Man kann das natürlich als verstellen bezeichnen, aber so wie man sich in Bezug auf etwas verhält, bildet ja immer nur einen kleinen Teil von dem ab, wie man sich verhalten könnte, egal in welcher Situation. Vielleicht empfindet man einfach nur die am häufigsten gebrauchte Form als normal. Weil man natürlich am meisten mit Leuten aus der eigenen Blase redet, kommt man sich selbst bei der Kommunikation mit Menschen aus einer anderen Gruppierung vielleicht etwas fremd vor, allerdings gibt man bei dieser Art der Kommunikation ja auch das wieder, was man denkt. Man ist also auch man selbst, aber durch die Seltenheit der Beanspruchung dieses Teils der eigenen Persönlichkeit kann sie auf einen so wirken, als würde man sich verstellen. „Verstellen“ ist natürlich eher negativ konnotiert, weil oft davon die Rede ist, sich zu verstellen, um sich besser darzustellen als man ist, aber in diesem Kontext hat man ja gar keine bösen Absichten. Im Gegenteil, man versucht sich dem Gesprächspartner (wenn auch manchmal notgedrungen, weil man einfach glaubt, dass der andere die eigenen Themen oder die Art, wie man meistens redet, nicht versteht) zum Wohle der Kommunikation anzupassen, und das ist doch tendenziell eher etwas Gutes.
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