Ob es Kräfte wirklich gibt, ist eine philosophische Frage.Wir können ja nur ihre Wirkung auf Materie beobachten. Was also eine Kraft und was eine Scheinkraft ist, hängt von den gewählten Definitionen ab. Für Newton war die Trägheit (und also die Zentrifugalkraft) eine wirkliche Kraft, die der beschleunigte Körper der Beschleunigung entgegensetzt. In den meisten Schulbüchern heute ist die Zentrifugalkraft nur noch eine Scheinkraft: der frei fallende Apfel in der rotierenden (luftleeren) Raumstation bewegt sich geradlinig gleichförmig, weil keine Kraft auf ihn wirkt. Nur für den mitrotierenden Beobachter in der Raumstation sieht es so aus, als ob der Apfel fallen würde: in Wirklichkeit bewegt sich der Boden auf seiner Kreisbahn aber dem Apfel entgegen. Die einzige wirkliche Kraft in diesem Bild ist die Spannung der Speichen, die den Boden auf seine Kreisbahn zwingen.
Im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie ist die Gravitation eine Scheinkraft. Ein geworfener Stein oder ein Planet auf seiner Umlaufbahn bewegen sich kräftefrei, nur der Raum ist verbogen. Ob die Zentrifugalkraft eine Scheinkraft ist, ist unklar, weil man nicht sagen kann ob die Station rotiert, oder ob sie stillsteht und das ganze übrige Universum sich um sie dreht: die Gesamrgravitation des rotierenden Universums würde genau wie die Zentrifugalkraft wirken (soviel zu "und sie dreht sich doch", jeder darf sich als Mittelpunkt fühlen).
Tatsächlich gibt es in einem genügend kleinen Volumen und während eines genügend kurzen Zeitraums keinen feststellbaren Unterschied zwischen Gravitation und Zentrifugalkraft. Ohne Fenster würde einem also nicht schwindlig werden, und auch ein Jongleur würde keinen Unterschied erkennen. Erst wenn man Strecken von der Größenordnung der Raumstation oder Bewegungen nahe der Rotationsgeschwindigkeit betrachtet, merkt man Unterschiede.
Ein genau mit der Umlaufgeschwindigkeit nach hinten geworfener Körper steht (relativ zum Universum) still, und hat daher keine Veranlassung, irgendeine Bewegung auszuführen, ob innerhalb oder ausserhalb der (luftleeren) Raumstation. Er würde also im gleichen Abstand von der Nabe einfach stehen bleiben, wäre also für einen mitrotierenden Beobachter "schwerelos". In einer Raumstation mit 100 m Durchmesser, die sich in 20 Sekunden einmal um die Achse drehen müsste um 1g zu erzeugen, würde er mit ca 100 km/h über die Landschaft rasen. Beim Tennismatch wären also Fangnetze Pflicht! Ist die Station mit Luft gefüllt, würde die mitrotierende Luft natürlich wie ein Wind mit 100 km/h wirken, und den Ball rasch an die Umlaufgeschwindigkeit anpassen, wodurch er wieder der Zentrifugalkraft unterliegt.