Eine einfache und doch so schwierige Frage…
Eine Entwicklung – von wo nach wohin? Dass dieses archaische Instrument der Aboriginals schon seit Jahrtausenden existiert, steht außer Frage – seit der „Entdeckung“, dass dieser von Termiten ausgehöhlte Stamm mit entsprechender Lippen und Anblastechnik zum Klingen gebracht werden kann…Kein Didgeridoo bzw. Yidaki, wie es von den Aboriginals genannt wird, ist wie ein anderes – alles Unikate – mit unterschiedlichen Klangeigenschaften – je nach „Rohr“-Geometrie, Länge, Alter, Behandlung, … hat es einen „Grundton" und lässt verschiedene „Huptöne“ bzw. „Toots“ zu, die entstehen wenn es wie ein Alphorn angeblasen wird. Es gibt hohe, mittelere, Tiefe Töne, Yidakis, die sich schnell (rhythmisch) spielen lassen, manche, die ‚Tieftöner sind etwas schwerfälliger und reagieren nicht so schnell auf Änderungen der Spielweisen…Das war und ist schon seit jeher so …
Keine „Entwicklung“ in dem Sinn.
Je nach Anlass es zu spielen gibt es ein anderes, spezielles, geeignetes Didgeridoo. Hinsichtlich der Spielweisen gibt es allerdings gravierende Unterschiede. Es gibt die „Puristen“, die sagen, dass nur die Spielweise der Aboriginals, die eine jahrtausende alte Entwicklung durchzogen hat, so alt wie das Instrument selbst, die einzig „richtige“ Art ist, es zu spielen. Welch ein „Außenseiter“ kann sich also anmaßen, dies noch „verbessern“ zu wollen. Wenn man als „Nicht-Aborigine“ diese Klänge hört tut man sich eine Weile schwer, Gefallen daran zu finden, denn diese Arhythmien sind unseren „westlichen Ohren“ fremd. Von dieser „Old-School“-Spielweise leiten sich jedoch alle anderen Spielweisen ab – und das ist es, was man als Entwicklung ansehen könnte – nicht wirklich das Instrument selbst, das von Termiten ausgehöhlte, „authentische Didgeridoo“ einer bestimmten Eukalyptusart, die von den Termiten bevorzugt wird,…oder handwerklich / industriell hergestellt aus beliebigem (Hart-)Holz:In „Sandwichbauweise“ (Stamm der Länge nach aufgesägt oder gespalten, ausgehöhlt - und die 2 Schalenhälften wieder zusammengeklebt)oder über die gesamte Stammlänge aufgebohrt…Klanglich hört man „auf den 1. Ton“ keinen wirklichen Unterschied – erst mit der Zeit / Erfahrung hört man tatsächlich den rauen,harten, knatternden, archaischen Klang eines Eukalyptus aus anderen Didgeridoo-Holzarten heraus. Die Aboriginals bewahren ihre „Old-School“-Spielweise in ihren Familien-Clans.Der bekannteste wird wohl Djalu Gurruwiwi sein – der „Custodian“ bzw. der Hüter des Didgeridoo (als einer von vielen) – eine Art „Papst“ des Didgeridoos, der die Geschichte, die Entwicklung, … einfach alles über das Didgeridoo / das Yidaki kennt, weiß, erhält, bewahrt und unterrichtet – sowohl was die Herstellung / bzw Vervollkommnung (Tuning auf den idealen Ton des hohlen Stammes) angeht als auch / und vor allem: die Spielweise, die sich auch von Clan zu Clan unterscheidet.V.a. die Jungen Aboriginals orientieren sich an dem was „gefällt“ und spielen „gängige“, auch für europäische Ohren rhythmische oder langsamer-getragene Stücke. Viele Europäer haben sich in Ermangelung an Lehrern das Didgeridoo-Spiel selbst beigebracht – durch Hören und Nachahmen – was sich gut anhört – wobei ein Aborigine eher mitleidig lächelt, für dessen Ohren sich dies völlig „falsch“ anhört. Clash der Kulturen – aber man achtet und respektiert sich gegenseitig – und das ist es letztendlich was auch verbindet, Musik verbindet – oder (friedlich) trennt.„Musik“ wird als störend oft empfunden… dieweil sie mit Geräusch verbunden“ (Wilhelm Busch) - Alles Geschmackssache – jeder findet aber seinen Weg – und genau der ist dann individuell der „richtige“ – es soll letztendlich Spaß machen.