Hallo...
Kurz zu mir (w21): Meine letzte Beziehung ist 1 Jahr her. Insgesamt hielten alle max. 14 Monate, ich habe immer Schluss gemacht. Ich wollte mich einfach nicht mit Konflikten auseinander setzen. Das möchte ich nun ändern, auch mal um die Beziehung kämpfen. Da ich gerade in Therapie bin, bin ich anfällig für "Verbesserungsvorschläge".
Und nun hab ich ihn (26) kennengelernt.
Wir sind beide kreativ, inspirieren uns gegenseitig. Nur leider bin ich sensibel und er Fan der "radikalen Ehrlichkeit". Anfangs hat sich dies in außergewöhnlichen Komplimenten geäußert. Er machte Dates aus, hat sich Mühe gegeben. Es schimmerten immer mal blöde Kommentare durch, die ich ignoriert habe.
Nach 2 Monaten inkl. vieler Übernachtungen fingen die Diskussionen an.
Meist geht´s um diese Punkte:
- Er kommentiert aus dem Blauen heraus irgendwas an mir ("Du bist unaufmerksam im Straßenverkehr" / "Du fährst zu langsam" / "Schonmal dran gedacht deine Augenbrauen zu zupfen?" / "Du siehst so blass aus" / "Du bist ja eingebildet. Glaub nicht, dass ich dich so sehr mag, dass ich das für dich tun würde" )
- Er mag weder meinen Humor noch meinen Musikgeschmack
- Wenn er beleidigt ist, weil ich z.B. nicht übernachte, redet er alles Schlecht oder wird defensiv ("Ja ist mir egal ob du hier schläfst, du kannst auch gleich nach Hause fahren, der nächste Bus fährt in 10 Min., du musst nicht hier bleiben")
- Er ist bei vielen Dingen schneller als ich (im Bad, auf dem Rad, zu Fuß). Aber statt zu warten oder einen Kompromiss zu finden, fährt/ geht er voraus und lässt mich stehen. Ich hechte dann hinterher.
Parallel dazu diese tollen Komplimente, wunderbarer Sex. Er wollte wissen, ob ich nebenbei noch date etc. Ich war verwirrt und sagte, dass ich mich unter Druck gesetzt fühle & Zeit brauche. Das verstand er.
Seitdem ist er vorsichtig, was Date-Vorschläge angeht. Möchte sich nicht "aufdrängen". Gepaart mit immer mehr "Ehrlichkeit", fühle ich mich zunehmend unwohl.
Ich dachte erst, wir würden uns ergänzen. Mittlerweile tut mir seine Art weh. Wenn ich ihm das sage, ist es "ja nur ehrlich gemeint" und ich "soll mir das nicht so zu Herzen nehmen" bzw. "das soll ja keine Kritik sein", es ist ihm nur "aufgefallen".
Am Anfang hatte ich Angst meine Meinung & Gefühle zu äußern, worin er mich bestärkte. Ich dachte erst, der Fehler läge komplett bei mir, dass ich einfach zu sensibel bin. Hab ihn als "Vorbild" gesehen, als mentales Training. Weil er meine Fehler offenlegt, die ich stellenweise nichtmal selbst erkannt habe. Ich dachte, das mache eine gute Beziehung aus...
Seitdem ich offener bin fühle ich mich, als würde ich nörgeln. Denn für ihn sind unsere Diskussionen Kleinigkeiten, er ist zufrieden. Ich reagiere laut ihm "sehr stark" auf seine Worte.
Ich bin zunehmend gestresst, glaube mich anpassen zu müssen damit es funktioniert.
Anfangs war´s doch so toll? Ich frage mich, wie viele Kompromisse gesund sind und ab wann jemand nicht mehr "gut tut". Da hab ich zu wenig Erfahrung.
Was meint ihr dazu?