Zum Zeitpunkt dieses Textes ist es 8:25. Ich sitze nun seit über 11 Stunden am PC, habe die Nacht duchgemacht, kein Auge zugedrückt.
Trotz meiner mittlerweile konstanten, melanchonischen Stimmung bleibt die Frage offen, über deren potenzielle Antwort ich seit diesen ~11 Stunden überlege.
Ich habe nun erfolgreich die Abendschule mit der mittleren Reife beendet - doch dieses Ergebnis ändert nichts an meinen Überzeugungen, Zielen oder Motivationen.
Kurz gesagt: Niemand auf dieser Erde kann mich dazu bewegen, einer Arbeit nachzugehen. Ausbildung oder wie auch immer, vollkommen gleichgültig.
Meine zwei letzten Psychologen haben es sehr vorsichtig mit einer Anpassungsstörung beschrieben, aber meine Überzeugung liegt unendlich mal tiefer, als dass jemals ein Mensch meine Meinung ändern wird. Das hat auch die letzte Psychologin erfahren, als sie mir sagte, dass es ihr selbst nach etwa 9 Sitzungen noch nicht gelungen ist, meine Gründe auch nur zu erfassen.
Ich war noch nie eine Person, die viel vom "Leben" gehalten hat. Befriedigung in einer Arbeit? Nein, nicht bei mir. Ich leide an einem wahn- und krankhaften Stolz und mein Ego ist selbst für mich unbezwingbar. Das ist das Problem - ich bin mein eigenes Problem.
In jeder Sekunde kämpfe ich gegen meine eigene emotionale Unterdrückung - wie soll ich dann einer Ausbildung o.ä. nachgehen?
Vor einer Woche habe ich versprochen, zumindest eine vollständige Bewerbungsmappe anzufertigen. Nun sitze ich hier, habe überlegt, es jetzt zu tun. Doch umso mehr ich über diese angebliche Zukunft nachdenke, umso unwichtiger wird sie und umso stärker wird mein Wille, meine Entscheidung und letztendlich wieder meine Überzeugung: Ich bin nicht nur nicht die Person für ein solches Leben, nein, ich bin kein MENSCH, der ein normales Leben leben kann.
In dieser erbärmlichen Verzweiflung wende ich mich nun also schon tatsächlich an eine solche Plattform. Nicht, weil ihr meinen Kampf bewerten oder kommentieren sollt, sondern viel mehr um mir wenigstens Optionen darzulegen.
Denkt über das folgende, was ihr wollt, nichtsdestotrotz es der 100%igen Wahrheit entspricht: Aber wie lebt es sich eigentlich so als Mönch in Tibet? Sollte ich vielleicht eine Bank ausrauben und mir irgendwo auf einer kleinen Insel eine Hütte bauen und von dem Leben, was ich finde?
Man könnte es als eine Art fanatischen Daoismus beschreiben. Meine Existenz ist erfüllt genug, wenn ich einfach nur beobachte. Mir genügt es, einfach zu leben.
Welch Ironie, aber im Film Fluch der Karibik wurde gesagt "Der Trick ist es, ewig mit sich selbst leben zu können." Ich glaube, ich habe dies perfektioniert. Ich bin nicht so lächerlich stark an meine Defensivmechanismen und Emotionen gebunden wie jeder andere Mensch. Ich brauche keinen Führerschein oder ein Auto. Ich brauche kein Haus, keine tolle Kleidung, keinen Job, wofür auch? Ich bin für mich selbst das einzige und einzig würdige. Und genau diese Würdelosigkeit allem anderen, wie ich es sehe, hindert mich.