Bakterien lieben schöne lange Fingernägel (Artikel gefunden in Die Welt) Experimente an der University of Georgia geben Grund zur Sorge. Doch weitere Studien ergaben, das sich jeder dritte Amerikaner nach dem Gang zur Toilette nicht die Hände wäscht Lange Fingernägel, auch künstliche, mögen noch so aufwendig lackiert, gefeilt und poliert sein - es sind Bakterienschleudern. Denn trotz sorgfältigem Bürsten, Waschen und Seifen der Finger bleiben unter den Nägeln zahlreiche Krankheitserreger versteckt, wo sie sich munter vermehren. Das geht aus einem Experiment hervor, das Michael Doyle mit seinem Team von der University of Georgia an Freiwilligen durchführte (Quelle: New Scientist, 27.7.02). Die Wissenschaftler schoben Testpersonen winzige, mit Kolibakterien verseuchte Fleischpartikel unter die Nägel. Danach sollten die Nägel gesäubert werden. Wie von den Wissenschaftlern vorausgesehen, war der Sauberkeitsgrad deutlich höher, wenn die Probanden sich nicht nur Hände wuschen, sondern zusätzlich zur Nagelbürste griffen. Doch so richtig rein wurden nur die kurzen Nägel. Bei den langen Krallen fanden die Forscher noch reichlich Bakterien. Dass lange Nägel aber nicht nur theoretisch ein Krankheitsrisiko darstellen, zeigt ein Fall aus Glynn County im US-Bundesstaat Georgia vor zwei Jahren. Damals erkrankten mehr als 200 Personen an einer schweren viralen Magen-Darm-Infektion. Die Spur des Virus wurde akribisch zurückverfolgt - und endete bei einer Bäckerei-Angestellten, unter deren künstlich verlängerten Nägeln der Erreger verborgen war. Mediziner Doyle plädiert für gesetzliche Vorschriften, um die im Lebensmittelsektor und Gesundheitswesen tätigen Personen zu kurzen Nägeln zu verpflichten. Das allein dürfte aber noch nicht ausreichen. Die Hände müssen auch regelmäßig gewaschen werden. Doch da hapert es offenbar. Eine Studie der American Society for Microbiology vor knapp zwei Jahren ergab: Ein Drittel aller Amerikaner wäscht sich nach dem Gang zur Toilette nicht die Hände. Obwohl in der Untersuchung 95 Prozent behaupteten, dies immer zu tun. "Das ist ein zunächst amüsantes Ergebnis, aber die Konsequenzen sind ernst", sagt Studienleiterin Dr. Judy Daly. Denn je mehr Menschen dafür sorgen, dass Krankheitskeime sich nicht ausbreiten können, desto weniger Antibiotika müssen eingesetzt werden und desto geringer ist das Risiko von Resistenzen - und umgekehrt. Für Deutschland liegen keine aktuellen Daten zum Thema vor, dafür gibt es erhellende Statistiken aus England: Auch bei den Briten ist das Händewaschen nach dem Toilettengang nicht allgemein verbreitet - jeder dritte Mann und jede sechste Frau verzichtet darauf, viele sogar, wenn sie anschließend Essen vorbereiten. Häufigstes Argument: Die Hände würden doch sauber aussehen.

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