seiner Nähe zum "Lallen" aus dem Sprachgebrauch des Pietismus schwer zu übertreffen ist. Dass in einer Welt rasend wachsenden Reiseverkehrs, ständigen Austauschs, hemmungsloser Kommunikation Mischformen auftauchen, Unreines gehäuft auftritt, ist doch wohl selbstverständlich. Lollen, wie der Schnabel gewachsen ist Wer die Sorge um die Sprache an den Kampf gegen Anglizismen knüpft, begibt sich vor allem der Chance, mit den Sprechern zu denken statt gegen sie. Er zieht sich in einen Schmollwinkel zurück. Dabei beweist die deutsche Sprache ihre ungebrochene Kraft schon dadurch, dass Anglizismen im Regelfall als solche zu erkennen sind. Sie erlauben Nuancen im Ausdruck, und das im Guten wie im Dummen. Das Französische hatte im 17. und 18. Jahrhundert allemal einen größeren Einfluss auf unsere Muttersprache als das Englische heute. Gewiss bereitet ein Verb wie "downloaden" grammatische Schwierigkeiten. Die Akademie für Sprache und Dichtung aber wies bereits vor Jahren darauf hin, dass es mit dem "Bausparen" auch nicht einfach ist. Entsetzlich sind jene Entwicklungen, die mit "Call a bike" und "Online-Banking" nichts zu tun haben, die sich schleichend durchsetzen und inzwischen alle Zeitungen sowie die Bücher großer Verlage verunzieren. Dazu gehören etwa das schlampige "nicht wirklich", das widerwärtige "einmal mehr", das blöde "Sinn machen", das gespreizte "Es war der Mann, der sagte", die Tendenz zum "Sie ging nach Hause, weil er war ein toller Typ", die "1980er Jahre" und dergleichen mehr. Nicht das Englische, sondern Nachlässigkeit und Gedankenlosigkeit schaden - wie in all den vergangenen Jahrhunderten auch. Bundestagsresolutionen, Wettbewerbe und Preise werden dagegen kaum etwas ausrichten können. Wem an Reichtum und Schönheit der Sprache gelegen ist, der sorge dafür, dass die klassische deutsche Literatur von Lessing bis Brinkmann gelesen wird, dass die Kinder Gedichte auswendig lernen. Skandalös ist nicht der lächerliche "Service Point", sondern die Tatsache, dass man jahrelang eine Schule in Deutschland besuchen kann, ohne Deutsch zu lernen. Spätere Historiker werden den Kampf gegen Anglizismen wohl zu jenen untauglichen Versuchen zählen, mit denen eine verängstigte Mittelschicht den Untergang ihrer Welt aufhalten wollte. Die Sprache bleibt zum Glück ein Werkzeug, das sich dem Zugriff des Einzelnen wie der Bürokratie entzieht. Herrscher des Himmels, erhöre das Lollen und lass jeden reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
UND Das ist der rest