Was tun, wenn die Liebe an die Tür klopft?

So ähnlich kann man es vielleicht ausdrücken, was mir passiert ist. Meine Nachbarin klopfte einen Tag vor meinem Umzug an meine Tür und offenbarte sich, in mich verliebt zu sein. Wir haben zuvor etwa sechs Monate als Nachbarn verbracht. In dieser Zeit hätte Sie mir viele Signale gesendet um Ihr Interesse zu bekunden. Da sie(33) wesentlich jünger als ich(43) ist, habe ich darin nicht mehr als Nettigkeiten gesehen. Nach meinem Umzug wäre Sie mir aus Ihrer Sicht am liebsten gleich nachgereist und wäre bei mir eingezogen. Ich habe Ihr in mehreren Gesprächen verständlich machen können, dass dies nicht meiner Vorstellung von einem Beziehungsaufbau entspricht und dass ich das nicht möchte. Ich habe Ihr offen gesagt, dass ich an ihr durchaus interessiert bin, sich für mich aber die Liebe Hand in Hand mit wachsendem Vertrauen entwickeln sollte. Dies bedingt, dass wir uns öfters sehen.

Um es auf den Punkt zu bringen, ich stehe mit mir in Konflikt zum einen nicht blauäugig ausgenutzt zu werden und zum anderen mein Herz zu öffnen. Dass ein wunderschönes Mädchen an die Tür klopft und sich daraus eine Romanze mit Happy End entwickelt, sollte eigentlich aus Hollywood kommen... sowas passiert im wirklichen Leben für gewöhnlich nicht. Andererseits, wenn man sich wahre Liebe wünscht, so wieder jeder eigentlich, und es passiert wirklich, wie töricht muss man dann sein, es nicht zuzulassen?

Wie würdet Ihr weiter vorgehen?

Zu mir: Ich (Migrationshintergrund) bin seit einigen Jahren geschieden und habe zwei volljährige Kinder. Mein kleines Heimatdorf habe ich berufsbedingt verlassen und versuche nun in einer Großstadt fußzufassen. Was nicht einfach ist, wenn man noch absolut niemanden kennt. Beruflich und finanziell würde ich mich als stabil zuordnen. Was das Herz angeht, nun ja... in einer kurzen Beziehung nach der Scheidung habe ich mir Bindungsangst attestieren lassen, genauso wie sehr emphatisch und reflektierend zu sein.

Zu Ihr: Eine junge, sehr attraktive Person mit ebenfalls Migrationshintergrund. Sie spricht kein deutsch. Hat einige Jahre in London gelebt, so können wir uns nur auf Englisch unterhalten. Kurz nach meinem Auszug hat sie einige Wochen in Ihrer Heimat bei Ihren Eltern verbracht und wohnt z.Zt. in Deutschland bei Freunden. Soweit ich weis, hat Sie kein geregeltes Einkommen und lebt von Ihren Ersparnissen. Ich habe inzwischen einen Einblick in Ihre Konflikte nehmen können. Aufgrund von Druck von Ihrem Freundes- und Verwandtenkreis wollte sie die junge Beinahebeziehung am Anfang gleich beenden, was Sie auch tat. Entschied sich aber nach mehrmaligen Versuchen doch anders. Dass Sie in dieser Zeit hin- und hergerissen wurde, erscheint mir in meiner Wahrnehmung als plausibel und glaubhaft. Insgesamt empfinde ich Ihre aktuelle Situation jedoch als kompliziert.

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Danke für eure Antworten. Spätestens aus meiner kurzen Beziehung nach der Scheidung weiß ich, dass man (mindestens!) ein halbes Jahr braucht, um eine Person ansatzweise kennenzulernen. Dabei sollte man sich im Durchschnitt durchaus einige Male in der Woche gesehen haben. Leider wohnen wir inzwischen knapp 400km voneinander entfernt. Das macht es eigentlich unmöglich, aneinander richtig kennenzulernen. An den seltenen Wochenenden wo wir uns sehen würden, wäre ohnehin alles rosarot. Sie wäre wie gesagt, sofort bereit zu mir zu ziehen, wogegen ich mich aber sträube. Mit jemandem gleich zusammen zu wohnen, ohne die wahre Intention zu kennen kommt mir wie russisches Roulette vor. Das ist die eine Stimme... Die andere Stimme sagt mir, dass die Liebe ohnehin ein Wagnis ist. Sobald man sich öffnet ist man verletzbar. Ohne die Schutzschilde herunterzulassen, kann ich sie nicht in mein Leben "beamen" ( ja, ich oute mich hier als Trekkie :) ). Dass sie gleich bei mir einzieht, beschleunigt ledig das herausfinden, ob es passt oder nicht. Im gestrigen Telefonat hatte ich das Gefühl, dass sie von mir noch einmal erwartet hat, sie zu mir zu bitten. Ich habe Ihr lediglich einen kurzen Besuch angeboten. Heute Abend hat Sie mir geschrieben, dass sie unterwegs in ihre Heimat, zu Ihren Eltern ist. Meine Frage, ob ich sie enttäuscht habe, in dem ich sie lediglich auf einen Besuch und nicht zu mehr eingeladen habe, blieb von ihr unbeantwortet. Ich hoffe morgen mit Ihr telefonieren zu können. In wie fern wäre ich schuldig, wenn sie sich was antut? An Ihren Handgelenken waren Spuren aus längst vergangenen Tagen.

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