Meiner Meinung nach seid ihr zwei mündige erwachsene Menschen, die letztendlich jeder für sich selbst entscheiden können, ob die Geheimhaltung eurer Beziehung richtig oder falsch ist!

 Wie fühlt es sich für dich denn an, richtig oder falsch? Ich denke, da du dich auf eine Beziehung mit ihr eingelassen hast, obwohl du wusstest, dass sie bereits in festen Händen ist, fühlt es sich für dich sicher gut und richtig an, wenn du mit ihr zusammen bist? Da du selber ja keine Freundin hast, die dadurch betrogen wird, brauchst du dich, wie ich finde auch nicht mit einem schlechten Gewissen oder Schuldgefühlen plagen.

Sie begeht den Vertrauensbruch gegenüber ihrem Ehemann, nicht du (außer er ist ein guter Freund von dir; aber ich denke mal, ihn kennst du nicht), wenn sich einer von euch beiden mit Schuldgefühlen die Stimmung trüben lassen könnte, wäre sie es. Da sie ja auch bereits Mutter und somit ein Erwachsener mit einer gewissen Lebenserfahrung ist, bin ich auch sicher, dass sie ihre Entscheidung eine heimliche Beziehung mit dir zu beginnen, gründlich durchdacht hat. Sie hat, wenn ihr erwischt werdet wohl auch mehr zu verlieren als du ... ABER wenn sich noch eine weitere Person vorzuwerfen hätte, etwas falsch gemacht zu haben, dann ist es höchstens ihr Ehemann!

Zu einer glücklichen Beziehung (oder Ehe) gehören immer zwei und bereits wenn einer auch nur ans fremdgehen denkt, ist das ein Anzeichen dafür, dass in der Paar-Beziehung etwas fehlt oder schief läuft. In einer guten Ehe, in der die Partner sich gegenseitig schätzen, respektieren und vertrauen, können sie dieses Thema offen zur Sprache bringen. Anstatt sich mit Vorwürfen zu überhäufen, kann man gemeinsam (und zwar jeder zuerst bei sich selbst) mögliche Gründe suchen. Zu Beginn der Ehe denken beide Partner sicher auch nicht oft ans Fremdgehen, aber gerade wenn man Kinder hat, hat man zusätzlich einen neuen Verantwortungsbereich, eine neue Rolle: Da man von der Elternschaft ja auch nicht mal einen Tag frei nehmen kann, hat man also als Frau, nicht nur Arbeitskollegin, gute Freundin und aufmerksame und liebevolle Ehefrau/Partnerin zu sein, man ist gleichzeitig 24 Stunden Mutter! Wenn Kinder mit ins Spiel kommen, muss jedes Paar in ihrer Mann/Frau Beziehung Abstriche machen. Ich denke, kaum einer, der aufrichtig liebt und glücklich in einer Beziehung ist, denkt auch nur darüber nach, wie es wäre, fremd zu gehen. Der Grund, warum sie ihren Mann betrügt, hat gar nichts mit dir zu tun und  ist allein in der Paarbeziehung zu ihrem Mann zu suchen!                                    

Ich persönlich finde wichtig, was ihr beide empfindet; wenn ihr beide mit eurer geheimen Beziehung glücklich seid und es sich für keinen unangenehm oder falsch anfühlt, ist es auch nicht falsch! Denn genau genommen sind Begriffe wie richtig und falsch (oder Gut und Böse) nur Wertungen, die im menschlichen Denken existieren. In der Natur gibt es das nicht... die Dinge sind, wie sie sind ... Gut und Böse sind Erfindungen der Menschen; genauso auch die lebenslange treue monogame Beziehung. Klar gibt es das auch bei einigen Tierarten, dass sich Paare finden, die ein Leben lang zusammen bleiben, schaut man da aber genauer drauf, findet man unter der Liste der 10 treuesten Tiere vor allem Vögel... es werden nur 4 Säugetierarten aufgezählt, die sich lebenslang binden und nur drei sind dabei treu! Da die große Masse der Art Lebewesen, zu der wir gehören, sich weder lebenslänglich an einen Artgenossen bindet noch monogam lebt, brauchst du dir überhaupt keine Sorgen zu machen, ganz neutral betrachtet ist eure Beziehung ganz natürlich, völlig dem Verhalten eines gesunden Säugetieres entsprechend! 

Ach (auch wenn ich gar kein Ende finde), auch dass am Ende die Kinder die Leidtragenden sind, wie Lexa1 schreibt, liegt nicht in deinem Verantwortungsbereich. Kinder können genau so in einer Beziehung die Leidtragenden sein, in der sich beide Eltern unglücklich und unzufrieden fühlen, sich aber vor den Kindern und für die Kinder zusammen reizen. Das Glück der Eltern überträgt sich auf die Kinder, geht es Mama und/oder Papa gut, geht es auch den Kindern gut. Streiten Mama und Papa aber immer mehr oder schlafen nicht mehr in einem Bett oder lachen nicht mehr zusammen, sind die Kinder meist die ersten, die fühlen, dass etwas zwischen den Eltern nicht mehr so ist, wie es mal war. Wenn du die beiden Kinder deiner Freundin bisher noch nicht kennengelernt hast, würde ich dir raten, dies auf einen Zeitpunkt hinaus zu schieben, an dem sich abzeichnet (und zwar klar), ob eure Beziehung so innig ist, dass sie für dich ihren Mann verlassen möchte. Du solltest sicher sein, dass du in Zukunft nicht nur für sie, sondern auch für ihre Kinder da sein willst und kannst. Kinder fühlen sich sicher und geborgen durch immer wieder kehrende Rituale und die kannst du dir später mit ihnen schaffen, wenn die Beziehung ernst wird und auch nicht mehr geheim sein muss. Klar würden die Kinder leiden, weil Mama und Papa nicht mehr zusammen sind, aber so lange ihre Mama ihnen nicht zumutet, dass alle drei Monate ein anderer fremder Mann das Familienleben durcheinander bringt, ist das durchaus vertretbar!

Wenn es um Gefühle geht, suche die Antwort nicht mit logischem Verstand, sondern folge deinem Herzen, deinem Bauchgefühl, genieße das gegenwärtige Gefühl des Verliebt-Seins und sei einfach glücklich! Dass ihr eine Beziehung habt, ist jetzt halt so passiert, die Vergangenheit kann man nicht ändern und was die Zukunft bringt nur vermuten, sei mit deinen Gedanken in der Gegenwart und folge deinen Gefühlen und Impulsen! Denn so jung wie heute wirst du nie wieder sein und auch wenn ihr beide später kein Happy End haben solltet, kannst du aus dieser Beziehung viel für dich und über dich lernen! Viel Glück für Euch!

PS. Ich selbst glaube überhaupt nicht mehr an den Bestand glücklicher Paarbeziehungen. Meiner Meinung nach gibt es aufrichtige, innige und über alle Umstände erhabene Liebe nur zwischen Eltern und ihren Kindern. Das Gefühl in jemanden verliebt zu sein, ist nur Resultat eines bestimmten Hormonmixes, der in unserem Körper ausgeschüttet wird, wenn wir  an Paarung interessiert sind oder uns bereits erfolgreich (d.h. bis zum Orgasmus) gepaart haben. In einer offenen modernen Gesellschaft sollten Menschen nicht mit gut oder schlecht bewertet werden, nur weil ihr Sexualleben oder ihre Beziehung, nicht dem entspricht, was man selber bevorzugt!