Ich habe großes Verständnis für die Schweizer Mundart und erkenne an, dass sie ein wichtiger Teil der Identität und Kultur ist. Dennoch ist es objektiv unpraktisch, dass sie keine einheitliche Grammatik, Konjugation oder Deklination besitzt, die national gilt. Jeder Kanton spricht anders, was die Verständigung nicht nur für Außenstehende, sondern auch innerhalb des Landes erschwert.

Hochdeutsch ist eine der offiziellen Landessprachen, neben Französisch und Italienisch. Das Rätoromanische lasse ich hier bewusst außen vor, da es national kaum Gewicht hat und fast ausschließlich in Graubünden relevant ist.

In Ländern wie Deutschland, Italien und Frankreich gibt es zahlreiche Dialekte, doch eine standardisierte Hochsprache sichert die Verständigung und wird selbstverständlich genutzt. In der Schweiz hingegen wird Hochdeutsch oft nicht nur vermieden, sondern teilweise sogar abgelehnt – und das, obwohl es die Sprache ist, in der Gesetze verfasst, Verträge unterzeichnet und internationale Geschäfte geführt werden.

So sehr viele Schweizer ihre Mundart lieben – sie ist und bleibt ein regionaler Dialekt, der keine einheitliche Grammatik besitzt und daher weder in der Wirtschaft noch im sozialen Leben wirklich alltagstauglich ist. Ohne eine standardisierte Form kann keine effektive Verwaltung, kein funktionierendes Bildungswesen und keine überregionale Kommunikation gewährleistet werden.

Dennoch begegnen viele Deutschschweizer Hochdeutsch nicht nur mit Skepsis, sondern teilweise mit offener Ablehnung. Während in der Romandie standardisiertes Französisch und im Tessin korrektes Italienisch gesprochen wird, wird beim Deutschen so getan, als sei Hochdeutsch eine Zumutung. Dabei ist es genau die Sprache, in der alle Schweizer schreiben, Verträge unterzeichnen, Gesetze formulieren und sich international verständigen.

Diese bewusste Verweigerungshaltung wird international nicht nur mit Verwunderung, sondern oft auch mit Spott betrachtet. Viele Expats und Zugezogene empfinden es als unhöflich oder gar diskriminierend, dass selbst in professionellen oder formellen Situationen absichtlich auf Mundart bestanden wird.

  • Wer Hochdeutsch spricht, wird nicht selten sozial oder beruflich ausgegrenzt, weil Kollegen absichtlich auf Mundart umstellen – obwohl sie perfekt Hochdeutsch sprechen könnten.
  • Viele Expats berichten, dass sie nie wirklich integriert werden, weil sie in Gesprächen bewusst ausgeschlossen werden.
  • Unternehmen beklagen, dass die Schweiz durch ihre sprachliche Isolation an Attraktivität verliert und sich unnötig abschottet.

Während andere Nationen ihre Standardsprachen als kulturellen und praktischen Vorteil sehen, grenzt sich die Schweiz mit einer sprachlichen Inselmentalität zunehmend selbst aus.

Natürlich ist es wichtig, Dialekte zu pflegen. Doch wenn eine Gesellschaft ihre eigene Hochsprache aktiv meidet und dadurch die Verständigung unnötig erschwert, wird aus einem Identitätsmerkmal ein Hindernis.

Sprache sollte Brücken bauen – nicht Mauern errichten.

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