Hallo :)
ich glaube, dass das keine der Fragen ist, die man eindeutig beantworten kann. Und selbst wenn bin ich die Falsche, weil ich es selber noch nicht aus dieser Situation geschafft habe. Aber ich kann dir meine Erfahrungen schildern:
Warum glaubst, dass du Depressionen hast? Selbstdiagnosen sind gefährlich. Man versteckt sich hinter seiner Depression und hat nur noch Selbstmitleid, was keine Probleme löst.
Ich will nicht sagen, dass du dir das nur einbildest. Mir wurde das so oft gesagt und auch sowas wie "Du willst nur aufmerksamkeit" hört man oft. Ich weiß genau, was diese Sätze mit einem machen: sie ziehen dich noch mehr runter in das Loch, in dem du eh schon steckst. Du hast das Gefühl, dass dich wirklich keiner versteht. Und wenn man erstmal solche Sätze gehört hat, ist es noch schwerer, sich anderen anzuvertrauen. Aber das ist wirklich wichtig. Dass du nicht zu einem Therapeuten gehen willst, kann ich voll verstehen. Bei mir war es so, dass ich es auch nicht wollte. Ich und Therapie? Ich bin doch nicht bekloppt. Ich weiß, es sind Vorurteile, aber man will dann eben doch nicht, dass man selbst eine Therapie braucht. Das machen doch nur Verrückte oder? Nein! Definitiv nicht. Ich war bis heute noch nicht in einer Therapie, aber ich habe nächste Woche meinen ersten Termin bei einem Therapeuten... Aber bevor ich so weit war, ist viel Zeit vergangen. Es hat erstmal ewig gedauert, bis ich es mir eingestanden habe. Dann nochmal ewig, bis ich es meinen Eltern gestanden habe und dann nochmal ewig, bis ich damit zu meiner Hausärztin gegangen bin. Ich hab ihr meine Symptome aufgezählt - Schlafstörungen, weinen, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Essprobleme, Lustlosigkeit, das Gefühl, nichts mehr zu fühlen etc - und ihre Diagnose: Depression bzw depressive Phase, der Grund dafür war unklar. Sie meinte, dass es an der Schilddrüse liegen könnte. Also habe ich einen Bluttest gemacht. Und tatsächlich: eine krasse Unterfunktion. "Es ist ein Wunder, dass du überhaupt noch lache kannst.", waren ihre Worte. Dann habe ich Schilddrüsenhormone bekommen. Bei den meisten ist es so, dass diese Tabletten innerhalb einer Woche eine Wirkung zeigen. Bei mir leider auch nach einem halben Jahr nicht, deswegen gehe ich ja jetzt den nächsten Schritt.
Zum Thema ritzen. Ich muss leider sagen, dass ich verstehe, warum man das macht. Das Gefühl, nichts mehr zu fühlen, ist einfach nur schrecklich. Und wenn man es lange spürt, hält man es einfach nicht mehr aus. Man MUSS einfach irgendwas spüren und wenn es der Schmerz ist. Ich habe mich noch nie geritzt, aber ich habe mir einmal mit einem Bimstein den ganzen Handrücken aufgeschrabbt (wirklich keine gute Idee, das tut auch noch nach zwei Wochen höllisch weh!) und ein anderes mal habe ich mir aus Verzweiflung mit einer Schere im Handgelenk rumgebort (keine Angst, weit weg von der Hauptschlagader). Und was habe ich davon? Eine vernarbte Hand. Mehr nicht. Für ein paar Sekunden ging es mir besser, aber dann habe ich mich nur noch beschissener gefühlt. Wie krank muss ich eigentlich sein, dass ich sowas mache?, habe ich gedacht und denke ich auch heute noch.
Depressionen sind so ein weitgreifendes Thema. Sie bestimmen seit fast zwei Jahren mein Leben und ich glaube fest daran, dass das alles anders verlaufen wäre, wenn ich mir und meinem Umfeld alles viel, viel früher eingestanden hätte. Aber ich habe es ja nicht für eine Krankheit, sondern für Schwäche gehalten.
Ich wünsche dir auf deinem Weg gegen die Depression viel Kraft. Die wirst du brauchen, der Weg ist lange (wie gesagt, ich leide seit 2 Jahren unter Depressionen und noch lange ist kein Ende in Sicht). Du musst, wenn du keine Behandlung willst (was aber wahrscheinlich das beste wäre), einfach viel ausprobieren. Sport, Schokolade, Ablenkung oder einfach reden. Du machst das schon!
Liebe Grüße!