Jeden lieben Menschen, der auf mein „Problem“ geantwortet hat, möchte ich erst einmal meinen Dank aussprechen. Schön, dass es Euch gibt. Dios tu bendiga!
Ich wohne mit meiner Adoptivtochter in der Dominikanischen Republik und musste die letzten Jahre alles alleine regeln. Es ist wahr, dass ich Gott danken muss, dass sie ein so lieber Mensch geworden ist. Ich habe nichts gegen die Kirche, ganz im Gegenteil. Ich suche auch Trost im Gebet. Meine Eltern haben mich als evangelische Christin getauft. Hier zählt die Taufe nicht, da man ja als Kleinkind nicht zu Gott sprechen konnte. Das haben die Eltern oder Paten für uns getan. Nur konnten wir mit 14 einer Konfirmation zustimmen oder nicht. Aber, hier bei uns ist alles zu extrem. Die Mitglieder der Kirche nenne sich Christianos, die hier in der Dominikanischen Republik sehr angesehen sind. Ich bin auch öfters mit in die Kirche gegangen, habe an Veranstaltungen der Kirche teil genommen. Ich weigere mich, in einen Fluss mit den Gemeindemitgliedern zu gehen, um dort, durch komplettes Untertauchen, die Taufe zu empfangen. Mayra fährt jeden Mittwoch eine halbe Stunde mit dem Bus um in einem Campo mit den kleinen Kindern die Bibelstunde abzuhalten. Von den kleinen Kindern bekommt sie dann ein Blühmchen geschenkt. Gegen Abend wird mit den anderen Kirchenmitgliedern gebetet. So gegen 22.30 Uhr kommt sie wieder nach Hause. Ich habe immer Angst, weil es auf den Straßen in der Dunkelheit sehr gefährlich ist. Ich bin in einem „Drittweltland“ ausgewandert, um die Perfektion von Deutschland nicht mehr jeden Tag vor Augen zu haben. Wir haben hier schon sehr schöne Zeiten erleben dürfen und das größte Geschenk war für uns unsere Mayra. Sie kam aus ganz armen Verhältnissen.
Die Dominikaner suchen in der Kirche ihren Halt. Aber wenn Gott ihnen Kraft gibt, damit sie arbeiten können und dadurch auch Geld empfangen, dann frage ich mich, warum sind sehr viele Dominikaner so faul. Die Kriminalität ist sehr hoch bei uns, da man ja durch „Klauen“ schnell ans Geld kommen kann. Sehen alle Ausländer als Millionäre an und betteln steht an erster Stelle. Auch das ist ein Problem.
In der letzten Woche wurde in der Gemeinde ein Dominikaner entlarvt, der viele von den Gemeindemitgliedern betrogen hat. Doch für Mayra sind alle Menschen gut. Sie gibt und gibt und gibt. Wir --- leben von der Witwen- und Waisenrente, was nicht immer leicht war. Ich konnte ihr trotzdem eine gute Schulausbindung geben, habe meinen Lebensstandard den Dominikaner ein wenig angepasst. Man bekommt hier eine andere Lebensqualität und wird durch vieles Schöne belohnt.
Durch die vielen Antworten habe ich erst recht gemerkt, dass ich glücklich und dankbar sein müsste. Ich habe nie Kinder bekommen und bin auch heute noch der Meinung, dass Gott mir meine Mayra gegeben hat. Und dafür danke ich ihm. Nach wie vor habe ich nichts gegen die Kirche. Aber wenn man sich während der Predigt auf den Boden schmeißt, fast epileptische Anfälle bekommt, in einer Sprache spricht die keiner versteht, dann kann ich dem nichts mehr abgewinnen. Ich habe nur Angst, dass meine Mayra dadurch das „Normale“ Leben vergisst. Vielleicht muss ich es annehmen, es ist ihr Leben, sie ist glücklich dabei, aber sie muss auch mein Leben, so wie ich es lebe als Christin, akzeptieren. Vielleicht finden wir einen Weg der uns Beiden gerecht wird.