Hallo an alle, die sich für dieses Thema interessieren,

meine Antwort ist etwas lang geworden, aber vielleicht ist das ja für manche gerade so genau gut.

Die richtige Organisation für einen Schüleraustausch zu finden, ist wirklich nicht leicht, wenn man sich mit diesem Thema noch nie beschäftigt hat. Daher ist es sehr wichtig, dass man sich frühzeitig, also mindestens 1 Jahr vorher mit den verschiedenen Anbietern beschäftigt.

Meiner Meinung nach sollte man dabei nicht in erster Linie auf die Preise achten. Sicherlich ein Austauschjahr ist nicht billig und man will/kann natürlich nicht mehr ausgeben als nötig. Der Preis sollte aber keinesfalls das wichtigste und absolut überhaupt nicht das einzige Auswahlkriterium für eine Austauschorganisation darstellen!!! Im übrigen gibt es auch zahlreiche Stipendien. Auf manche bewerben sich sogar nur sehr wenige Schüler (z. B. auf Stipendien, die den Austausch mit Osteuropa unterstützen).

Viel wichtiger ist es, sich darüber zu informieren, welche Philosophie die jeweilige Orga vertritt. Also, worum geht es ihnen bei diesem Austausch? Wollen sie Geld damit verdienen oder geht es ihnen wirklich darum, kulturellen Austausch und die Persönlichkeit des einzelnen Austauschschülers zu fördern? Ich würde immer empfehlen, sich auf der Seite des AJA über die gemeinnützigen Austauschorganisationen zu informieren.  http://aja-org.de/

Ein Austauschjahr ist ein großes Abenteuer, eine wahnsinnig tolle Erfahrung, aber auch eine große Herausforderung für einen jungen Menschen, der noch nie so lange allein von zu Hause weg war und in einem Austauschjahr Situationen und Probleme zu meistern, die er sich vorher nicht einmal im Traum hätte vorstellen können. Daher ist es von zentraler Bedeutung, dass die Schüler von ihrer Organisation gut vorbereitet, während des Jahres gut betreut und nachher auch nachbetreut werden. Denn manchmal ist es sogar noch schwerer, sich hinterher wieder in Deutschland zurecht zu finden, als im Austauschland.

Was ist weniger ausschlaggebend?

Man sollte eine Organisation nicht auswählen, wenn die Gastfamilien dafür bezahlt werden (Haushaltskostenzuschüsse sind eine andere Sache).

Völlig unnötig ist es auch, sich eine Region auswählen zu können. Denn die Region sagt absolut überhaupt nichts darüber aus, ob man dort ein schönes Austauschjahr verbringen wird, denn in erster Linie sind die Menschen, mit denen man in diesem Jahr seine Zeit verbringt, ausschlaggebend für ein gutes Austauschjahr.

Auch sollte es nicht darum gehen, wie viele Reisen eine Organisation innerhalb eines Austauschjahres für die Schüler organisiert, und ob diese extra bezahlt werden müssen. Um zu reisen, braucht man kein Austauschjahr zu machen. Das kann man wann anders viel besser.

Worüber sollte man mal nachdenken?

Viele Schüler wollen immer nur in die USA, nach Australien oder Kanada. Aber ist die Sprache wirklich so wichtig? Ein Austauschjahr zu machen, nur weil man perfekt englisch sprechen lernen will, um gute Karrierechancen zu haben? Ist es nicht so, dass englisch sprechen zu können heute eigentlich nichts besonderes mehr ist?

Meiner Meinung nach geht es in einem Austauschjahr vielmehr darum, die Kultur des Gastlandes wirklich kennen und auch verstehen zu lernen. Das heißt, auch mal Dinge zu machen, die man sich vorher nie hätte vorstellen können zu tun. Mal mit der Gastoma in die Kirche zu gehen, sich von seiner neunjährigen Gastschwester bei den Hausaufgaben helfen zu lassen, gegrillten Rinderdarm zu essen, mit seiner Gastomutter zum Aerobic zu gehen oder mal an einem Schönheitswettbewerb teilzunehmen. Es geht darum, selbst an den großen Herausforderungen in einem Austauschjahr zu wachsen. Die Erfahrung zu machen sich einmal nur mit Mimik und Gestik zu verständigen. Sich mit zwei Gastschwestern ein Zimmer zu teilen. Oder damit umgehen zu können, in den gleichen Jungen verliebt zu sein, wie die Gastschwester. Es geht darum, Freunde fürs Leben zu finden. Es geht um die kleinen Momente. Es geht darum, mit seinen Mitschülern zusammen auf dem Schulhof zu sitzen, Mate zu trinken und geröstete Sonnenblumenkerne zu essen. Es geht darum, neben seiner Gastschwester im Bett zu liegen und dem Regen zuzuhören. Es geht darum zu versuchen seinem Gastvater ein deutsches Weihnachtslied zu singen beizubringen. Es geht darum mit dem Gasthund zusammen zur Schule zu laufen oder eine Schuluniform zu tragen.

Kurz gesagt, es geht darum, einmal ein Jahr alles ganz anders zu machen, als man es von zu Hause gewohnt ist. Ein Austauschjahr prägt einen für das gesamte weitere Leben, egal wo man war!

Ich selbst war übrigens vor mittlerweile 10 Jahren selbst Austauschschülerin mit YFU in Argentinien. Das ist eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Ich wäre heute nicht so, wie ich bin, wenn ich das nicht erlebt hätte. Das heißt nicht, dass immer alles super war. Dieses Jahr war auch manchmal ganz schön anstregend. Aber die meisten Tage waren einfach wunderschön und eben einfach mal ganz anders.



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