Es scheint da eine Abhängigkeit zu geben.

Menschen entwickeln Überlebensstrategien, wenn sie über Zeiträume hinweg geistiger oder physischer Folter ausgesetzt sind. Sind sie dieser Tyrannei endlich entkommen triggern möglicherweise kleinste Kritiken an Person oder Verhalten diese Überlebensstrategien.

Es können emotionale Ausbrüche als Reaktion folgen (wütend, traurig, beleidigt). Umso stärker sind die Reaktionen gegenüber denjenigen, in denen diese Person Vertrauen gesetzt hat. Es wird auch häufig nicht zwischen berechtigter Kritik und unberechtigter Kritik unterschieden bzw. die Bewertung erfolgt aufgrund des aktuellen emotionalen Zustandes. Für einen Außenstehenden schwer berechenbar. Gerade bei Wutausbrüchen lassen sich dann Täter und Opfer nur schwer unterscheiden.

Eine weitere Strategie ist, Kritik generell als höchstpersönliche Meinung des anderen zu postulieren. Man ist dann sozusagen über jede Kritik erhaben, weil jeder zu allem eine eigene Meinung haben darf. Kritik ist zu einem Synonym für Meinung geworden. Und als solche kann man auch einfach über andere Meinungen hinweggehen und weitermachen wie bisher. Kritik trifft bzw. betrifft einen nicht. Diese Strategie ist womöglich sozial nicht unbedingt auffällig, wenn es nicht gerade um harte Fakten geht. Das kann auch der Grund sein warum mehrere Personen aus meinem Bekanntenkreis nach einer Therapie genau dieser Strategie folgen.

Grundsätzlich muss man den betroffenen Menschen mit Verständnis gegenübertreten. Schließlich sind diverse Folgen des Mobbings schon identifiziert. Depressionen, PTBS und Aggressivität sind nur eine Auswahl. Im schlimmsten Fall fallen die Betroffenen für eine unbestimmte Zeit oder ganz aus dem Arbeitsleben heraus mit entsprechenden Konsequenzen für sich und ihre Familie in allen Lebensbereichen.

Ich für meinen Teil würde mich mich Mobbing nie aussetzen und auch nie in Abhängigkeit zu einem ehemaligen Mobbing-Opfer begeben (Vorgesetzter, Auftraggeber). Zusätzlich würde auch in keinem Team arbeiten wollen, wenn die o.g. Strategien bei einer Person zu stark sichtbar sind. Wenn ich in einer Position bin, in der keine Abhängigkeit besteht, ist es aus meiner Sicht notwendig die betroffene Person zu unterstützen und Schaden von ihr, aber auch von ihrem Umfeld abzuwenden.

Das Thema ist ernst. Insofern kann ich Dir nur raten Dich an die Menschen zu wenden, denen Du Vertrauen kannst und Dich von den Mobbern fernzuhalten, ggf. die Schule zu wechseln. Die psychologischen Folgen sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich und insofern schwer vorhersehbar. Fakt ist: Es macht etwas mit einem. Und es liegt an Dir und Deinen Vertrauenspersonen die o.g. Strategien nicht zu konditionieren.

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