Wie man ins Visier der Stasi kam war vollkommen undurchsichtig. Selbst bei der eigenen Familie und der Verwandtschaft musste man sehr vorsichtig sein.
Ein kleines (lächerliches) Beispiel aus der Schulzeit:
1969 kam Elvis mit "In the Ghetto" in die Hitparaden. Weil wir das in der damaligen Klasse 9, in der Deutschlandfunk Hitparade super fanden, haben alle aus der Klasse auf einer Postkarte unterschrieben und eine Wertungskarte an den DLF geschickt, damit Elvis wieder in der nächsten Woche unter die Top10 kommt.
Die Postkarte wurde von der Stasi abgefangen und tags darauf standen 3 Stasileute, der SED-Vorsitzende, der Direktor und der Klassenlehrer vor der Klasse. Nachdem sie ein Riesen-Tam-Tam veranstaltet hatten und wir alle zu potenzielle Staatsfeinde erklärt wurden, brauchte man natürlich einen Anstifter. Der war auch schnell gefunden. Man hatte sich den Pfarresssohn (Der sowieso schon immer ein Dorn in den Augen der Parteideppen war) gegriffen und ihm mitgeteilt, das er nach diesen Vorfall nicht zum Studium zugelassen wird.
Der Klassenlehrer bemerkte, das wir noch mal Riesenglück haben und damit die Sache ad Akta gelegt würde, wenn es keine weiteren Beanstandungen mehr gäbe und wir einen sehr guten Jahrgangs-Abschluss präsentieren würden. Diese Geschichte war wie ein Lauffeuer im ganzen Kreis dann rum und viele sahen unsere Klasse so, dass solch eine belanglose Sache die Stasi und die Schulleitung mal richtiggehend lächerlich gemacht hat.
Welche späteren Auswirkungen für uns alle das hatte, haben wir nur erahnen können. Allerdings anmerken lassen haben sich die Parteibonzen und deren Helfershelfer es uns noch oft. Die Ironie der Geschichte war dann viel später, das drei aus der Klasse zu DDR Zeiten SED Bürgermeister wurden. In wieweit da die Stasi die Finger mit drin hatte wurde nie bekannt.
Aus heutiger Sicht betrachtet, haben die DDR-Kommunisten die paramilitärischen Naziorganisationen unter anderen Vorzeichen 1:1 übernommen und sich dabei noch gerühmt, was sie für einen besseren Saat aufbauen!