Den Atem anhaltend lauschte Sara in die Stille hinein. Schritte. Der Lichtschalter. Eine Tür, die sich leise aber hörbar schloss. Ein Schlüssel, der im Schloss umgedreht wurde. Wieder Schritte. Sara wartete nicht länger ab. Sie wusste, dass ihr Vater spätestens jetzt unter der Dusche stand. Leise schlich sie die Treppe hinunter. Und da war es auch. Wasser, das gegen die Duschscheibe prasselte. Das Geld in der Hand haltend blieb sie kurz im Erdgeschoss stehen. Die Rollos waren  noch unten, es war stockfinster. Ein Glück, dass ich schon mein Leben lang in diesem Haus wohne, sonst würde ich hier nicht zurechtkommen. Sie stellte sich vor, wie sie gegen sämtliche herumstehenden Gegenstände stieß, wie durch eine unbedachte Armbewegung eine Blumenvase umfiel. Ihr Vater, aus Angst es wäre ein Einbrecher, aus der Duschkabine raste, nur bekleidet mit einem Handtuch um die Hüfte. Sara musste sich ein Lachen unterdrücken. Wie dumm es wäre, wenn sie ausgerechnet durch ihr Lachen auf sich Aufmerksam machen würde.   Langsam tastete sie sich durch die Dunkelheit, bis sie an das Schlafzimmer ihrer Eltern angekommen war. Die Tür stand einen Spalt offen und Sara hielt die Luft an, um keinen Laut von sich zu geben. Sie streckte die Hand aus, um die Kommode links von ihr zu berühren. Jetzt musste sie nur noch gerade aus gehen um an den Stuhl zu gelangen, auf dem ihr Vater für gewöhnlich seine Jacke hinlegte. Da war sie. Der Geruch von Leder stieg ihr in die Nase. Sie tastete in die linke Jackentasche. Leer. Kurz kämpfte Sara mit der Angst, ihr Vater hätte – aus welchem Grund auch immer – seinen Geldbeutel irgendwo anders positioniert. Doch als sie in seiner rechten Jackentasche das fand, wonach sie suchte, atmete sie erleichtert auf. „Sara?“ Panische Angst überfiel sie. Das Licht ging an. Ihre Mutter saß im Bett und guckte sie aus verschlafenen Augen an. Sie, mit dem Geldbeutel und den zwei Scheinen in der Hand, hatte nun keine Gelegenheit mehr, sich herauszureden. „Was machst du da mit Papa’s Geldbeutel?“ Oh nein, lass das ein böser Albtraum sein. Was sollte sie antworten? Und wieso war ihre Mutter überhaupt zu Hause und nicht in der Arbeit, wo sie jeden Morgen war? Nicht im Stande etwas Sinnvolles zu sagen, gab Sara stotternd ein paar zusammenhanglose Begriffe von sich. Ihre Mutter schien zu merken, dass irgendwas nicht stimmte, denn sie schlug die Decke zurück und stand verärgert auf. „Leg sofort das Geld wieder zurück!“ Sie dachte vermutlich, dass Sara es hatte klauen wollen. Was ja auch in gewisser Weise stimmte. Das läuft vollkommen in die verkehrte Richtung, dachte Sara verzweifelt. „Mama, ich wollte doch nur...“ Mist. Hier würde sie nicht ungeschert davon kommen. Sara gab auf und sagte lieber nichts. Egal, was sie erwidert hätte, es hätte alles nur noch viel schlimmer gemacht. „Was fällt dir ein uns beklauen zu wollen?!“ Ihre Mutter war sehr wütend und nahm ihr das Geld und den Geldbeutel aus der Hand. „Geh hinauf in dein Zimmer, du wirst die nächsten Tage daheim bleiben und mal über deine Taten nachdenken.“ Stumm wankte Sara aus dem Zimmer ihrer Eltern. „Du kannst froh sein, dass ich Papa über diesen Vorfall nicht Bescheid sagen werde.“ Und damit entließ ihre Mutter sie. Hausarrest. Das Dümmste, was ihr hätte passieren können. Eingesperrt in ihrem Haus. Eingesperrt mit ihrer Familie. Die stummen Vorwürfe ihrer Mutter, die sie ertragen werden müsse. Eingesperrt, wie es sich für einen Dieb eben gehört, dachte Sara kopfschüttelnd. Und das alles nur wegen einem dummen, vierzehnjährigen Jungen.  Wenn er ihr jetzt schon Probleme bereitete, wie würde es dann erst in Zukunft Probleme geben? Wenn es denn überhaupt eine Zukunft gab. Gedankenlos legte sie sich wieder in ihr Bett. Ach, Alex, dachte Sara noch und schlief wieder ein.

Ein paar sachen sollen Gedanken sein, die waren eigentlich ursprünglich kursiv gedruckt, ich hoffe das verwirrt keinen. :-P

...zur Antwort

danke danke danke übrigens für die zahlreichen antworten!! :-)

...zur Antwort

er ist weder ein egoist, noch nutzt er mich aus. er sagt selber oft dass ich wahrscheinlich besser ohne ihn dran wäre, aber ist das nicht genau ein grund ihn NICHT zu verlassen? er hat's schwer gehabt, ich will es ihm nicht noch schwerer machen. außerdem könnte ich nie, nie, nie ohne ihn.

...zur Antwort