich daran, wenn ich sie nicht küsse zur Begrüssung, dann sagt sie wieder sie wolle grad nicht so viel Nähe.

Wir waren uns eigentlich einig, dass es jetzt Zeit braucht und sich dann schon wieder einpendeln wird, gestern Abend meinte sie aber plötzlich wieder, sie habe Angst, dass die Gefühle "nie mehr so seien wie vorher " und "sie fühle sich nicht wohl mit uns". Ich habe sie gefragt, ob es etwas gibt, dass ich ändern kann, sie meinte Nein, das sei ihr Problem und sie sei dran ihre persönliche Baustelle zu beseitigen. Ich habe auch gefragt, warum sie sich denn nicht wohl fühle und sie konnte mir keine Antwort geben.

Ich kenne sie schon lange und habe bemerkt, dass es manchmal so ein Muster in ihrem Verhalten gibt. Das war bei ihren früheren Beziehungen so, aber auch in anderen Bereichen ihres Lebens (Job, Hobbies, Familie). Manchmal scheint sie so eine Riesen-Unzufriedenheit mit sich selbst und allem drumherum zu haben und dann muss sie "alles ändern". Das hat uns, bevor wir zusammen waren schon einmal auseinandergetrieben. Glücklicher wird sie aber dadurch auch nie (ihre Aussage). Sie sagt selbst manchmal, sie sei rastlos und wisse einfach nicht was sie wolle. Ich habe das Gefühl, das, was ich bis jetzt nur als Zuschauerin mitbekommen habe in den Bereichen Job, Wohnung etc. passiert jetzt auch mit unserer Beziehung und das tut so unfassbar weh, weil ich mich richtig hilflos fühle.

Ich bin bereit ihr Zeit und Raum zu geben und an der Beziehung und an mir zu arbeiten aber es macht mich langsam so fertig, immer diese Unklarheit zu haben. Ich würde so gerne für diese Beziehung kämpfen, ich liebe sie und will sie auf keinen Fall verlieren, aber ich frage mich, ob es überhaupt noch Sinn macht? Gibt es etwas, das ich tun kann um uns zu retten?