Unsere Drogenpolitik stammt noch aus dem frühen 20. Jahrhundert. Bitte einmal aktualisieren, denn es ist an der Zeit. Wenn ein erwachsener Mensch zum Feierabend einen Joint raucht, richtet er damit keinen Schaden an. Er ist auch kein Junky, genau so wenig wie jemand der abends ein Glas Wein trinkt. Die Gefahren sind in etwa vergleichbar, wenn auch auf völlige andere Art und Weise.
Wir haben über 4 Millionen Deutschen, die kiffen und außer in anonymen Umfragen nirgendwo aus der Masse hervor stechen. Trotzdem gehen wir davon aus, dass etwas ganz Schlimmes passieren würde, wenn diese Menschen keine Kriminellen mehr wären. Dabei ist es eine Illusion, dass ein Verbot z.B. etwas an der Verfügbarkeit ändern würde.
Jeder der will, der kann. Die "abschreckende Wirkung" findet nur in den Köpfen der Politiker statt. Das ist ein beliebtes Argument, was sich aber nicht empirisch nachweisen lässt - weder in Deutschland, noch in den Niederlanden, noch in den USA. Also sollte man langsam aufhören, es gebetsmühlenartig zu wiederholen. Wenn es uns also um Jugendschutz geht, müssen wir uns dringend andere Wege überlegen - aber nicht behaupten, es sei alles gut und man müsse nur weiter machen. Denn das ist eine Farce.
Apropos Farce: Dank unserer Medienberichterstattung herrscht ein Bild vom "typischen Kiffer" vor, was so nicht der Realität entspricht. Kiffer sind in allen Gesellschaftsschichten zu finden. Nur hat es der erfolgreiche Mensch nicht nötig, sich bei RTL Aktuell oder Explosiv zu präsentieren. Im Gegenteil, derjenige hält den Ball flach, raucht abends sein Pfeifchen und belässt es dabei. Bei 'Loosern' sieht das anders aus, die wittern hier ihre 10 Minuten Ruhm. Und die Medien haben wenig Interesse an "Max Mustermann", durchschnittlich bis erfolgreicher Bürger, Kiffer". Denn das ist unspektakulär. Da muss schon irgend etwas außergewöhnliches her, sonst ist es keine Meldung wert. Das ist nicht von mir erfunden, das weiß ich von einem Bekannten aus der Schweiz, der sich dort geoutet hat. Der hatte es trotz Outing während der Volksabstimmung dort regelrecht schwer, in die Medien zu kommen - sie wollten jemand, der das Klischee bedient! Also löst euch bitte von euren Klischees, denn die Welt folgt nicht der Medienlogik.
Unterm Strich bleibt für mich folgendes übrig: Ein Jugendschutz findet nicht statt, indem man Erwachsene kriminalisiert. Im Gegenteil, die Kriminalisierung verhindert eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema, sie schafft Tabus. Warum ist also ein erwachsener Mensch, der sein Leben vorbildlich lebt, nur wegen eines Joints am Abend ein Krimineller? Das konnte mir bisher keiner erklären. Und bis dahin bin ich für eine Änderung unserer Gesetze.