Jenseits der Grenzen
Der Regen prasselt stürmisch auf das gewellte Blechdach, welches mich in fünf Meter Höhe vor dem tropischen Sommerregen des australischen Nordens schützt. Ich sitze auf der Mitarbeitertoilette von Bunnings, der größten Baumarktketten auf der südlichen Erdhalbkugel. Seit gut zwei Monaten verbringe ich mehr als sechzig Stunden in der Woche damit Regale einzuräumen, die Gänge zu fegen und hysterischen Kunden in diesem überdimensionalen Blechkasten den Weg zu ihrem gewünschten Artikel zuweisen. Das einzige Licht in dieser Werkstoffhölle sind vier Menschen die mir in dieser Zeit sehr ans Herz gewachsen sind. Und so , die gleiche Motive in unseren Herzen tragend, die Suche nach einer zwanglose Existenz, sitzen wir während unserem alltäglichen Mittagsritual nebeneinander auf dieser viel zu hellen Gemeinschaftstoilette. Spontan bekomme ich das Gefühl das sich mir meiner Atemwege zuschnüren, und das hat nichts mit dem zu tun was links und rechts neben mir passiert. Aus dem inneren erwächst das Bedürfnis meine momentane Situation radikal zu ändern und ich spreche das erste aus was meine Gedanken formulieren – Ich muss sofort hier weg !! Obwohl der Raum geschwängert ist von dem Trommelwirbel den Mutternatur uns in diesem Moment beschert, höre ich vier Stimmen gleichzeitig laut und deutlich im Chor, wir kommen mit !! Keine Sekunde zweifel ich den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen an und so beschließen wir, noch immer auf unseren Toiletten sitzend, dass wir einmal um den Kontinent fahren um in Sydney das neue Jahr zu begrüßen. Es ist der 7.12.2007 und uns bleiben noch genau vierundzwanzig Tage um die 15000 Kilometer von Townsville bis zu unserem Ziel zurückzulegen. Nach dieser letzten Mittagspause gehen wir direkt zu unserem Vorgesetzten und verkünden mit einem erwartungsvollen Lächeln auf den Lippen dass wir jetzt gehen müssen, auf die Frage nach einem Grund antworte ich nur: Because we have to !- Ich erkenne ein Anzeichen von Verständnis in seinem vom Alkohol aufgedunsenem Gesicht und mit einem schwermütigem Lächeln wünscht er uns viel Glück, als wir gehen und ich mich noch einmal umdrehe erkenne ich die Dämonen mit denen dieser aufrichtige Mann Tag ein Tag aus zu kämpfen hat und beschließe ein Stück von ihm mit auf unsere Reise zu nehmen. Die ersten Schritte die ich außerhalb des Baumarktes zurücklege lasse mich an einen jungfräulichen weißen Sandstrand denken, ich rieche das Meer, schmecke das Salz auf meinen Lippen. Meine Fesseln habe ich zwischen den Regalen zurückgelassen. Drei Stunden später ziehen die letzte Zeichen der Stadt an mir vorbei, ich kurbele das Fenster weit genug nach unten um meinen Kopf hinaus zu strecken, die Luft duftet wunderbar nach nassem Asphalt, die Sonne zaubert kleine Kaleidoskope auf die Straße die aufgeregt durcheinander tanzen. Ich schaue nach hinten und sehe einen alten weißen Van, als er zu uns aufschließt erkenne ich Joe, einen meiner Reisegefährten, sein Kopf aus dem Fenster gestreckt, die Haare